Eigentlich galt das Angriffszentrum bei Borussia Dortmund nicht als Baustelle. Zuletzt machten jedoch Gerüchte um interne Zweifel am Sturm-Duo Sébastien Haller und Youssoufa Moukoko die Runde. Was steckt dahinter?
Ein Blick in die Geschichtsbücher von Borussia Dortmund verrät, dass die Schwarz-Gelben im Laufe der Jahrzehnte eine wahre Wohlfühloase für Mittelstürmer waren.
Von Timo Konietzka und Norbert Dickel über Stéphane Chapuisat und Heiko Herrlich bis hin zu Robert Lewandowski und Erling Haaland - die Liste der Top-Knipser beim BVB ist ebenso lang wie illuster.
Aktuell sind Sébastien Haller und Youssoufa Moukoko die Neuner-Optionen des BVB, der 2023/2024 eine neue Attacke auf den FC Bayern und die deutsche Meisterschaft plant.
Die Mischung aus Talent und Erfahrung schien zu stimmen, weshalb die Verantwortlichen der Borussia bislang keine Anstalten machten, einen dritten Zielspieler dazuzuholen. Jene Rolle hatte Routinier Anthony Modeste in der vergangenen Saison ausgefüllt, über weite Strecken aber enttäuscht und deshalb keinen neuen Vertrag erhalten.
Umso überraschender sind die jüngsten Berichte von "RMC Sport" und "Sport Bild", die angebliche Sturmsorgen und daraus resultierende Transfer-Gedankenspiele des BVB ans Licht brachten.
BVB: Interne Zweifel an Sébastien Haller und Youssoufa Moukoko?
Bereits Ende voriger Woche kursierten in Frankreich Gerüchte, laut derer der BVB in vorderster Front doch noch einmal nachlegen könnte. Hugo Ekitiké von Paris Saint-Germain wurde in diesem Zusammenhang als potenzieller Last-Minute-Neuzugang genannt.
Hintergrund dieser Überlegungen seien interne Bedenken beim Duo Haller/Moukoko, die jeweils als mögliche Risikofaktoren gesehen werden sollen.
Bei Haller bereitet den Bossen dem Vernehmen nach die Abhängigkeit der Mannschaft vom Ivorer Sorgen. Sollte er ausfallen, fehlt plötzlich der einzige zuverlässige Knipser im Team.
Darüber hinaus ist schon jetzt nahezu sicher, dass der 29-Jährige Anfang 2024 mit der Elfenbeinküste am Afrika-Cup teilnehmen und dem BVB zum Rückrundenstart somit mehrere Wochen fehlen wird.
Bei Moukoko stellen die Schwarz-Gelben dagegen wohl die Qualitätsfrage. Hinter den Kulissen soll der 18-Jährige nicht von allen im Klub als adäquater Ersatz für Haller betrachtet werden - auch, weil er ein anderes Profil mitbringt.
Youssoufa Moukoko beim BVB ohne Selbstvertrauen und Eigenwerbung
Speziell für Moukoko sind die Berichte der letzten Tage ein Schlag ins Kontor. Erst im Januar hatte das Ausnahmetalent nach zähen Verhandlungen bis 2026 beim BVB verlängert. Sportlich ging es für den 18-Jährigen seither allerdings steil nach unten.
Erst setzte ihn ein Syndesmosebandanriss wochenlang außer Gefecht. Dann war am von seiner Hodenkrebs-Erkrankung genesenen Haller kein Vorbeikommen mehr. Entsprechend ohne Selbstvertrauen reiste Moukoko zur U21-EM, die nicht nur für ihn zum totalen Flop wurde.
Und nun? Das weiß Moukoko vermutlich selbst nicht so recht. Zwar gilt Trainer Edin Terzic als Förderer des Teenagers, sonderlich viel eingesetzt hat er ihn zuletzt aber nicht.
Zur Wahrheit gehört freilich, dass Moukoko die Vorbereitung zu selten für Eigenwerbung genutzt hat. Einzig beim 3:2-Erfolg gegen Manchester United setzte er mit seinem Siegtreffer nach Einwechslung ein Zeichen. Ansonsten traf er lediglich beim wenig aufschlussreichen 6:0-Sieg gegen das unterklassige US-Team San Diego Loyal.
BVB: Youssoufa Moukoko droht die Modeste-Rolle
Allem Anschein nach haben die BVB-Entscheider daraus den Schluss gezogen, doch noch nach einem dritten Neuner Ausschau halten zu wollen.
Personell nachgelegt hatten sie bisher ausschließlich in Mittelfeld und Abwehr. Für die Zentrale wurden Felix Nmecha und Marcel Sabitzer verpflichtet, für die Hintermannschaft Ramy Bensebaini.
Nun sieht es so aus, als könnten sich Sportdirektor Sebastian Kehl und die übrigen Kaderplaner nach vorne orientieren und einen weiteren Teil der Millionen aus dem Verkauf von Jude Bellingham doch noch in einen neuen Angreifer investieren.
Einen zusätzlichen Konkurrenten müsste Haller wohl nicht fürchten, sein Stellenwert ist nach einer bärenstarken ersten Jahreshälfte mit neun Toren und fünf Vorlagen in 19 Bundesliga-Einsätzen enorm.
Moukoko hingegen könnte in der Sturmhierarchie auf Platz drei abrutschen und unliebsame Modeste-Rolle übernehmen: Mal im Kader, mal nicht, und auf dem Rasen wenn überhaupt nur, sofern in der Schlussphase die vielzitierte Brechstange benötigt wird - für den hochveranlagten Youngster keine angenehme Perspektive.
Heiko Lütkehus