Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard ließ auf der 16. Vuelta-Etappe die Muskeln spielen und kam nach einer beherzten Attacke am Schlussanstieg als Sieger des Tages über die Linie. Ausgerechnet sein Teamkollege Sepp Kuss litt am meisten darunter. Umso überraschender waren die Aussagen des Noch-Führenden nach dem Rennen.
Der Kampf um den Vuelta-Sieg 2023 spitzt sich zu. Mit seinem Angriff auf der 16. Etappe hat Jonas Vingegaard den Rückstand auf seinen Teamkollegen Sepp Kuss in der Gesamtwertung auf mickrige 29 Sekunden verkürzt. Einen teaminternen Nicht-Angriffspakt, über den einige Fans und Experten in den letzten Tagen spekulierten, gibt es bei Jumbo-Visma offenkundig nicht.
Leidtragender war am Dienstag Kuss, dessen Rotes Trikot nun wieder auf ganz wackligen Schultern sitzt. Doch obwohl sein Traum vom Gesamtsieg wieder in ernsthafte Gefahr gerät, nimmt er die Attacke seines eigenen Teamkollegen von der sportlichen Seite.
Kuss: Vingegaard war der Stärkste
"Wir werden sehen, was passiert, aber noch gibt es ein Polster und ich will weiterhin gewinnen", sagte Kuss, für den das Finish des 16. Tagesabschnitts "zu explosiv" war, wie er erklärte.
Dass er ausgerechnet von Vingegaard in Schwierigkeiten gebracht wurde, sieht der US-Amerikaner entspannt: "Ich will die Vuelta nicht geschenkt bekommen, das wäre kein Sport für mich." Es sei "nur fair", wenn der stärkere Fahrer am Ende gewinnt: "Und Jonas hat heute gezeigt, dass er der Stärkste ist."
Kuss macht die Sache bei Jumbo-Visma "komplizierter"
Dass die Konstellation an der Spitze der Gesamtwertung eine ungewöhnliche ist, ist Kuss bewusst. Vor dem Start der Rundfahrt wurden Vingegaard und Primoz Roglic als Co-Kapitäne benannt. "Als ich dann ins Bild gekommen bin, hat es die Sache etwas komplizierter gemacht", rechtfertigte der Noch-Führende die Angriffe gegen die eigenen Mannschaftskollegen.
Wichtig sei es jedoch, "dass wir uns nicht gegenseitig jagen. Und ich glaube, das haben wir heute gemacht", sagte Kuss, der auf der 16. Etappe 1:05 Minuten auf Vingegaard verlor.