Der VfL Bochum sucht im Schlussspurt um den Klassenerhalt nach seiner Heimstärke - die Angst vor dem Abstieg ist zurück.
Niedergeschlagen und ein wenig ungläubig standen die Bochumer Verlierer vor der Ostkurve. Ihre Fans sangen gegen den Frust an, beschworen lautstark den VfL, der "niemals untergeht".
Doch die Hälfte der Zuschauer war längst aus dem Ruhrstadion geflüchtet - und ließ einen Abstiegskandidaten zurück, dem im Saisonfinale die Heimstärke abhanden gekommen ist.
"Wir waren eine Bank zu Hause und haben tolle Ergebnisse eingefahren", sagte Trainer Thomas Letsch nach dem niederschmetternden 1:5 (0:3) gegen den VfL Wolfsburg, "irgendetwas fehlt im Moment." Fünf Heimspiele in Folge hatte der VfL gewonnen, nachdem Letsch den damaligen Tabellenletzten mit nur einem Punkt übernommen hatte. Siege gegen Eintracht Frankfurt oder Union Berlin und vor fünf Wochen noch gegen RB Leipzig katapultierten Bochum über den Strich.
Broschinski gelingt nur der Ehrentreffer
Doch nach vier Niederlagen in den vergangenen fünf Partien vor eigenem Publikum ist nicht nur die Ratlosigkeit groß, sondern auch wieder die Angst vor dem Abstieg. "Das Selbstvertrauen ist verloren gegangen, die Giftigkeit und Präsenz fehlen", stellte Letsch fest und forderte schon ein wenig verzweifelt: "Wir spielen zu Hause, wir müssen an uns glauben."
Mit extrem naivem Abwehrverhalten und teilweise haarsträubenden Fehlern machten die Bochumer den Wölfen das Kontern leicht und ermöglichten Tore durch Mattias Svanberg (10./56.), Jakub Kaminski (21.) und Patrick Wimmer (33.). Zudem traf Luca Waldschmidt nach verschossenem Foulelfmeter von Jonas Wind (77.). Dem eingewechselten Moritz Broschinski (68.) gelang nur der Ehrentreffer.
So hilft es wenig, dass der VfL auf der Zielgeraden noch dreimal zu Hause spielen darf. Einzig die unermüdliche Unterstützung der Fans machte Mut. "Wenn ich die Atmosphäre sehe, wie ganz Bochum hinter der Mannschaft gestanden hat, dann stimmt mich das optimistisch", sagte Letsch. Und weil am Samstag auch die Konkurrenten im Tabellenkeller patzten, habe man es "trotz allem in der eigenen Hand". Der Gegner im nächsten Heimspiel am kommenden Freitag (20:30 Uhr/DAZN) ist ausgerechnet Tabellenführer Borussia Dortmund.
Kovac nach "wichtigem" Sieg wichtig
Inzwischen haben immer mehr Gegner den Heimspiel-Stil entschlüsselt. "Wir wissen, dass die Bochumer lange Bällen spielen. Wenn wir die Duelle, die zweiten Bälle gewinnen, dann gibt es viel Platz. Daraus haben wir einen Vorteil gezogen", erklärte Doppeltorschütze Svanberg. Der dritte Sieg in den letzten vier Auswärtsspielen eröffnet Wolfsburg doch noch europäische Perspektiven. "Das war wichtig", gab Trainer Niko Kovac zu, "mit immer nur einem Punkt kommst du nicht vom Fleck."
Richtungweisend wird die Partie am nächsten Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) gegen den Bayern-Bezwinger FSV Mainz 05, der zwei Punkte vor den Niedersachsen liegt. Doch entschieden wird, prophezeite Kovac, "alles erst am letzten Spieltag" - nicht nur über Wolfsburger Europa-Träume, sondern auch über Bochumer Abstiegsängste.


























