Die New England Patriots stehen in der NFL nach drei Spielen bei einer Bilanz von 1-2 und hatten trotz guter Defensivleistungen mit Problemen in der Offense zu kämpfen. Noch sind diese nicht überwunden, doch gibt es zumindest positive Ansätze bei der Truppe um Quarterback Mac Jones.
Während die Patriots defensiv eigentlich in allen drei Auftritten der bisherigen Saison ordentliche Listungen gezeigt haben - die 24 zugelassenen Punkte gegen die Dolphins wirken angesichts dessen, was Miami in der Folgewoche angestellt hat, wie ein großer Erfolg - war es einmal mehr die Offense, die viel zu wünschen übrig ließ. Dabei war es genau diese Unit, die zulegen musste nach einer chaotischen Vorsaison.
Die Patriots hatten das Problem früh in der Offseason erkannt und mit Bill O'Brien einen erfahrenen neuen Offensive Coordinator angeheuert, der neue Struktur reinbringen sollte, nachdem es mit Matt Patricia - heute Senior Defensive Assistant der Eagles - als Play Caller und Joe Judge - heute Assistant Head Coach - als Play-Designer schlicht nicht funktioniert hat.
Nach den ersten drei Wochen der neuen Saison ist allerdings ergebnistechnisch noch keine große Steigerung zu erkennen. Doch bei genauer Betrachtung finden sich zumindest Unterschiede zur Vorsaison und positive Ansätze.
Ein zentraler Punkt für diese Offense ist naturgemäß der Quarterback. Mac Jones litt in seinem zweiten Jahr in der NFL merklich unter der fehlenden Offensiv-Expertise im Coaching Staff und machte in mehreren Bereichen Schritte zurück nach einer starken Rookie-Saison.
Nach drei Spielen lässt sich zwar konstatieren, dass er grundlegend effizienter spielt - in early Downs (1st, 2nd) kommt er derzeit auf 0,173 EPA/Play (Expected Points Added) und damit deutlich mehr als 2022 (0,016), zudem liegt sein Total QBR mit 55 klar über dem Vorjahreswert (38,4) -, doch fehlen die Ergebnisse.
Patriots: Gründe für die schwache Offense
Die Offense als Ganzes rangiert derzeit auf Rang 28 der Liga bei Punkten pro Drive, was aber auch seine Gründe hat. Nach unzähligen Verletzungen in der Offensive Line in Off- und Preseason tat man sich schwer, die richtige Kombination vor Jones zu finden. Erst gegen die Jets am vergangenen Sonntag stand erstmals die ursprünglich eingeplante Startformation nahezu vollständig auf dem Platz.
Und das merkte man vor allem darin, dass das Run Game plötzlich funktionierte. Zeke Elliott lief für 80 Yards, Rhamondre Stevenson immerhin für 59. Im Schnitt waren es damit 3,9 Yards pro Carry, die für acht der 17 First Downs im Spiel gesorgt haben. Das weiterhin schwächelnde Passspiel hatte also mehr Entlastung als zuletzt.
Was immer noch fehlt, ist jedoch Explosivität im Passspiel. Nach dem Erfolg in den Meadowlands war das große Thema bei den Patriots die Ballsecurity - erstmals in dieser Saison leistete man sich keinen Ballverlust (zuvor 4 in 2 Spielen). Und das, obwohl Jones seine längste Passtiefe (10,7 Yards im Schnitt) der Saison auflegte. Allerdings segelten seine längeren Pässe regelmäßig an möglichen Receivern vorbei.
Doch generell wird er in dieser Saison schneller den Ball los als noch im Vorjahr, wir reden derzeit von einer Verkürzung von 0,2 Sekunden, was durchaus erwähnenswert ist. Seine Pässe fliegen laut "Next Gen Stats" im Schnitt 0,8 Air Yards weiter und seine zu erwartende Completion Percentage ist um fast drei Prozent gestiegen.
