Den Auftakt verpatzt, den Titelverteidiger vor der Brust: Deutschlands Hockey-Weltmeister stehen bei der Heim-EM vor dem Klassiker gegen die Niederlande bereits unter Druck.
Andre Henning wollte sich mit dem überraschenden Fehlstart der deutschen Hockey-Weltmeister gar nicht lange aufhalten. "Unsere Ausgangssituation ist weiterhin die gleiche", sagte der Bundestrainer nach dem ernüchternden Auftakt bei der Heim-EM in Mönchengladbach. "Mit sieben Punkten können wir immer noch Gruppenerster werden."
So weit, so korrekt - und doch machte das 3:3 gegen Außenseiter Wales eines deutlich: Vor dem Klassiker gegen die Niederlande am Montag (18 Uhr) hat der Weltmeister noch jede Menge Luft nach oben.
"Unser Fokus wird in den nächsten Tagen auf der Defensive liegen", gab Henning die Marschroute vor und legte den Finger damit in die Wunde. An der gegen Wales teils erschreckend schwachen Verteidigung zu arbeiten, ist vor dem Duell mit dem Titelverteidiger in der Tat obligatorisch.
Der Druck ist jedenfalls unerwartet hoch. Bei einer Niederlage gegen den Erzrivalen hätte das DHB-Team das Erreichen des Halbfinals nicht mehr in eigener Hand. Dabei ist die Mission eigentlich die größtmögliche: den ersten EM-Titel seit 2013 holen und damit die direkte Qualifikation für Olympia eintüten.
Das Ergebnis gegen Wales sei deshalb genau das gewesen, "was wir nicht gebraucht haben", stellte Niklas Wellen genervt fest, ehe auch der Topstürmer den Blick nach vorne richtete: "Wir können sie schlagen, und dann geht es weiter."
Hockey-Männer freuen sich über "Wahnsinns-Stimmung"
Deutschland gegen die Niederlande: Es ist ein echtes Traditionsduell im Welthockey. Das Duell zweier dreimaliger Weltmeister, das Duell zwischen einem Überraschungsteam und einer - zumindest im Männerbereich - zuletzt nicht immer erfolgsverwöhnten Hockeynation.
In den Niederlanden genießt der Sport einen deutlichen höheren Stellenwert als hierzulande - mehr als dreimal so viele Aktive schwingen im Königreich den Stock. Und doch hat sich Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu einem veritablen Angstgegner für Oranje entwickelt.
Die Doppelolympiasieger-Generation um Moritz Fürste (2008, 2012) fügte dem Rivalen in den vergangenen zwei Jahrzehnten jede Menge schmerzhafte Niederlagen zu. Und auch im Januar dieses Jahres musste die Niederlande der DHB-Auswahl beim Jubeln zuschauen, als die sich - diesmal ohne direktes Duell - in Indien überraschend zum Weltmeister krönte.
Gegen den hochmotivierten Gegner setzt das deutsche Team am Montag besonders auf seinen Heimvorteil. "Ich hatte vor dem Warm-up schon Gänsehaut. Wenn man dann reinläuft und alle schreien, das ist schon ein besonderer Moment", sagte Wellen über die "Wahnsinns-Stimmung" am Auftaktwochenende.
Fast 10.000 Fans werden auch gegen die Niederlande im ausverkauften Hockeypark erwartet, eine für Hockeyverhältnisse beeindruckende Kulisse. "Das Abendspiel gegen Holland bei einer noch krasseren Stimmung, darauf können wir uns freuen", sagte Henning: "Wir wollen es den Fans dann natürlich auch recht machen."