Er kam zurück, setzte sich in den AlphaTauri und liefert direkt ab - Daniel Ricciardo hat AlphaTauri-Teamchef Franz Tost beim Comeback als Formel-1-Stammfahrer überzeugt. "Das war wirklich beeindruckend, wie schnell er sich mit der Materie und unserem Auto zurechtgefunden hat", lobte Tost den Australier im sport.de-Interview.
"Vom fahrerischen her" verteilte Tost "eine Zwei" an Ricciardo. Der Routnier hatte in Budapest zum ersten Mal seit seinem Aus bei McLaren im Vorjahr wieder einen Grand Prix bestritten. Im Qualifying schaffte er es im schwierig zu pilotierenden AlphaTauri als 13. direkt in Q2, ließ dabei Stallrivale Yuki Tsunoda hinter sich. Am Sonntag reichte es ebenfalls zu Rang 13. Ricciardo habe allerdings "einfach Pech gehabt", sagte Tost.
Alfa-Romeo-Pilot Zhou Gunayu war dem Rückkehrer direkt nach dem Start ins Heck gerauscht, Ricciardo kollidierte daraufhin mit den Alpine-Fahrern. "Sein Rennen war damit natürlich gelaufen."
Formel 1: Daniel Ricciardo kann AlphaTauri "nur helfen"
Ricciardo habe mit "seinem ansteckenden Lächeln und seinem Optimismus" positive Energie in die AlphaTauri-Garage gebracht, sagte Tost. Mit seiner Erfahrung könne der achtmalige GP-Sieger "unserem Team nur helfen", weil er wisse, "wo man den Hebel ansetzen muss", um ein Auto zu entwickeln. Ein Rookie wie der entlassene Nyck de Vries "kann das gar nicht, woher soll er es auch wissen? "Außerdem spiele bei Ricciardo "der rechte Fuß mit, er ist schnell, wir müssen ihm nur ein vernünftiges Auto zur Verfügung stellen. Der schwarze Peter liegt bei uns, nicht bei ihm", so der Teamchef.
AlphaTauri hat nach elf Saisonrennen die Rote Laterne in der Konstrukteurs-WM inne, Yuki Tsunoda fuhr bisher nur zwei Pünktchen für das Red-Bull-Juniorteam ein.
Die "Achillesverse" des Boliden sei die Aerodynamik, erläuterte Tost. Er hoffe, dass "einige Upgrades, die wir vor allem in der zweiten Saisonhälfte bringen werden, diese Schwäche ausmerzen". Platz sieben in der Team-WM sei noch ein realistisches Ziel für die Saison. Jeder gewonnen Platz in der Hersteller-Wertung spüle eine beträchtliche Millionensumme aufs Teamkonto und sei "extrem wichtig", betonte Tost im Gespräch mit sport.de.
Der 67-Jährige verteidigte deswegen auch den Rauswurf von Nyck de Vries nach dem britischen Grand Prix in Silverstone. Die mit Helmut Marko und Red Bull getroffene Entscheidung sei richtig gewesen. "Es war für mich nach Österreich und Silverstone klar, dass es so nicht weitergehen kann. Ich hatte mir erhofft, dass Nyck auf diesen Strecken, die er ja in- und auswendig kennt, eine wesentlich bessere Leistung bringt. Das war aber nicht der Fall. Dann mussten wir uns etwas einfallen lassen, denn in der zweiten Saisonhälfte gibt es noch mehr Strecken, die ein Rookie nicht kennt."
Ricciardo als Karrierekiller? Franz Tost ermahnt Yuki Tsunoda
Ricciardo könne AlphaTauri als Sprungbrett nutzen, um wieder als Teamkollege von Max Verstappen bei Red Bull unterzukommen. "Wenn Daniel solche Superleistungen bringt, wird man das bei Red Bull Racing sicher in Betracht ziehen", sagte Tost, der allerdings auf den Vertrag von Sergio Perez für 2024 verwies.
Durch das Ricciardo-Comeback bei AlphaTauri müsse sich auch der junge Japaner Tsunoda strecken, mahnte Tost. "Yuki muss jetzt Gewissensforschung machen und Lösungen finden, dass er Daniel schlägt, sonst hat er in Zukunft ein Problem", kommentierte der Österreicher Tsunodas stallinterne Niederlage von Ungarn.
Das Wort "Karrierekiller" wolle er in diesem Zusammenhang nicht verwenden. Aber: Tsunoda müsse sicherstellen, "dass Red Bull und Honda weiter an ihn glauben und in seine Zukunft investieren." Denn: Nicht nur Ricciardo ist heiß auf das Perez-Cockpit, sondern auch Tsunoda.