Allerdings ging dafür auch sein ANY/A-Wert von 6,22 auf derzeit 5,47 runter. "Adjusted Net Yards per Attempt" gibt an, wie viele Yards ein Quarterback mit seinen Pässen pro Passversuch unter Einrechnung von Touchdowns, Interceptions und Sacks tatsächlich erzielt. Und hier spielt dann rein, dass seine O-Line bislang ziemlich wacklig war und sich noch kein Receiver wirklich in den Vordergrund gespielt hat, um mehr aus den angekommenen Pässen zu machen.
Allerdings gilt auch hier, dass er gegen die Jets keinen Sack kassiert hat. Und die 13 Pressures, die immerhin noch sehr viele sind, waren auch ein Tiefstwert in dieser noch jungen Saison.
Patriots: Mehr Erfolg durch Play Action?
Ein Thema unter der Woche war, wie man die Offense wieder explosiver machen kann, nachdem nun die O-Line, in der Right Tackle Vederian Lowe in seinem Startdebüt überzeugt hat und damit wohl diese Planstelle vor dem lange verletzten Calvin Anderson besetzen wird, vorerst vollständig ist. Und die offensichtlichsten Ansätze sind Play-Type und Play-Design.
Während der zu erwartende leichte Anstieg an RPOs pro Spiel durch die Ankunft von O'Brien eingetreten ist - derzeit versuchen die Patriots 3,3 Run Pass Options pro Partie - ist der Play-Action-Anteil deutlich zurückgegangen und liegt ebenfalls nur noch bei 3,3 pro Spiel. Im Vorjahr waren es noch fast sechs. Und das, obwohl Jones sehr effizient ist, wenn er Pässe nach Play Action wirft.
Dieser Play-Type ist besonders dafür geeignet, tiefe Pässe zu versuchen, da es dem jeweiligen Receiver mehr Zeit gibt, längere Routes zu laufen. Die Patriots nutzten es aber bislang zu selten. Jones und auch O'Brien räumten ein, dass Play Action ein Bereich ist, in dem man sich in den kommenden Spielen verbessern wolle.
Der kommende Gegner, die Dallas Cowboys (Sonntag ab 22:25 Uhr live auf RTL), könnten dafür in ihrer derzeitigen Verfassung auch genau der richtige Gegner sein. Zwar bieten sie eine ultraaggressive Front auf, die angeführt wird von Superstar-Linebacker Micah Parsons (17 Pressures, 4 Sacks), doch haben sie durch den Ausfall von Cornerback Trevon Diggs auch ihren besten Defensive Back verloren. Ein Ausfall, den sie gegen die Cardinals zuletzt nicht kompensieren konnten. Die Chance für Jones und Co., Deep Shots zu versuchen.
Das gilt im Übrigen auch für die Seite von Ex-Patriot Stephon Gilmore, der zwar immer noch zu den besseren Cover-Spielern der Liga gehört, zuletzt aber Schwächen aufwies gegen tiefe Out-Breaking-Routes. Gerade DeVante Parker wäre ein Kandidat, das auszunutzen.
Patriots: Mit Tight Ends zum Erfolg?
Und dann wäre da noch die Frage, wie sehr überzeugt die Patriots von ihren Sets mit drei Tight Ends sind. Neuzugang Pharaoh Brown legte mit seinem 58-Yard-Touchdown-Catch-and-Run gegen die Jets das bislang längste Scrimmage-Play der Patriots in dieser Saison hin. Und das kam aus 13-Personnel! Und nach Play Action! Dieses Package könnte auch helfen, um die O-Line im Blocken zu unterstützen gegen Dallas.
Insgesamt hat die Patriots-Offense noch einen weiten Weg vor sich, schafft sie es aber die größten Probleme der ersten Wochen abzustellen, sollte sie zumindest in der Lage sein, der eigenen Defense nicht mehr im Weg zu stehen.
Marcus Blumberg




































