Suche Heute Live
Formel 1Formel 1
Artikel teilen

Formel 1
Formel 1

Sorgen bei Mercedes, Ferrari gibt Gummi

Diese F1-Teams haben die größten Probleme

In gut zweieinhalb Wochen geht es in der Formel 1 weiter
In gut zweieinhalb Wochen geht es in der Formel 1 weiter
Foto: © IMAGO/HOCH ZWEI
10. August 2023, 08:18
sport.de
sport.de

Während sich die Formel 1 in der Sommerpause befindet, ist es Zeit, einen ersten Blick auf die Baustellen der zehn Teams zu richten, die in den kommenden Wochen angegangen werden müssen. Die Probleme sind je nach Rennstall ganz unterschiedlich geartet. 

Die Formel 1 befindet sich zwar derzeit in der Sommerpause und lässt die Schlagschrauber ruhen, doch spätestens, wenn es in Richtung des kommenden Grand Prix in den Niederlanden geht (27. August) laufen Fahrer, Mechaniker, Teamchefs und alle Verantwortlichen wieder auf Hochtouren, denn je nach Rennstall gibt es mal mehr und mal weniger zu tun.

Das sind die Baustellen der zehn Formel-1-Teams:

  • Red Bull: Pure Luxusprobleme

Sage und schreibe 256 Punkte Vorsprung hat der österreichische Rennstall in der Teamwertung auf Verfolger Mercedes. In jedem der bisherigen Rennen stand ein Red-Bull-Pilot ganz oben auf dem Podium, das Team scheint fast unbesiegbar. Die Feierlichkeiten für den Sieg in der Konstrukteurs-WM und für den Titel in der Fahrer-WM für Max Verstappen können bereits gebucht werden. 

Und doch brodelt es intern: Immer wieder wurden zuletzt Gerüchte laut, dass Sergio Pérez, der mit Verstappen nicht Schritt halten kann, vorzeitig ersetzt werden könnte. Der aussichtsreichste Kandidat dafür - Daniel Ricciardo - wechselte allerdings zuletzt zu AlphaTauri. Dennoch schwelt die Causa Pérez weiter bei den Österreichern. Luxusprobleme angesichts des großen Vorsprungs.

  • Mercedes: Die Sorgen sind zurück

Auch wenn Mercedes sein Designkonzept zuletzt größtenteils über den Haufen warf, die sogenannten Zero-Pods durch "normale" Seitenkästen ablöste und auch in anderen Belangen an der Aerodynamik schraubte, reichte es für die diesjährigen Schwarzpfeile nicht, um auch nur an einem der beiden Red Bulls vorbeizukommen.

Unschöner Nebeneffekt der Upgrades: In Spa kehrte gar das vom Vorjahreswagen bekannte Bouncing zurück. Auch in Personalfragen gibt es weitere große Fragezeichen, denn Lewis Hamilton hat seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag immer noch nicht verlängert, trotz fortwährender Beteuerungen beider Seiten, dass es gute Gespräche gibt.

  • Aston Martin: Abgehängt

Wo ist nur der Speed geblieben? Das Überraschungsteam des Saisonstarts, das lange als ärgster Verfolger Red Bulls galt, ist in den letzten Rennen auf Platz drei in der Konstrukteurswertung zurückgefallen. Stand Fernando Alonso in den ersten sieben Rennen insgesamt fünf Mal auf dem Podium, reichte es zuletzt nur für Plätze in den hinteren Bereichen der Top 10.

Der britische Rennstall wurde abgehängt, die Spitzengeschwindigkeit des AMR23 reicht nicht, um dauerhaft ganz vorn mitzufahren, selbst mit DRS gibt es kaum einen Vorteil. Mit den kommenden Updates muss und will Aston Martin daran arbeiten.

  • Ferrari: Gibt zu viel Gummi

Der Reifenverschleiß des SF-23 ist und bleibt eines von mehreren kritischen Themen bei der Scuderia. Auf allen Strecken, auf denen Reifenmanagement gefragt war, zeigte sich der Ferrari-Bolide von seiner ganz schlechten Seite, behandelte die Pirelli-Pneus äußerst unsanft mit entsprechenden Auswirkungen auf die Ergebnisse von Charles Leclerc und Carlos Sainz. Nur drei Podiumsplätze konnten die Italiener für sich verbuchen, allesamt eingefahren durch Leclerc. Viel zu wenig für die Ansprüche des Monegassen und für Ferrari selbst.

Auch personell gibt es einige Fragezeichen: Gerüchteweise soll Leclerc einen neuen Megavertrag unterschrieben haben, offiziell ist das aber noch nicht. Sainz will derweil laut eigenem Bekunden unbedingt noch vor dem Saisonende Klarheit haben, wo er ab 2025 fährt, um entspannt in das Jahr 2024 gehen zu können. Spekulationen um einen Wechsel zu Audi kamen auf. Viel Arbeit also für den neuen Teamchef Fred Vasseur, dem es bislang nicht gelungen ist, das Ruder nachhaltig herumzureißen.

  • McLaren: Langsam fahren klappt nicht

McLaren ist der beste Beweis dafür, dass man eine eigentlich schon verloren geglaubte Saison mit einigen Upgrades noch rumreißen kann. Vor allem in schnellen Kurven sind die Briten dank neuer Teile plötzlich Teil der Formel-1-Elite. Noch hakt es allerdings in langsamen Kurven, wo sich die fehlende Balance besonders bemerkbar macht. Daran gilt es zu arbeiten. 

