Oliver Bierhoff ist zuversichtlich, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft unter Julian Nagelsmann den Umschwung schafft und zur Heim-EM 2024 in die Spur findet.
Für Nagelsmann sei es zwar wie für jeden Bundestrainer "generell schwer, in wenigen Tagen die Mannschaft auf eine gewisse Linie zu bringen. Aber er ist natürlich einer der Top-Trainer. Er hat die absolute Kompetenz und, was ich auch schon so gehört habe, klare Vorstellungen, die er ja auch gut übermittelt", sagte der langjährige Manager der Nationalmannschaft im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de.
Nagelsmann habe seine Klasse schon bewiesen und "erfolgreich in der Bundesliga gearbeitet", so Bierhoff. "Ich habe irgendwie ein gutes Gefühl, dass die Mannschaft gerade Richtung EM jetzt Fahrt aufnimmt und drücke natürlich ganz fest die Daumen, dass wir auch so einen mentalen Wechsel hinbekommen und wieder in diesen positiven Strang kommen."
Der Trainerwechsel von Hansi Flick zu Nagelsmann "löst vielleicht gewisse Barrikaden", führte Bierhoff aus. "Das hat gar nichts mit dem Trainer davor zu tun. Es gibt eine neue Situation. Spieler können sich neu bewiesen, es gibt eine neue Einstellung. Man hat so ein bisschen das Gefühl, die Uhr wird wieder auf Null gestellt, und das kann eigentlich ein mentaler Vorteil sein."
Um wieder erfolgreich zu sein, brauche die Nationalelf "eine gewisse Geschlossenheit und Abgestimmtheit - eingespielt sein, an eine Sache glauben. Die Überzeugung, die muss da sein, die Qualität ist ja da", sagte der Europameister von 1996.
Nationalmannschaft: Hummels-Comeback ein "gutes Zeichen"
Bierhoff sieht auch das Comeback von Abwehrmann Mats Hummels positiv. "Er hat natürlich auch ein gewisses Alter, aber er zeigt ja in der Bundesliga bei Dortmund, auf welch hohem Niveau er spielen kann. Und solange das so ist, spielt das Alter keine Rolle. Insofern freue mich auch für ihn, dass er da ist. Und das zeigt dann wieder bei allen Rückkehrern: Jeder möchte in der Nationalmannschaft spielen. Das ist ein gutes Zeichen."
Joachim Löws Nachfolger Hansi Flick hatte Hummels nach der EM 2021 nicht mehr berücksichtigt. Nagelsmann holte den Routinier nun zurück. Für den nach der 1:4-Pleite gegen Japan geschassten Flick tue es ihm Leid, so Bierhoff. Dieser habe bei Bayern München gezeigt, ein "Top-Trainer" zu sein.
"Ich fand die Berichterstattung schon sehr einseitig", kritisierte Bierhoff die medialen Begleitumstände zu Flicks Entlassung als DFB-Coach. Kritik müsse man akzeptieren, "aber es wird dann alles einer Person zugeschoben, in dem Fall dem Hansi. Was ich in vielen Fällen sehr ungerecht fand, auch nicht gerechtfertigt". Angesichts der "Dynamik", die durch die Krise der Nationalelf entstanden sei, "hat man schon das Gefühl bekommen, das wird schwer, diese Stimmung, die da gerade entwickelt wird, aufzufangen."
Bierhoff ist zurzeit mit mehreren Fußball-Funktionären aus Deutschland, darunter Fredi Bobic und Max Eberl, in den USA, schaute auch kurz beim DFB-Team vorbei. Er habe sich "riesig gefreut, alle zu sehen und es ist natürlich noch vertraut", gab der 55-Jährige Einblick in seinen Besuch. Diesen habe er aber "kurz gehalten", da er aus Erfahrung wisse, dass man als Team "gerne mal kurz einen Gast hat, aber der soll auch nur kurz da sein. Und das habe ich dann auch so gehandhabt."
Bierhoff hatte von 2004 bis 2018 den Job des DFB-Managers inne, später war er Direktor und Geschäftsführer. Nach dem WM-Debakel in Katar trat er zurück.














