Adrian Newey gilt als das große Aerodynamik-Genie der Formel 1 - und das schon seit drei Jahrzehnten. Dass Motorsport-Ikone Ayrton Senna 1994 in einem von ihm konstruierten Williams tödlich verunglückte, beschäftigt den heutigen Red-Bull-Chefdesigner noch immer. Wie er jetzt zugab, dachte der damals 35-Jährige über das Ende seiner Karriere nach.
Wie muss es sich anfühlen, wenn ein Rennfahrer in einem von dir konzipierten Fahrzeug stirbt? Adrian Newey muss seit dem 1. Mai 1994 mit diesem Gefühl leben. Der Unfalltod von Formel-1-Legende Ayrton Senna im Williams FW16 beim Großen Preis von Imola verfolgt das Aerodynamik-Genie bis heute.
Das Williams-Team sei nach Sennas Tod "zerrüttet" gewesen, verriet Newey im "Beyond the Grid"-Podcast. Der Brite, der damals 35 Jahre alt war, räumte ein, dass er damals über das Ende seiner Ingenieurslaufbahn nachgedacht habe: "Ich habe darüber nachgedacht, wenn du dich nicht selbst in Frage stellst und hinterfragst, was du tust. Ganz aufzuhören war absolut ein Thema."
Was den heutigen Chefdesigner des Red-Bull-Rennstalls nach wie vor umtreibt, ist die Tatsache, dass der 1994er Williams "aerodynamisch instabil" gewesen sei. Und dass daran wohl auch er einen Anteil hatte.
Newey: "Was Senna mit dem Auto geleistet hat, war außergewöhnlich"
"Wir hatten zwei Jahre lang eine aktive Aufhängung und es ist meine Schuld, dass ich die Aerodynamik durch die Rückkehr zur passiven Variante und den viel größeren Fahrhöhenbereich, völlig durcheinander gebracht habe", meinte Newey.
Der Williams sei dadurch "ein sehr, sehr schwer zu fahrendes Auto" gewesen, hielt Newey fest: "Und je holpriger die Strecke, desto schlimmer wurde es. Und natürlich war Imola eine ziemlich holprige Strecke, also war das, was er mit diesem Auto geleistet hat, außergewöhnlich."
Doch auch neben der Strecke wusste Senna Newey sofort zu überzeugen. "Ich habe mit ihm wirklich erst gesprochen, als er die Fabrik Ende des Jahres 1993 zum ersten Mal besuchte. Er wollte sich sofort das Windkanalmodell ansehen", holte der Aerodynamik-Guru aus: "Wir besuchten den Windkanal und Ayrton ging sofort auf die Knie, schaute unter das Auto, um zu sehen, was wir anders gemacht haben, warum, und so weiter, und so weiter. Er war phänomenal neugierig."
Dass Newey seine Laufbahn als Formel-1-Designer letztlich fortsetzte, ist heute wohl als Segen für die Königsklasse des Motorsports zu bezeichnen. Der Brite entwickelte im weiteren Verlauf seiner Karriere nicht nur Weltmeister-Fahrzeuge für Williams, McLaren und Red Bull, sondern trug auch entscheidend dazu bei, dass die Rennboliden sicherer wurden.


