Die deutschen Vielseitigkeitsreiter holen bei den Europameisterschaften in Le Pin-au-Haras auch ohne den ausgeschiedenen Michael Jung zwei Medaillen. Sandra Auffarth glänzt dabei.
Als Sandra Auffarth die Ziellinie überquerte, brach das gesamte deutsche Team in Jubel aus. Vergessen war das tragische Ausscheiden des auf Goldkurs liegenden Michael Jung am Vortag. Die deutschen Vielseitigkeitsreiter bewahrten in Le Pin-au-Haras trotz des empfindlichen Rückschlags einen kühlen Kopf und feierten nach einem Spring-Krimi doch noch einen versöhnlichen EM-Abschluss.
Angeführt wurden sie von einer souveränen Auffarth und Viamant Du Matz. "Ich finde es beeindruckend, dass wir trotz Michis Ausfall Silber gewonnen haben. Das ist eine starke Teamleistung", sagte Auffarth nach dem mitreißenden Springen im "Versailles der Pferde": "Jeder hat sein Bestes gegeben und wollte, dass wir hier eine Mannschaftsmedaille holen. Das haben wir geschafft, da sind wir stolz drauf."
Reiten: Silbermedaille lange in Gefahr
Die deutsche Mannschaft war von Platz zwei mit einer guten Ausgangsposition ins entscheidende Springen am Finaltag gestartet. Nach dem Abwurf von Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch war die Position jedoch zunächst weg und die Silbermedaille hinter den unschlagbaren Briten lange in Gefahr.
Die französische Mannschaft egalisierte durch gute Springleistungen den minimalen Abstand von nur 0,2 Punkten auf das Team von Bundestrainer Peter Thomsen. Deutschland musste zittern und auf Fehler von Schlussreiter Stephane Landois hoffen.
Zunächst hielten noch Christoph Wahler und Carjatan die Mannschaft durch eine souveräne Nullrunde auf Kurs, anschließend tat Landois dem deutschen Team tatsächlich den Gefallen und leistete sich den benötigten Abwurf.
Vielseitigkeits-EM: "Ich wusste, dass es sehr hoch gesteckt ist"
Es kam also auf Auffarth und Viamant Du Matz an - und das Paar lieferte ab. Schnell, fehlerlos und souverän trug der 14-jährige Hengst seine Reiterin ins Ziel und damit zu ihren EM-Medaillen Nummer fünf und sechs. Die ersten seit 2015.
Durch den bravourösen Auftritt unter Druck sicherte Auffarth nicht nur ihren Teamkollegen die Silbermedaille, sondern sich selbst mit 34,6 Punkten auch noch Bronze in der Einzelkonkurrenz und damit selbst gestecktes Ziel. "Ich wusste, dass es sehr hoch gesteckt ist. Umso schöner, dass wir es geschafft haben", sagte sie. Geschlagen wurde die 36-Jährige nur von der überragenden neuen Europameisterin Rosalind Canter aus Großbritannien und deren Teamkollegin Kitty King.
Außerhalb der Mannschaft war auch Jerome Robine ein deutscher Lichtblick. Der 25-Jährige aus Warendorf erreichte bei seiner ersten EM einen beeindruckenden zehnten Platz. "Natürlich waren die Reiter, vor allem die Neulinge, jetzt mal unter Championats-Bedingungen richtig unter Druck", sagte Thomsen und machte seinen Debütanten Hoffnungen auf ein Olympia-Ticket: "Sie haben sich ausgezeichnet geschlagen, insofern haben sie sich gute Karten verschafft."