Mit großer Spannung darf man zudem den Zweikampf zwischen Lando Norris und Oscar Piastri verfolgen. Der Rookie muckte in den letzten Wochen ganz schön auf und klaute dem eigentlichen Star des Teams die Show. Interne Reibereien sind nicht auszuschließen. 

  • Alpine: Der Fisch stinkt vom Kopf

Insider und Experten sind sich einig: Bei Alpine sind nicht etwa die Fahrer das Problem. Oder das Auto. Oder der geschasste Teamchef Otmar Szafnauer. Das Problem sitzt in der obersten Etage. 

Beim französischen Rennstall ziehen Leute die Fäden, die von der Formel 1 wenig Ahnung haben. Gleichzeitig fordern sie Erfolg. Die 100-Rennen-Ansage von vor ein paar Jahren (nach 100 Rennen wollte Renault wieder um Siege und Titel fahren) wirkt wie ein Rucksack, der das Team lähmt und intern für Reibereien sorgt. Der dritte Platz in Monaco war ein Ausreißer, der vierte Platz in der Konstrukteurswertung - dort wollte das Team wieder hin - ist schon jetzt 134 Punkte weit weg. 

  • Williams: Ohne Moos nix los

Weil Alex Albon eine sensationelle Saison fährt, hat sich Williams mitten im Formel-1-Mittelfeld zurückgemeldet. Die gute Nachricht ist gleichzeitig jedoch die schlechte, denn Logan Sargeant hat seine F1-Tauglichkeit bisher nicht nachhaltig unter Beweis stellen können. 

Dazu kommt noch ein Riesenproblem hinter den Kulissen: Im Entwicklungsrennen der Königsklasse ist Williams eine lahme Ente. Das Team hat in der heimischen Fabrik schlicht und ergreifend nicht die Möglichkeiten, die viele der Konkurrenten haben. Teamchef James Vowles hat deswegen schon mehrfach die verbale Keule geschwungen, doch am Veto der Top-Teams ist seine Bitte zerschellt. Es sollte niemanden überraschen, wenn Williams im Laufe der Saison noch von Haas oder Alfa Romeo abgehängt wird. 

  • Haas: 0,087 Sekunden

Das größte Problem von Haas sind verflixte 0,087 Sekunden. Das ist der Reifenverschleiß umgerechnet auf eine Runde. Ein Horror-Wert und der mit Abstand schlechteste aller Formel-1-Teams. Zum Vergleich: Branchenprimus Red Bull steht bei gerade einmal 0,046 Sekunden. Heißt, vereinfacht ausgedrückt: Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen beanspruchen ihre Pneus doppelt so hart wie Max Verstappen und Sergio Pérez.

Das ist am Ende auch der entscheidende Grund, warum das US-Team im Qualifying regelmäßig gut, im Rennen regelmäßig schlecht aussieht. Der reifenfressende VF-23 ist mitnichten ein langsames Auto. Aber wenn den Gummis schon nach wenigen Runden die Puste ausgeht, werden die Fahrer zum Passagier, der die anderen nur noch durchwinken kann. 

  • Alfa Romeo: Hier läuft was schief

Der C43 bietet eigentlich ein sehr solides Paket, zumindest im Renntrimm. Auf eine Runde ist der Alfa allerdings deutlich zu langsam. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou verabschieden sich mit beeindruckender Regelmäßigkeit schon in Q1. Das macht es schwer bis unmöglich, im Rennen nach vorne zu kommen. Speed auf einer Runde zu finden, ist somit eine der Hauptaufgaben für die zweite Saisonhälfte.

Dazu hakt es beim Rennstall auch intern. Bottas beklagte erst vor wenigen Wochen operative Fehler im Team. Eine klare Ansage an den Kommandostand und die Strategie-Abteilung. Zhou stützte den Finnen, als er nach Spa von einem Kommunikationsproblem sprach, das ihn den Einzug in Q2 kostete, nachdem er seine Bremsbalance (falsch) verstellen sollte. 

  • AlphaTauri: Chaos ohne Ende

Hoher Reifenverschleiß, zu wenig Abtrieb sowie Chaos und große Unsicherheitsfaktoren abseits der Piste: Alles, was es für eine erfolgreiche Saison braucht, findet man bei AlphaTauri in diesem Jahr nicht. Yuki Tsunoda holt zwar oft das Maximum aus dem Wagen raus, magere drei Pünktchen sind aber der traurige Beweis, dass das Team nach wie vor weit unten in der Nahrungskette steht. 

Ein Fahrer wurde gewechselt, der Teamchef ebenfalls rausgeschmissen. Ein Verkauf wurde in der Red-Bull-Chefetage diskutiert, mittlerweile hat man beschlossen, dass es "nur" einen neuen Namen geben wird. An erfolgreiches Racing ist unter diesen Voraussetzungen nur schwer zu denken. 

Christian Schenzel/Chris Rohdenburg

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1GroßbritannienLando NorrisMcLaren423
2NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing421
3AustralienOscar PiastriMcLaren410
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team319
5MonacoCharles LeclercFerrari242

Niederlande GP 2023

1NiederlandeMax Verstappen1:11.852m
2SpanienFernando Alonso+0.278s
3GroßbritannienLewis Hamilton+0.373s
4MexikoSergio Pérez+0.471s
5ThailandAlex Albon+0.595s

Newsticker

Alle News anzeigen