Bei einem Massensprint der Tour de France 2023 jagt eine Meute ober- und unterschenkelgewaltiger Radfahrer auf flacher Straße dem Ziel entgegen - und am Ende gewinnt Jasper Philipsen. Nach dem vierten Etappensieg des Belgiers ist die Konkurrenz schwer am Sicken. Ein Sprinter verliert sogar kurz die Contenance.
Auf der 11. Etappe machte mal wieder keiner einen Stich gegen Philipsen, der 25-Jährige sprintete überlegen zum nächsten Sieg. Bei flachen Massensprints hat Philipsen bei der Tour - die letzten beiden Etappen 2022 einbezogen - nun sechsmal in Folge gewonnen. Prädikat: Kannibale. Kein Wunder, dass die anderen Sprinter langsam, aber sicher verzweifeln.
Dylan Groenewegen, am Mittwoch Zweiter, ließ eine Tirade vom Stapel, als er nach der abermaligen Zurechtweisung durch Philipsen in den Mannschaftswagen stieg, um sich zu sammeln. "Ich habe es so satt!", sagte er wenig später im Gespräch mit holländischen Medien: "Ich würde lieber Zehnter als Zweiter werden. Unsere Geduld wird auf die Probe gestellt."
Mehr als Zweckoptimismus blieb Groenewegen nicht übrig. "Wir müssen es weiter versuchen. Mehr können wir nicht tun. Ich denke, es bieten sich noch zwei oder drei Etappen. Wir werden bis Paris kämpfen."
Bauhaus adelt Watt-Maschine Philipsen
Der Deutsche Phil Bauhaus zog derweil ehrfurchtsvoll seinen Helm vor Philipsen. "Wenn man vier Massensprints gewinnt, ist man einfach der Schnellste. Das ist dann kein Zufall mehr", sagte Bauhaus: "Mir fehlen vielleicht einfach ein paar Hundert Watt, die Philipsen hat", sagte Bauhaus. Der 25 Jahre alte Sprinter vom Team Alpecin-Deceuninck tritt in den Finals bis zu 1500 Watt, mehr als jeder andere.
Sprint-Veteran Alexander Kristoff macht sich und seinen Kollegen wenig Hoffnung, dass Philipsen bei dieser Tour noch zu schlagen ist. "Wir hoffen, dass er müde wird, aber er ist auch gut am Berg, ich glaube das also nicht."