Keine Experimente mehr! Konzepttrainer Thomas Tuchel lässt für eine erfolgreiche Titelverteidigung des FC Bayern bis zum Saisonende die Finger von allen Stellschrauben.
Auf dem Weg zum letzten noch erreichbaren Titel will und darf sich Thomas Tuchel keine Experimente erlauben. "Es geht nur noch darum, dass wir es über die Ziellinie bringen. Das Ego muss draußen bleiben", sagte Bayern Münchens Coach. Und schloss damit sich und sein Image als Konzepttrainer ganz uneitel ein.
Aber auch Thomas Müller, dessen ungewohnte Rolle als Einwechselspieler nicht nur an der Säbener Straße leidenschaftlich diskutiert wird. "Es sind hauchdünne Entscheidungen, die wird es beim FC Bayern immer geben. So, wie Thomas die im Moment wahrnimmt, ist es sensationell. Das Thema ist nicht ganz so groß, wie es hier gemacht wird", meinte Tuchel dazu relativierend.
Durch den deutlich mehr herausgearbeiteten als herausgespielten 2:1 (0:0)-Sieg bei Werder Bremen durfte sich der 49-Jährige auch auf seinem Kurs Richtung Meisterschaft bestätigt fühlen. Grundsolides Fußwerk statt ästhetischem Feuerwerk am Ball, so soll Verfolger Borussia Dortmund an den letzten drei Spieltagen auf Abstand gehalten werden.
Thomas Tuchel verspricht "Vertrauen und Zuspruch"
Tuchel legte sich unmissverständlich fest: "Wir werden keine neue Grundordnung, keinen neuen Stil und keine neuen Sachen erfinden." Klartext in der Schlussphase einer ambivalenten Saison, an deren Ende wenigstens die Meisterschale an der Isar bleiben muss. Vorstands-Boss Oliver Kahn machte bei Sky deutlich: "Nur mit fußballerischer Qualität wird das die letzten Spiele nicht reichen, und wir gehen davon aus, dass wir jedes Spiel gewinnen müssen."
Mit "Vertrauen und Zuspruch", so Tuchel, wolle man die Spielzeit halbwegs erfolgreich abschließen. Dafür legten seine Schützlinge im Weserstadion eine gute Grundlage, wie Sportvorstand Hasan Salihamidzic anschließend befand: "Es war wichtig, die Nerven zu behalten und ruhig zu bleiben. Das haben wir gut gemacht."
Denn es dauerte immerhin 62 Minuten, bis Serge Gnabry den Abwehrriegel der Hanseaten erstmals knacken konnte. "Wir haben unseren Job erledigt, aber wir müssen jetzt so weitermachen", forderte der Nationalspieler anschließend.
Aber es ist doch bezeichnend für die ungewöhnliche Situation in München, dass kein langjähriger Profi des Rekordmeisters, sondern der erst zu Saisonbeginn verpflichtete Matthijs de Ligt nicht nur optisch der Leuchtturm ist, der Ordnung in die Aktionen bringt und der seinen Mitspielern Orientierung bietet.
FC Bayern machte gegen Werder "ein sehr gutes Spiel"
"Mit jedem Sieg werden die Strukturen wieder klarer und es läuft besser", sagte der erst 23 Jahre alte Abwehrspieler, der auf beeindruckende Weise die Partie am Osterdeich "las" und fast alle Attacken der Norddeutschen durch gute Antizipation schon im Keim ersticken konnte.
Doch es gab sie, die wenigen Bremer Torchancen, die durchaus auch in eine Führung hätten münden können. Doch genau da, so analysierte Werder-Trainer Ole Werner, lag der entscheidende Unterschied zwischen beiden Mannschaften.
"Alles in allem haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht und müssen nicht mit gesenktem Kopf durch die Gegend laufen. Aber um die Bayern zu schlagen, brauchst du Effektivität vor dem gegnerischen Tor", äußerte der Coach. Und so kassierte der Liga-Zwölfte die 14.(!) Heimniederlage in Serie im einstigen Nord-Süd-Gipfel.
Und dennoch rückte der ohnehin fast schon gesicherte Klassenerhalt noch ein kleines Stückchen näher. Denn da auch der VfB Stuttgart und der VfL Bochum ihre Partien verloren, liegen die Grün-Weißen weiterhin sieben Punkte vor einem direkten Abstiegsplatz - bei jetzt nur noch drei ausstehenden Begegnungen.

























