Erst bricht Leon Marchand den letzten Weltrekord von Michael Phelps, dann will er mit dessen Tipps Olympiasieger werden.
Eines musste Leon Marchand klarstellen. Einfach sei das Rennen zu seinem dritten WM-Gold nicht gewesen, auch wenn es so aussah. "Es war schmerzhaft", sagte Frankreichs Schwimmstar, der sich in Fukuoka gerade zum neuen Gesicht seiner Sportart aufschwingt. Diesmal über 200 m Lagen blieb der 21-Jährige über dem Weltrekord, auch so schnell wie Michael Phelps, der diese Bestmarke schon vor zwölf Jahren verloren hatte, war er nicht. Und doch viel zu schnell für alle anderen.
Ganz so spektakulär wie vier Tage zuvor war es nicht. Da hatte der Franzose den letzten Weltrekord des Rekord-Olympiasiegers gebrochen - vor den Augen von Phelps, der das Finale über 400 m Lagen für "NBC" kommentierte.
Beim Endspurt sprang der Amerikaner auf und applaudierte seinem Nachfolger. "Wow, was für ein Rennen, oh mein Gott", rief er ins Mikro, "ich bin total begeistert." Und um den Moment der Wachablösung perfekt zu machen, überreichte die Schwimmlegende Marchand bei der Siegerehrung die Goldmedaille und riss wie ein Ringrichter dessen Arm hoch.
Die beiden kennen sich. Denn Marchand trainiert an der Arizona State University bei Bob Bowman, der einst aus einem Elfjährigen aus Baltimore den besten Schwimmer der Geschichte machte.
"Er hat mir schon gesagt, dass ich aussehe wie Michael Phelps, weil ich die Fähigkeit habe, immer alles zu geben, egal unter welchen Umständen", berichtete Marchand, der auch mit dem 23-maligen Olympiasieger selbst in Kontakt ist: "Wir tauschen Nachrichten aus. Er hat mir gesagt, wenn ich Fragen hätte, sollte ich nicht zögern, sie zu stellen. Wir reden, er hilft mir - das ist echt cool."
Phelps ist davon überzeugt, dass Marchand noch längst nicht das Maximum erreicht hat. Er könne die Vier-Minuten-Marke über 400 m Lagen knacken, sagte der Superstar, "er hat eine Chance, ich bin gespannt, was er im nächsten Jahr macht." Dann will der Informatikstudent, der in Fukuoka auch über 200 m Schmetterling triumphierte, in Paris mit dem Sammeln von Olympiamedaillen beginnen. Deutlich später als Phelps - der war in dem Alter schon sechsfacher Olympiasieger.