Suche Heute Live
Biathlon
Artikel teilen

Biathlon

"Jede Trainingseinheit kann deine letzte sein"

Biathlon-Star: So kurios geht es im rumänischen Team zu

Dmitrii Shamaev weiß: In Rumänien ticken die Biathlon-Uhren anders
Dmitrii Shamaev weiß: In Rumänien ticken die Biathlon-Uhren anders
Foto: © IMAGO/JOEL MARKLUND
11. August 2023, 08:57
sport.de
sport.de

Weil er im russischen Biathlon-Team keine Chance hatte, wechselte Dmitrii Shamaev im Jahr 2021 nach Rumänien. Dass die Uhren dort ganz anders ticken, erfuhr er schnell am eigenen Leib. Wie anders die Voraussetzungen sind, konnte er damals jedoch nicht mal erahnen. 

Wenn sich Dmitrii Shamaev in seiner Rolle als Mitglied des rumänischen Biathlon-Teams auf die Weltcup-Saison vorbereitet, stellen sich dem 28-Jährigen ungeahnte Hürden in den Weg.

"Die Bedingungen in Rumänien sind nicht die besten. Es gibt viele Touristen, die mit ihren Autos oder auch zu Fuß neben unserer Lautstrecke unterwegs sind. Jede Trainingseinheit kann da deine letzte sein", berichtete Shamaev im "MatchTV"-Interview von seinen außergewöhnlichen Erfahrungen in seiner Wahlheimat. 

Und dabei sind Menschen, die das Training behindern, laut Shamaev noch das kleinste Problem, denn: "Die Bären laufen hier wie Hunde durch die Straßen. Neun Bären leben direkt neben der Anlage, auf der ich regelmäßig trainiere. Wenn wir nach dem Abendessen alle auf unsere Zimmer gehen und es dunkel wird, kommen die Bären raus. Sie laufen dort entlang, wo wir eine Stunde vorher noch trainiert haben und suchen nach Nahrung. Deswegen gefällt es mir dort nicht so."

Weil auch die Lauf-Anlagen in Rumänien nur bedingt zum Biathlon-Training geeignet sind, bereitet sich der 28-Jährige in diesem Sommer in Russland auf die neue Saison vor. Doch auch das verläuft nicht ohne Probleme, wie er berichtete. "Ich habe keine Waffe hier. Ich trainiere wie ein Langläufer, weil meine Waffe in Rumänien ist und es schwer ist, sie über die Grenze zu bekommen. Dafür braucht man besondere Dokumente", sagte Shamaev, der in der vergangenen Weltcup-Saison immerhin sieben Mal in die Top 50 lief. 

Biathlon der "unpopulärste Sport"

Wirklich zur Kenntnis werden Shamaevs bescheidene Erfolge in Rumänien jedoch nicht genommen, wie er schilderte. Biathlon sei in dem Land der "unpopulärste Sport" überhaupt. "Manchmal sitze ich in einem Taxi und werde gefragt, was ich mache. Wenn ich dann Biathlon sage, fragen mich die Fahrer: Was ist das?", berichtete der 28-Jährige von kuriosen Erfahrungen. 

Zwar werden die Biathlon-Rennen auch im rumänischen TV übertragen, vor Ort sind rumänische Journalisten aber nie, sagte Shamaev: "Während Reporter aus anderen Ländern in der Mixed Zone ihre Athleten befragen, gehen wir einfach durch. Auf uns wartet nie jemand."

"Bis ich das erreicht habe, werde ich keine Pause machen"

Dass sich sein Wechsel ins rumänische Team aus finanziellen Gesichtspunkten nicht gelohnt hat, liegt angesichts seiner Erfahrungen auf der Hand. Zwar bekommt Shamaev von seinem rumänischen Klub Geld, das reicht aber gerade aus, um über die Runden zu kommen. Dazu dürfen die Athleten auch noch ihr gewonnenes Preisgeld behalten. Das allerdings war zumindest für den 28-Jährigen in der letzten Saison eine Minusrechnung. 

"Ich habe 2500 Euro gewonnen und wahrscheinlich 4000 bis 5000 Euro nur für meine Skier ausgegeben. In der rumänischen Nationalmannschaft geht quasi mein ganzes Gehalt für das Training, das Material und die Reisekosten drauf. [...] Wenn ich außerhalb Rumäniens trainiere, wird gar nichts übernommen. [...] Im Grunde investiere ich all mein Geld in mich selbst, in meinen Sport", sagte Shamaev.

Trotz dieser durchaus widrigen Voraussetzungen, hat sich der gebürtige Russe für den weiteren Verlauf seiner Karriere hohe Ziele gesteckt, wie er abschließend erklärte. "Mein Ziel ist eine Medaille bei den Europameisterschaften. Bis ich dieses Ziel erreicht habe, werde ich keine Pause machen", versprach er. 

Newsticker

Alle News anzeigen