Der Sommer 2023 lief für Biathlet Vetle Sjåstad Christiansen eigentlich nach Plan. Der Norweger kam ohne größerer Verletzung durch die heiße Jahreszeit und spulte unzählige Trainingskilometer ab. Ein Erlebnis verhagelte ihm jedoch die gute Laune. Eins, das er so schnell nicht vergessen wird.
Als es darum ging, seinen persönlichen Sommer-Vorbereitungsplan zu stricken, setzte Vetle Sjåstad Christiansen eine besondere Herausforderung weit oben auf die Liste. Einen Start beim so genannten "Lofoten Skyrace", einem Geländelauf über 32 Kilometer im hohen Norden Norwegens. Das hätte er besser nicht getan.
"Es war ein 32 Kilometer langer Albtraum", blickte der Norweger nun im "TV2"-Interview auf die äußerst unschöne Erfahrung zurück. Das Rennen sei noch gut für ihn losgegangen, er habe von Beginn an Gas gegeben. "Wie in einem 10-Kilometer-Sprint im Biathlon", schilderte er. Doch "das hätte ich nicht tun sollen", bekam Christiansen schnell die Quittung für sein zu hohes Anfangstempo.
Tandrevold scherzt über Christiansen-Einbruch
Als es über den zweiten Berg des Tages, den Matmora, ging, traf den Biathleten der sprichwörtliche Hammer. Nichts ging mehr. Seine Muskeln machten zu. "Ich habe sowohl Unterstützung als auch Hilfe von den Anwesenden, den anderen Teilnehmern und dem Roten Kreuz bekommen", berichtete der 31-Jährige von "Salztabletten, Bananen, Wasser und Cola", die ihm gereicht wurden: "Aber es gab kaum etwas, das geholfen hat."
Die Spitze des Eisbergs: In der Höhe wurde Christiansen plötzlich von seiner Biathlon-Teamkollegin Ingrid Landmark Tandrevold überholt. "Sie kam mit 100 Sachen vorbeigerast, als ich gerade über den Kamm getrottet bin. Ich habe angehalten, um sie anzufeuern, aber sie hat mich nichtmal angesehen. Da war ich sauer", scherzte der Norweger über die unerwartete Begegnung mit Tandrevold.
Tandrevold wiederum erklärte gegenüber "TV2", dass sie ihren Teamkollegen gar nicht wahrgenommen habe. "Nicht, weil ich so unglaublich schnell gerannt bin, sondern weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, ihn da zu sehen. Ich dachte, er wäre schon längst im Ziel", sagte die Norwegerin, die am Ende satte 35 Minuten vor Christiansen im Ziel war. "Davon werde ich lange zehren. Das ein wichtiger Sieg für mich", scherzte Tandrevold über den Triumph gegen ihren eigenen Teamkollegen.
Biathlon-Star erlebt "totalen Zusammenbruch"
Christiansen nannte das Rennen im Nachhinein die "härteste Erfahrung, die ich je im Sport gemacht habe". Es sei ein "totaler Zusammenbruch" von ihm gewesen. In den letzten zwei Stunden des Rennens habe er nur noch "einen guten, alten Spaziergang" machen können.
Besonders bitter für Christiansen: Tandrevold kostete ihren Sieg so richtig aus und informierte umgehend den Trainer der norwegischen Herren-Nationalmannschaft über ihren Triumph. So machte die Nachricht von Christiansens bitterer Niederlage schnell die Runde. "Da gab es schon eine kleine mentale Krise in diesem Sommer", witzelte der 31-Jährige angesichts der Sprüche, die er sich von seinen Teamkollegen anhören musste.