Stanley-Cup-Sieger Nico Sturm ist bei seiner ersten WM einer der deutschen Hoffnungsträger - nicht unbedingt als Torjäger.
Wie man ein Bully gewinnt, durfte Nico Sturm schon vor seiner ersten WM einem Millionenpublikum zeigen. Im "ZDF"-Sportstudio demonstrierte der Stanley-Cup-Sieger mit Kapitän Moritz Müller als Sparringspartner seine Stärke beim Einwurf des Pucks - seine Lebensversicherung in der besten Eishockeyliga der Welt. "Wenn ich so lange wie möglich in der NHL spielen will, dann muss ich mir eine Nische suchen, in die ich reinpasse", sagt der 28-Jährige.
"Nicht jeder kann Topscorer sein und Powerplay spielen", erläutert der Augsburger, der erst vor drei Wochen sein Debüt in der Nationalmannschaft gab. Sturm, über den zweiten Bildungsweg und eine College-Ausbildung in den USA als "Spätzünder", wie er selbst sagt, in die NHL gelangt, glänzt nicht mit Toren und Vorlagen, sondern als solider Zwei-Wege-Stürmer, der die Stars des Gegners bremst - und eben für Scheibenbesitz seines Teams sorgt, indem er Bullys gewinnt.
Nicht neun von zehn, wie bei einem Trainingsduell in der Vorbereitung in München mit Andreas Eder, der in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) jedes zweite Anspiel für sich entscheidet. Aber mit einer Erfolgsquote von 55,8 Prozent gehört Sturm zu den Spezialisten in der NHL. Dafür macht er Überstunden: "Wenn man nach jedem Training fünf oder zehn Minuten daran arbeitet, hilft das schon, mir hat's auf jeden Fall geholfen in meiner Karriere."
In einer Karriere, die so ganz anders verlief. Als 16-Jähriger wollte er die Schlittschuhe an den Nagel hängen, weil sein Trainer ihn nicht einsetzte. Für die DEL fühlte er sich nicht stark genug, wechselte - erst im zweiten Versuch - in unterklassige Juniorenligen in den USA, ging aufs College, wo die NHL auf ihn aufmerksam wurde. Erst mit fast 24 gab er sein Debüt für Minnesota Wild, vor eineinhalb Jahren holte ihn die Colorado Avalanche - und Sturm gewann als fünfter Deutscher den Stanley Cup.
Nach dem Wechsel zu den San Jose Sharks und dem Aus nach der Punkterunde steht er bei der WM in Tampere und Riga erstmals der Nationalmannschaft zur Verfügung. Als Führungsspieler, der sich "nicht verstellen" will: "Ich muss nicht der Topscorer sein." Auch ein Bullyspezialist ist wertvoll.




