Stehende Ovationen - am Ende stockte die Stimme: Roger Federer kehrte für eine emotionale Zeremonie auf den Centre Court in Halle/Westfalen zurück. 30 Jahre alt wird der Rasenklassiker der ATP-Tour in diesen Tagen. Anlass genug, den Rekordchampion zu würdigen.
Turnierdirektor Ralf Weber hat den zehnfachen Halle-Sieger für seine herausragenden Verdienste um Deutschlands wichtigstes Herrentennis-Event geehrt. "Diese zehn Siege bedeuten mir extrem viel", sagte Federer bei seiner Ansprache an das Publikum.
Unter stehenden Ovationen kam Federer in die OWL-Arena. Minutenlanger, tosender Applaus. Es war sein erster Auftritt bei einem Tennisturnier seit seinem Karriereende im September des vergangenen Jahres beim Laver Cup. Die Schweizer Tennislegende und Halle, das war stets eine ganz besondere Verbindung – dokumentiert auch durch den auf der Tennistour einmaligen Lifetime Contract. Der sei "eine schöne Geste gewesen", sagte Federer in Richtung von Weber.
Der Turnierdirektor sprach von einer "Verbundenheit, die alles andere als selbstverständlich ist". Ein weiteres Mal brandete minutenlanger, frenetischer Applaus auf, als Weber sich am Ende seiner Ansprache an den "Maestro" wandte: "Vielen Dank für alles, was Du für dieses Turnier getan hast."
Nach seinem Rücktritt erneut auf dem Centre Court zu stehen und eine Ansprache vor den Fans zu halten, sei "komisch, schön und auch lustig. Ich bin es gar nicht mehr gewöhnt", sagte ein gelöst wirkender Roger Federer. Großes Gelächter auf den Rängen, als er von einer Nachricht von Tommy Haas berichtete. Dieser hatte für die Ehrung empfohlen, "Du kommst raus als Gerry Berry, wenn Du geehrt wirst." Der Schweizer Rekordgewinner hatte mit dem Turnier-Maskottchen über all die Jahre auf und neben dem Platz für beste Unterhaltung bei den Zuschauern gesorgt.
Roger Federer packen die Emotionen
Anfangs sei er noch mit dem eigenen PKW angereist, später dann mit dem Flugzeug. Schnell habe er "natürlich auch viele Freunde hier" gehabt. "Wir hatten immer eine tolle Zeit. Als Familie haben wir Halle/Westfalen noch einmal anders kennengelernt", erläuterte Federer.
Seine Kinder wären unheimlich gerne mitgekommen. "Sie fanden es cool, hier in Halle einfach mal in den Wald zu gehen, in der Natur zu sein. Sie müssen jetzt zur Schule, können nicht hier sein" - der einzige Wermutstropfen. Sichtlich bewegt und mit stockender Stimme wandte sich der Weltstar zum Abschluss an die Fans: "Es bedeutet mir sehr viel, wir sehen uns wieder."
Vor zwanzig Jahren hatte die Tennislegende zum ersten Mal auf dem Rasen von Halle triumphiert. Seinerzeit siegte er im Endspiel gegen Nicolas Kiefer. Den letzten seiner zehn Titel holte sich der mittlerweile 41-jährige Weltstar 2019 gegen den Belgier David Goffin. Bei keinem anderen Tennisturnier war die langjährige Nummer eins der Welt so erfolgreich. Federers imposante Turnierbilanz: 69 Siege bei nur acht Niederlagen. Von 2003 bis 2006 gewann er vier Mal in Folge das Rasen-Double Halle und Wimbledon.
"Du warst mit Deiner Bescheidenheit und Fannähe stets ein hervorragender Botschafter für das Turnier", hatte Turnierdirektor Weber während der Zeremonie gesagt. Bei hochsommerlichen Temperaturen schrieb Federer dann über eineinhalb Stunden Autogramme und stand für Selfies zur Verfügung. Mit einem Lächeln im Gesicht. Und glücklichen Fans von jung bis alt.
Thomas Schurna
