Sowohl der FC Bayern als auch Borussia Dortmund werben Medienberichten zufolge um Edson Álvarez. Der Mittelfeldspieler von Ajax Amsterdam könnte zum BVB wechseln, sollte sich Jude Bellingham für einen Wechsel entscheiden. Doch die Zweifel, ob der 25-Jährige ein Eins-zu-eins-Ersatz für den Engländer sein kann, sind groß.
Lange galt der FC Bayern als einziger deutscher Interessent für Edson Álvarez, doch jetzt macht auch der BVB Ernst im Werben um den Mittelfeld-Star von Ajax Amsterdam. Laut "Bild" soll Borussia Dortmund den niederländischen Rekordmeister schon kontaktiert haben.
Die "Sport1"-Reporter Patrick Berger und Oliver Müller konnten die Kontaktaufnahme der Westfalen am Montag zwar noch nicht bestätigen, doch: "Edson Álvarez ist auf jeden Fall beim BVB auf dem Zettel und sogar hoch im Kurs. Es gab auch schon regen Austausch mit seinen Agenten, er wurde auch schon öfter bei Spielen beobachtet", hieß es im Podcast "Die Dortmund-Woche".
BVB im Transfer-Duell mit dem FC Bayern?
Für einen Wechsel von Álvarez zum BVB spricht tatsächlich wohl mehr als für einen Transfer zum FC Bayern. Klar: Die Münchner könnten sich im Zweifelsfall wohl locker auf ein Wettbieten mit den Dortmundern einlassen. Allerdings hat der Rekordmeister bereits eine mit Stars gespickte Mittelfeldzentrale. Mit dem Noch-Leipziger Konrad Laimer, der im Sommer an die Säbener Straße kommen dürfte, bekäme Álvarez noch einen Konkurrenten mehr.
Beim BVB könnte der 25-jährige Nationalspieler Mexikos dagegen sofort auf Spielpraxis hoffen - speziell, wenn sich Jude Bellingham für einen Wechsel entscheiden sollte. Doch dass Álvarez zum neuen Dreh- und Angelpunkt in Dortmunds Spielaufbau wird, darf bezweifelt werden.
BVB: Taugt Edson Álvarez als Ersatz für Jude Bellingham?
In der laufenden Saison kommt Bellingham in 31 Bundesliga-Spielen auf acht Tore und fünf Torvorlagen. Werte, für die Álvarez schon seine jüngsten beiden Spielzeiten in der Eredivisie zusammenrechnen müsste. Dann käme er auf acht Treffer und vier Assists - in 59 Ligapartien.
Technisch gilt Álvarez sehr wohl als beschlagen. Und auch im Aufbauspiel verfügt der Mexikaner über Fähigkeiten, für die der FC Chelsea im Sommer 2022 - damals noch mit dem heutigen Bayern-Trainer Thomas Tuchel an der Seitenlinie - 60 Millionen und im Winter 50 Millionen Euro auf den Tisch legen wollte.
Doch seine Stärken, auch im direkten Vergleich mit Bellingham, spielt Álvarez vor allem als Abräumer aus. "Der Spieler ist schon sehr interessant, weil er ein defensiver, zweikampfstarker Sechser ist, der aber auch in der Innenverteidigung spielen kann", fasste Berger zusammen. Und legte nicht weniger treffend nach: "Es wäre kein Eins-zu-eins-Ersatz für Bellingham, weil er eben jemand ist, der ein bisschen defensiver ist."
Mehr dazu: Kehl gibt Einblicke in Bellingham-Poker
Angesichts dieser Eigenschaften dürften bei BVB-Fans sofort die Alarmglocken läuten. Denn mit dem drei Jahre älteren Emre Can und auch mit Salih Özcan stehen schon zwei Spieler dieser Art im Kader der Borussen.
Einen Transfer schließt das trotzdem nicht aus. Can fiel seit seinem Wechsel zum BVB 2020 immer wieder verletzungsbedingt aus. Erst seit der laufenden Rückserie ruft der Nationalspieler seine Qualitäten konstant ab. Zudem ist noch unklar, was aus Mats Hummels wird. Selbst wenn der Routinier verlängern sollte: Auch in der Innenverteidigung hatte Dortmund in der laufenden Runde immer wieder Engpässe.
Warum ein Álvarez-Wechsel zum BVB trotzdem Sinn ergeben würde
Das ärgerliche 3:3 beim VfB Stuttgart Mitte April musste der BVB zum Beispiel ohne die verletzten Stammkräfte Nico Schlotterbeck und Niklas Süle bestreiten. Hummels und Can mussten in der Abwehrzentrale ran.
Beim BVB könnte Álvarez also für ein Dilemma sorgen: Der Mexikaner, der in dieser Saison übrigens auf 16 Gelbe und eine Gelb-Rote Karte in 41 Pflichtspielen für Ajax kommt, würde den BVB zweifellos in der Breite verstärken. Das wäre auch angesichts des Dortmunder Anspruchs, in der Champions League wieder über das Achtelfinale hinauszukommen, sinnvoll.
Die Hochgeschwindigkeit im Spielaufbau, wie sie Bellingham nicht zuletzt beim 5:2-Kantersieg gegen Gladbach an den Tag legte, ist vom Mexikaner jedoch nicht zu erwarten. Der BVB täte also gut daran, Edson Álvarez den Stempel als Bellingham-Ersatz gar nicht erst aufzudrücken. Zu hoch wäre die Erwartungshaltung - und zu groß der mögliche Frust, sollte Álvarez nicht an die Leistungen des englischen Top-Talents anknüpfen.
Ein Vergleich zwischen Álvarez und Bellingham sollte sich angesichts der kolportierten Ablösesummen sowieso verbieten. Dem Vernehmen nach ruft Ajax 35 Millionen Euro für Álvarez auf. Für den sich anbahnenden Mega-Transfer von Jude Bellingham zu Real Madrid stehen inklusive möglicher Boni dagegen bis zu 150 Millionen Euro im Raum.
Ein eklatanter Unterschied, der für den BVB freilich einen Vorteil mit sich bringen könnte: Es wäre noch genug Geld für einen echten Bellingham-Ersatz da.
Claudio Palmieri