Hängt bei Mercedes nach den harten Streckenduellen untereinander und nicht weniger deutlichen Funksprüchen zwischen den beiden Top-Piloten Lewis Hamilton und George Russell beim Formel-1-Rennen in Japan der Haussegen schief? Der F1-Rennstall wird in Abwesenheit von Teamchef Toto Wolff deutlich.
Der eine ehemalige Formel-1-Pilot sah in Japan "Nadelstiche" von Lewis Hamilton gegen George Russell, der andere F1-Insider beschrieb eine "Crash- und Explosionsgefahr" für die kommenden Grands Prix, kurzum: An vielen Orten ging man zuletzt davon aus, dass sich das Duell zwischen den Mercedes-Piloten in den kommenden sechs Rennen noch zuspitzen und es sowohl auf dem Asphalt als auch am Funk deutlich rauer werden könnte.
Doch Mercedes selbst spielt das Thema lieber herunter. "Wir haben uns in den vergangenen Jahren angewöhnt, dass wir nicht zu viel darin hineininterpretieren, was im Eifer des Gefechts und während des Drucks im Cockpit gesagt wird", sagte Teamsprecher Bradley Lord nach dem GP in Suzuka in einer Medienrunde.
Die ungefilterten Analysen von Hamilton (u.a.: "Wir haben ohne Grund all diese Zeit verschwendet") und Russell (u.a.: "Wollen wir gegeneinander oder gegen die anderen kämpfen?") seien nur zustande gekommen, weil das Rennen in Japan eben so intensiv gewesen sei für beide.
Tatsächlich waren sich die beiden Silberpfeil-Piloten gleich mehrfach auf der Strecke begegnet, fuhren teils hart Rad an Rad. Später musste Russell dann seinen Platz an Hamilton abgegeben, der mit anderer Strategie und deshalb mit besseren Reifen unterwegs gewesen war. "Das zeigt sich dann in den Funkaussagen", so Lord weiter, der Teamchef Toto Wolff vertrat, welcher aufgrund einer Kreuzband-OP fehlte.
Formel 1: Mercedes sorgt für Klärung im Japan-Debrief
Das Wichtigste aus Mercedes-Sicht: Nach dem Grand Prix habe man zusammengesessen und ohne jeglichen Druck und in aller Ruhe die Entscheidungen, Vorkommnisse und Worte aller besprochen, betonte Lord. Ärger? Fehlanzeige!
Passend dazu hatte Russell schon kurz nach dem Suzuka-Rennen, in dem er am Ende Siebter wurde und Hamilton auf Platz fünf landete, gesagt: "Man benutzt den Funk als eine Art Ventil. Es ist so heiß im Auto, es ist ein langes Rennen, man pusht anderthalb Stunden lang, man kämpft um jeden Zentimeter." Da sei es völlig normal, dass man am Funk manchmal etwas "frustriert" sei.
Trotzdem hatte Formel-1-Experte Felix Görner in seiner sport.de-Kolumne später von "Explosionsgefahr" geschrieben. Sowohl Russell als auch Hamilton "werden nicht mehr zurückziehen", war sich der frühere F1-Reporter sicher. Der frühere Formel-1-Pilot und heutige TV-Experte Karun Chandhok hatte derweil ein angespanntes Klima bei Mercedes und "Nadelstiche" Hamiltons gegen seinen Kollegen entdeckt.


