Der Gold-Vierer von Tokio legt bei der Bahnrad-WM in Glasgow eine Bruchlandung hin. Auch Emma Hinze erwischte diesmal einen Tag zum Vergessen.
Mit leeren Blicken schoben Mieke Kröger und Co. ihr Rad durch die Katakomben des Sir Chris Hoy Velodrome von Glasgow, der Gold-Vierer von Tokio hat endgültig seinen Glanz verloren. Bei der Bahnrad-WM in Schottland verpassten die Olympiasiegerinnen die Medaillenränge der Mannschaftsverfolgung deutlich. Die Super-Sprinterin Emma Hinze scheiterte derweil überraschend im Keirin-Vorlauf.
Das im Vergleich zum Olympiasieg in Tokio auf einer Position personell veränderte deutsche Bahnrad-Team mit Kröger, Franziska Brauße, Lisa Klein und Lena Charlotte Reißner verspielte am Samstag mit Platz sieben in der ersten Runde die Qualifikation für den Bronzelauf. Die Gold-Chance hatte das Quartett schon am Vortag verloren.
Der einst erfolgsverwöhnte Vierer erreichte in 4:18,527 Minuten das Ziel, bis auf das abgeschlagene Kanada waren alle anderen Gegner mindestens knapp sechs Sekunden schneller. Bei den Sommerspielen in Japan hatten die Deutschen noch einen Weltrekord (4:04,242) aufgestellt, aber schon bei der letzten WM hatte es nicht für eine Medaille gereicht.
"Es war der Wurm drin. Wir haben nicht so performt, wie wir uns das vorgestellt haben", erklärte Bundestrainer Andre Korff: "Es lief schon die ganze Zeit nicht rund, gestern nicht und heute nicht. Wir sind nicht in der Formation ins Ziel gekommen, wie wir uns das vorgestellt haben."
Im Rennen verlor die 22-jährige Reißner, die kurzfristig Laura Süßemilch ersetzte, zum Schluss das Hinterrad von Klein und flog aus der Formation. "Lena ist eine junge Sportlerin, die heute einfach noch nicht den perfekten Tag hatte, den sie einfach braucht, um bei drei Olympiasiegerinnen mitzufahren", sagte Brauße.
Das Loch, das Tokio-Siegerin Lisa Brennauer nach ihrem Karriereende im vergangenen Jahr hinterlassen hat, ist auch ein Jahr vor den Sommerspielen in Paris nicht geschlossen. "Wir sind nicht in Topform. Wir müssen uns Gedanken machen, wenn es zu Olympia geht, wo wir uns verbessern müssen", sagte Korff.
Und der Bundestrainer bleibt trotz der Bruchlandung von Glasgow weiter optimistisch. "Ich bin trotzdem guter Dinge für die Zukunft. Es wird auch weiter unser Ziel sein, bei Olympia irgendwie um die Medaillen zu fahren", erklärte Korff.
Auch Hinze erwischte einen Tag zum Vergessen. Die 25-Jährige aus Hildesheim, die zuvor im Teamsprint und im Zeitfahren die Goldmedaille gewonnen hatte, wurde in ihrem Vorlauf im Keirin-Wettbewerb überraschend Letzte. Titelverteidigerin Lea Sophie Friedrich zog dagegen ohne Probleme ins Viertelfinale ein. Die 23-Jährige gewann ihren Vorlauf. Auch Alessa-Catriona Propster kam weiter.
Im Sprint der Männer schied Maximilian Dörnbach als letzter Deutscher in der Runde der letzten 16 aus. Der 27-Jährige aus Heiligenstadt verlor sein Duell gegen den Japaner Kaiya Ota.
Für die einzige Medaille am Samstag bei der Multi-WM sorgte ein 17-Jähriger. Paul Fietzke gewann im Straßenrennen der Junioren Silber. Das Talent musste sich nach anspruchsvollen 127,2 km mit Start und Ziel in der schottischen Großstadt mit 1:19 Minuten Rückstand nur dem neuen Weltmeister Albert Philipsen aus Dänemark geschlagen geben. Im Vorjahr hatte Emil Herzog triumphiert.
Am Sonntag steht dann das Straßenrennen der Elite an. Der WM-Titel wird voraussichtlich nur über die Topstars um Tadej Pogacar und Titelverteidiger Remco Evenepoel gehen. Das deutsche Team um Kapitän Nils Politt besitzt maximal Außenseiterchancen.



