Seit dem Ende der Saison 2021/22 befindet sich Erik Lesser im Biathlon-Ruhestand. Das allerdings nicht so richtig, denn dem Sport ist der 35-Jährige als Trainer erhalten geblieben. In seiner neuen Rolle verfolgt der zweimalige Weltmeister ambitionierte Ziele. Ganz oben auf der Agenda steht für ihn die Revolution der Schießtechnik.
Aus der absoluten Weltspitze haben sich die deutschen Biathletinnen und Biathleten in den letzten Jahren verabschiedet. Ausnahmen mal ausgenommen, haben die DSV-Schützlinge mit dem Kampf um den Gesamtweltcup nichts mehr zu tun. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Erik Lesser sieht das Schießen als ein zentrales Problem. Dieses will er in seiner Rolle als Trainer konsequent angehen.
Die Qualität am Schießstand sei derzeit "enorm hoch", sagte der Ex-Biathlet im Interview mit "chiemgau24". Vor allem Johannes Thingnes Bø und Julia Simon hätten die Latte "sehr hoch gesetzt".
Biathlon-Lehrstunde von Johannes Thingnes Bø
"Bø hat in der vergangenen Saison im Stehendschießen neue Maßstäbe gesetzt. Er setzt nach elf Sekunden den ersten Schuss, der in der Regel sauber ist. Dann geht es in einem Rhythmus von ca. 1,5 Sekunden weiter", schilderte Lesser, dem nicht als einzigen aufgefallen ist, dass Bøs Schüsse dabei "extrem sauber" sind und sein Gewehr "stets ruhig" ist.
Dies gelinge zwar auch anderen Athleten gelegentlich, aber eben nicht regelmäßig. Das verschafft dem Norweger einen immensen Vorteil, der sich am Ende auch in den Ergebnissen widerspiegelt.
Lesser will "nach acht Sekunden den ersten Schuss absetzen"
Wie also sieht die Lösung aus? "Ich habe die Vision, dass nach acht Sekunden der erste Schuss abgesetzt wird. Man stellt sich hin, legt die Stöcke weg, findet seine Position und setzt beim Absenken der Waffe den ersten Schuss", skizzierte Lesser, wohlwissend, dass dieses Vorhaben leichter gesagt als getan ist.
Allerdings ist der 35-Jährige überzeugt, dass man besagtes Ziel mit harter Arbeit erreichen kann. "Das kann man lernen. Aber dazu bedarf es zunächst einer guten Grundausbildung. Ein Verständnis für den Anschlag ist die Basis. Wie stehe ich, wie positioniere ich mich richtig. Dann geht es weiter mit dem Abzug, auch die Atmung spielt eine zentrale Rolle. Es kommen sehr viele kleine Komponenten zusammen, die in der Summe stimmig sein müssen."

