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Deutsche Leichtathletik ein Jahr vor Olympia am Boden

Der verlorene Staffelstab als Sinnbild der deutschen Performance bei der Leichtathletik-WM
Der verlorene Staffelstab als Sinnbild der deutschen Performance bei der Leichtathletik-WM
Foto: © IMAGO/Wang Lili
27. August 2023, 14:01

Ein erneutes WM-Debakel droht: Die deutsche Leichtathletik präsentiert sich in Budapest zwar besser als in Eugene. Dennoch dürfte am Ende ein historisch schlechtes Ergebnis stehen.

Gina Lückenkemper und Co. haben bislang die schlechteste WM der Geschichte hingelegt, es droht sogar ein peinlicher "Salto Nullo": Nur elf Monate vor den Olympischen Spielen liegt die deutsche Leichtathletik am Boden. Sogar die Britischen Jungferninseln konnten vor dem WM-Finale in Budapest eine bessere Medaillenbilanz als das deutsche Team vorweisen.

"Ein Trauerspiel - ohne Worte", sagte Zehnkampf-Legende Jürgen Hingsen über das deutsche Abschneiden dem SID. Einzig Speerwurf-Europameister Julian Weber besaß am Abend noch realistische Chancen, um die erste medaillenlose WM in der Geschichte des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), laut DLV-Präsident Jürgen Kessing der "Worst Case", abzuwenden.

Fünfte Plätze als beste WM-Resultate

Vier fünfte Plätze wie bei Zehnkampf-Shootingstar Leo Neugebauer waren zunächst die besten Ergebnisse, viele DLV-Athleten mischten ordentlich mit - für das große Rampenlicht reichte es aber nicht. Ein Jahr nach den Sternstunden bei der Heim-EM in München zeigte sich so auf schmerzhafte Weise, wie weit die Weltspitze enteilt ist.

In vielen Disziplinen habe man "den Anschluss verloren", räumte DLV-Sportdirektor Jörg Bügner am Sonntag ein. Mit dem allgemeinen Abschneiden und dem "Ist-Zustand" könne man "nicht zufrieden" sein: "Wir müssen schauen, wie wir in Zukunft die Distanz zur Weltspitze überwinden können." Diese habe sich "signifikant" weiterentwickelt.

Einen Vorwurf wollte Teamkapitänin Lückenkemper niemanden machen. "Wir haben hier im deutschen Team wirklich schon sehr, sehr gute Leistungen gesehen, die aller Ehren wert sind. Und das würde ich auf keinen Fall unter den Tisch kehren", sagte die Europameisterin. Doch diese "sehr, sehr guten Leistungen" reichen in der Welt nicht mehr aus.

Keine Überraschungen im deutschen Team

Chef-Bundestrainerin Annett Stein muss hoffen, dass etwa Stars wie die angeschlagenen Malaika Mihambo (Weitsprung) oder Johannes Vetter (Speer) für Paris 2024 wieder fit werden. Doch "Ausreden", hatte Bügner im Vorfeld betont, "gibt es nicht".

Auf Überraschungen hatten die Verantwortlichen stattdessen gehofft. Diese gab es jedoch nur im kleinen Rahmen - und wenn, dann performten andere stärker als die Deutschen. Zwar lieferte das DLV-Team in der Breite ein besseres Bild als im Vorjahr in Eugene ab. Dies reichte bislang aber nicht, um ganz vorn mitzumischen - wie es auch europäische Teams schafften (Spanien, Schweden, Großbritannien).

"Da müssen sich einige Leute fragen, was falsch läuft. Mir fehlt es an einem überzeugenden Konzept. Wir sind stehen geblieben, die Welt dreht sich weiter", sagte Hingsen. Auch der zweite deutsche Teamkapitän Christopher Linke glaubt nicht, "dass wir aktuell zu schlecht sind. Vielleicht ist die internationale Konkurrenz einfach zu stark", sagte der Geher. Er selbst musste das bitter erfahren: Seine zwei deutschen Rekorde über 20 und 35 km verhalfen ihm nicht zu einer Medaille, sondern "nur" zu zwei fünften Plätzen.

Hinweis für die Redaktionen: Wir senden nach Abschluss der Wettkämpfe am Abend (bis 22 Uhr) eine aktualisierte Fassung dieses Textes.

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