Andre Lange war das Gesicht des deutschen Bobsports, noch immer ist er der erfolgreichste Olympia-Pilot der Welt. Am Mittwoch feiert der Wintersportler seinen 50. Geburtstag.
Der Rasen ist grün, und die Sonne brennt über Andre Lange. Um ihn herum schwitzen junge Fußballer für den Traum von der großen Karriere - Deutschlands einstige Bob-Ikone ist in diesen Tagen weit, weit weg von der Eisrinne. "Das ist mal eine andere Aufgabe", sagt Lange im Gespräch mit dem "SID" und lacht: "Fußball, Sommersport. Das macht Spaß. Und es ist nicht so kalt."
Der Mann, der den Schlittensport prägte wie kaum ein anderer, wird am Mittwoch 50 Jahre alt. Die Zahl wirke nicht allzu bedrohlich, "letztendlich geht das Leben ja auch weiter." Und Lust auf Neues hat er offensichtlich. Seit einigen Wochen arbeitet der Thüringer für die Soccer Academy in Arnstadt, "man wollte Dinge aus anderen Bereichen einfließen lassen, deswegen bin ich dabei." Athletikeinheiten beim viermaligen Olympiasieger also.
Es wirkt wie ein Einschnitt, die Kufe auf Eis war schließlich stets das Leitmotiv in Langes Leben. Bis heute ist er der weltweit erfolgreichste Bob-Pilot bei Olympischen Spielen, nach der aktiven Karriere trainierte er zudem Schlittensportler in Deutschland, Südkorea und zuletzt in China.
Bob-Legende ist immer noch erfolgreichster Olympia-Pilot
Angefangen hatte alles eine Nummer kleiner, Lange begann als Rennrodler. Schon als Achtjähriger fing er an, in seiner Heimatstadt Ilmenau war das ganz normal. "Wir waren im Winter viel draußen, sind überall runtergerodelt", und im Verein sei das ganze eben noch deutlich "schneller, rasanter, cooler" gewesen.
Leider war Andre Lange, der Rodler, keiner für die ganz große Karriere. Und nur deshalb wurde aus ihm Andre Lange, der Bobfahrer. Sein Trainer habe ihm zum Disziplin-Wechsel geraten, "dann bin ich eben mal zum Bob gegangen."
Es sollte ein ziemlich erfolgreicher Ausflug werden. Zwischen 2000 und 2010 dominierte Lange die Szene im Zweier und im Vierer, wurde achtmal Weltmeister. Seine Olympia-Erfolge sind weiter unerreicht: Viermal Gold holte mittlerweile zwar auch Francesco Friedrich, noch immer hat Lange aber eine Silbermedaille mehr.
Vieles spricht dafür, dass Friedrich, der Dominator der Gegenwart, sich 2026 in Mailand und Cortina auch diesen Rekord noch schnappt. Lange kann damit leben. "Das ist einfach der Lauf der Zeit", sagt er, Friedrich habe sich all das verdient.
Bob-Legende leistet Entwicklungshilfe
Ohnehin dürfe man ja auch die Helden der 70er, 80er und 90er nicht unterschätzen, sagt Lange, und klingt ehrfürchtig. "Meinhard Nehmer, Wolfgang Hoppe - die Technik, mit der sie damals unterwegs waren, die Bahnen, die sie runtergefahren sind. Das waren noch mal ganz andere Hausnummern."
Auch Langes Name hat bis heute einen Klang, und so wurde er wiederholt als Entwicklungshelfer engagiert. Die südkoreanischen Rodler trainierte er vor den Winterspielen 2018 in Pyeongchang, und vor Peking 2022 leistete er Starthilfe in Chinas Bobsport.
Mitten in der Corona-Pandemie verbrachte Lange daher viele einsame Monate im Reich der Mitte, das sei "nicht einfach" gewesen. Sportlich aber zweifellos "interessant", auch wenn die Ziele unerreichbar waren: "Natürlich wollten die Goldmedaillen haben." Am Ende gab es immerhin Top-10-Platzierungen, das war nicht selbstverständlich.
Und eines weiß Lange seit diesem China-Abenteuer über sein Leben: "Sag niemals nie." Manche Wege führen sogar auf den Fußballplatz.
