John Degenkolb ist mit seinen mittlerweile 34 Jahren einer der erfahrensten Rad-Profis im Fahrerfeld der Tour de France. Der Roadcaptain der Team-DSM-Mannschaft blickte vor der zehnten Etappe auf die Besonderheiten in diesem Jahr.
Es ist die insgesamt neunte Frankreich-Rundfahrt, die der Klassiker-Spezialist zu Beginn des Monats auf sich genommen hat. Nach neun Tagesabschnitten blickte Degenkolb im Gespräch mit der "ARD-Sportschau" zufrieden auf die erste Tour-Woche, wenngleich die großen Ausrufezeichen seinerseits ausblieben.
"Dass ich jetzt nicht mehr so im Rampenlicht stehe und um die großen Erfolge nicht mehr selber mitfighten kann, ist natürlich auch ein bisschen dem Alter geschuldet und der Entwicklung des Radsports im Allgemeinen. [...] Trotz alledem habe ich noch totalen Spaß am Radfahren", so der Routinier.
Er fügte hinzu: "Ich habe mich mit meiner neuen Rolle mehr oder weniger abgefunden und habe nach wie vor genau denselben Ehrgeiz, den ich hatte, als ich für mich selber gesprintet bin. Jetzt versuche ich, das an die jüngeren Rennfahrer weiterzugeben und das ein oder andere Mal mein Köpfchen mehr einzusetzen als meine Beine."
In vergangenen Jahren war Degenkolb regelmäßig mit in die Massensprints gegangen oder hatte bei passenden Tagesabschnitten die Flucht nach vorne ergriffen. Belohnt wurde das unter anderem mit seinem einzigen Tour-Etappensieg im Jahr 2018 bei der Kopfsteinpflaster-Etappe nach Roubaix.
Der Geraer hat alle Entwicklungen im Profi-Radsport in den vergangenen 13 Jahren hautnah miterlebt - auch das bisweilen fragwürdige und leichtsinnige Verhalten der Zuschauer am Streckenrand, welches auch bei der laufenden "Grande Boucle" wieder zu mehreren Stürzen führte.
Degenkolb bittet Radsport-Fans um mehr Vorsicht
"Man muss immer wieder appellieren: Haltet bitte Abstand und geht an die Seite. Die Straße endet mit dem Ende des Asphalts. Und diesen Platz brauchen wir. Deswegen könnt ihr euch nicht auf die Straße stellen!", richtete Degenkolb erneut einen emotionalen Appell an die Radsport-Fans am Straßenrand, die den Fahrern immer mal wieder gefährlich nahe kommen.
"Das Allerschlimmste ist, wenn die Selfies machen mit dem Rücken zu den Radfahrern. Dann sehen sie gar nicht, wie wir angeschossen kommen. Oder wenn sie durch die Kamera gucken und überhaupt nicht realisieren, in welcher Geschwindigkeit wir auf sie zukommen, wie gefährlich das ist", so Deutschlands Radsportler des Jahres 2015.
Degenkolb zeigte sich vor der zehnten Etappe am Montag dennoch hochmotiviert, auch bei seiner neunten Tour de France auf der Champs-Elysees anzukommen. Bis dato musste er lediglich im Jahr 2020 vorzeitig aussteigen.






