Sabine Lisicki war zeitweise die beste Tennisspielerin Deutschlands, rangierte sogar mal auf Platz zwölf der WTA-Weltrangliste. Der ganz große Wurf bei einem Grand-Slam-Turnier blieb ihr zwar verwehrt, in Wimbledon stand Lisicki aber am 6. Juli 2013 kurz vor der ganz großen Sensation.
Das Rasenturnier im Südwesten Londons galt schon in den Jahren zuvor als der große Saisonhöhepunkt für die gebürtige Troisdorferin. Mit ihrem knallharten Aufschlagspiel, das ihr schon in den Jahren zuvor den Spitznamen "Bum-Bum-Bine" eingebracht hatte, servierte sie sich schon 2009 zum ersten Mal in die Runde der letzten acht Spielerinnen.
Auch 2011 und 2012 kam die Rechtshänderin weit, stand in diesen Jahren im Halb- beziehungsweise erneut im Viertelfinale.
Ihren größten Triumph feierte die damals 23-Jährige schließlich beim Wimbledon-Turnier des Jahres 2013. Lisicki befand sich ohnehin in der Hochphase ihrer Profi-Karriere, hatte kurz zuvor erstmal in den Top 20 des WTA-Rankings gestanden.
Beim Grand-Slam-Turnier an der Church Road war sie an Position 23 gesetzt, galt aufgrund ihrer starken Performances in den Jahren zuvor ohnehin als Geheimfavoritin.
Sensationeller Sieg gegen Serena Williams
Nach verdienten Siegen gegen Francesca Schiavone, Elena Vesnina und Samantha Stosur kam es in der Runde der letzten 16 dann zum großen Duell mit der damaligen Nummer eins der Welt, Serena Williams.
Dank eines sensationellen Comebacks im dritten Satz gelang Lisicki ihr damals größter Coup, sie warf die erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten mit 6:2, 1:6 und 6:4 aus dem Turnier.
Nach weiteren Erfolgen gegen die Estin Kaia Kanepi (6:3 und 6:3) sowie die an Nummer vier gesetzte Polin Agnieszka Radwanska (6:4, 2:6, 9:7) stürmte die Deutsche, die längst zu einem der Publikumslieblinge auf dem Centre Court avanciert war, ins große Endspiel.
Gegnerin dort war die fünf Jahre ältere Marion Bartoli, die bis dato noch ohne einen Satzverlust überraschend dominant ins Finale vorgedrungen war.
Das Endspiel am 6. Juli wurde dann zu einer eindeutigen und einseitigen Angelegenheit. Während die Französin vom ersten Aufschlagspiel an extrem präsent auftrat, aggressiv und offensiv in ihren Aktionen und Körpersprache zu Werke ging, bekam Lisicki das große Nervenflattern.
Lisicki kann ihre Tränen nicht zurückhalten
Im ersten Durchgang wollte der Williams-Bezwingerin nach einem vermeintlichen Traumstart mit frühem Break zum 1:0 nichts mehr gelingen. Sie verlor sechs Spiele in Folge, schon nach 30 Minuten ging der erste Satz mit 6:1 an Marion Bartoli.
Emotional wurde es dann schon inmitten des zweiten Durchgangs. Auch der zweite Satz wurde von Bartoli dominiert, beim 5:1 lag sie erneut mit zwei Breaks in Front. Zu viel für die überwältige Lisicki, die ihre Tränen auf dem Court nicht mehr zurückhalten konnte.
Angetrieben von Tausenden applaudierenden Zuschauern auf dem Centre Court fasste die erste deutsche Final-Teilnehmerin in Wimbledon seit Steffi Graff 1999 noch einmal all ihren Mut zusammen und rettete mit 1:6 und 4:6 immerhin noch ein ordentliches Resultat ins Ziel.
Als Siegerin kam sie am größten Tag ihrer Karriere aber zu keinem Zeitpunkt der 81 Minuten infrage, die das Endspiel 2013 lediglich andauerte.
"Ich habe immer davon geträumt, diese Schale einmal in der Hand zu halten. Ich war einfach zu überwältigt von der ganzen Situation", gab Lisicki nach der glatten Niederlage gegen Bartoli, die nur einen Monat später ihr Karriereende bekannt gab, bei der anschließenden Zeremonie zu.
So blieb es fünf Jahre später Angelique Kerber vorbehalten, den ersten Wimbledon-Sieg einer Deutschen seit Steffi Graf klarzumachen.