Bei Ferrari herrscht laut Formel-1-Experte Marc Surer eine Kultur der Angst, die den italienischen Traditionsrennstall aus Maranello lähmt.
"Ich weiß aus Insider-Kreisen, von Leuten, die bei Ferrari waren, die mir sagen: Die arbeiten da alle mit Angst, sie mucken nicht auf, weil sie Angst haben, sonst ihren Job zu verlieren: Und so wird dieses Frische, also Ingenieure, die begeistert und euphorisch sind, das wird eingebremst, weil sie eben Angst haben, den Job zu verlieren", sagte Surer bei "Formel1.de".
Das gelte vor allem für die italienischen Mitarbeiter, für die es eine Riesen-Ehre sei, für Ferrari zu arbeiten, so der frühere Formel-1-Pilot. Er glaube, dass der seit Jahresbeginn als Teamchef amtierende Franzose Frédéric Vasseur "der richtige Mann" an der Spitze der Scuderia sei. "Er hat die Nerven. Aber wenn er das Team verstärken muss, hat er ein Problem, dass eigentlich keiner nach Italien will. In England gibt es so viele Möglichkeiten. Warum soll einer, der eine Familie hat, nach Italien ziehen? Da muss die Motivation schon sehr groß sein", sagte Surer.
Formel-1-Experte Surer fragt: "Fehlt Binotto bei Ferrari?"
Eine "andere Geschichte" sei es, wenn wie zu Zeiten Michael Schumachers "eine ganze Bande" zu Ferrari wechseln würde. "Aber im Moment sehe ich auch keinen Fahrer, der zu Ferrari kommen könnte und die halbe Mannschaft mitbringt."
Vielleicht könne Vasseur das Ferrari-Schiff in die richtige Richtung lenken, das sei aber ein "langwieriger Prozess". Ihn wundere in der laufenden Saison allerdings, "dass die Leute, die da sind und letztes Jahr dieses super Auto gebaut haben, es jetzt nicht mehr schaffen. Da bleibt die Frage im Raum: Fehlt Binotto?"
Mattia Binotto, früher selbst Ferrari-Ingenieur, hatte Ende 2022 das Scuderia-Zepter abgeben müssen, für ihn übernahm Vasseur. Der Italiener galt stets als technisch äußerst versiert, ihm wurden allerdings immer wieder Schwächen bei der Teamführung vorgehalten. Binotto ist derzeit bei Alpine als Nachfolger des geschassten Otmar Szafnauer im Gespräch.


