Lange ist es nicht mehr bis zum NFL-Draft 2023! Ab dem 28. April steigt das Mega-Event in Kansas City. Die Auswahl der besten College-Spieler wird wie immer mit viel Spannung erwartet, doch in diesem Jahr scheint der Verlauf des Drafts offener zu sein, als in den letzten Jahren.
Grund dafür sind unter anderem die vier Top-Quarterbacks des Drafts. Dass C.J. Stroud, Bryce Young, Anthony Richardson und Will Levis in der ersten Runde gepickt werden, da sind sich fast alle Experten einig. Die Reihenfolge, in der die Spielmacher vom Board gehen werden, steht dabei aber in den Sternen.
Zu verschieden sind die Prospects. Mit ihren eigenen Stärken und Schwächen ausgestattet gibt es in diesem Jahr vor allem keine klare Nummer eins, wie es zuletzt beispielsweise mit Trevor Lawrence oder Joe Burrow der Fall war.
Dadurch entsteht viel Spannung, denn der berühmte Domino-Effekt könnte somit in viele Richtungen gehen. Vieles wird schon von dem ersten Pick der Carolina Panthers abhängen. Doch was macht die Quarterback-Optionen eigentlich wirklich aus?
C. J. Stroud, Ohio State
Der Quarterback der Ohio State ist für Teams, die das ganz große Risiko scheuen die richtige Wahl. Stroud ist mit einem hohen Floor ausgestattet und wird im richtigen System schnell starten können.
Das machte sich auch schon im College deutlich, denn Stroud übernahm an der Ohio State 2021 von Justin Fields und fand hervorragende Umstände vor. Unter diesen kann Stroud seine Qualitäten ausspielen. Er konnte mit seinen Passing-Skills, wie Accuracy und Ball-Placement auftrumpfen und sich auf größter Bühne beweisen.
Sein Spiel gegen Georgia in den Playoffs war trotz knapper 41:42-Niederlage eines der besten seiner College-Karriere. Gegen die wohl beste Defense im College-Football sah Stroud richtig gut aus und konnte 348 Yards sowie vier Touchdowns verzeichnen.
Nichtsdestotrotz hat man nicht das Gefühl, der 21-Jährige könne in der NFL ein wackliges Team auf seine Schultern packen. Zudem wird Stroud vorerst eine gute O-Line brauchen, hat er doch gegen Pressure Probleme. In der Pocket zuhause kann er zwar auch mal improvisieren, zu seinen ganz großen Stärken gehört das allerdings nicht. Vielleicht können die Coaches in der NFL hier noch ein paar Prozente herausholen, die körperlichen Voraussetzungen wären zumindest da.
Bryce Young, Alabama
Vor allem in der Früh-Phase des Draft-Prozesses schien Bryce Young neben Stroud die wahrscheinlichste Option für den First Overall Pick zu sein. Der Quarterback von Alabama hat unter den Top-Quarterbacks allerdings die größten körperlichen Nachteile.
Durch seine Statur und sein Armtalent ist Young limitiert. Darüber werden sich die Teams im Klaren sein, sind das doch Attribute, die auch durch Coaching nicht zu beheben sind.
Young punktet derweil auf einer anderen Ebene. Der 21-Jährige ist mit einem enorm hohen Football-IQ ausgestattet. Er versteht es schon jetzt, die Defense des Gegners schnell zu lesen und sich richtig zu bewegen. Berichten zufolge hat er beim S2-Kognitionstest, einem Test, der die Verarbeitungsfähigkeiten zeigt, eine "98 von 99" erreicht.
Auch durch sein hohes Spielverständnis bewegt sich Young überragend in der Pocket und verschafft seinen Receivern dadurch die nötige Zeit.
Sein Spiel lebt nicht von den Plays als solchen, sondern davon, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Anthony Richardson, Florida
Zumindest von der körperlichen Konstitution ist Anthony Richardson das genaue Gegenteil von Bryce Young. Der Quarterback von Florida ist mit einer enormen Physis ausgestattet und wird ohne Probleme auch in der NFL Plays mit seinen Füßen kreieren können.
Die Armstärke des 20-Jährigen ist zudem beeindruckend, nicht zuletzt, seit er beim Pro Day den Ball ohne Mühe an die Decke warf. Apropos Pro Day: Hier zeigte sich Richardson von einer richtig guten Seite, auch was seine Accuracy und sein Ball Placement angeht.
Zuvor wurde er häufig vor allem auf Physis und Armstärke reduziert, mit Verlauf des Draft-Prozesses stieg er in den Big Boards der Experten immer weiter.
Er zeigt auf Tape ein gutes Pocket-Management und bewegt sich hinter seiner O-Line sehr gut und entgeht so clever dem Druck. Sind seine Füße allerdings nicht richtig in Position sind, geht das immer wieder zulasten der Genauigkeit. Daran wird Richardson arbeiten müssen.
Zudem fehlt Richardson mit nur 20 Jahren und nicht einmal zwei Dutzend College-Partien im Gepäck noch die nötige Erfahrung, was zusätzlich zu seinen gelegentlichen Accuracy-Problemen Zeit und Coaching brauchen wird. Sollte er sich hier aber noch deutlich steigern können, hat er riesige Upside.
Will Levis, Kentucky
Ebenfalls mit einem besonders kräftigen Arm ausgestattet ist Will Levis. Der Quarterback von Kentucky kann nach eigener Aussage 80 Yards weit werfen. Und nach allem, was man von ihm gesehen hat, ist das vielleicht gar nicht ausgeschlossen.
Mit seinem Armtalent würde Levis eindeutig in eine vertikalere Offense passen, die ihm deutlich besser zu Gesicht stehen würde
Grundsätzlich ist er als Prospect die größte Wild Card der vier Top-Quarterbacks, auch weil er innerhalb der Pocket noch große Probleme hat und sich etwas schwerfällig bewegt.
Zudem baute er nach einer sehr starken 2021-Saison im letzten Jahr deutlich ab. Allerdings spielte er 2022 zu seiner Ehrenrettung größtenteils angeschlagen und bei Kentucky nicht im besten sportlichen Umfeld.
Nicht unerwähnt lassen sollte man die Stärke von Will Levis beim Quarterback-Sneak. Dem Spielzug, der durch Jalen Hurts und die Philadelphia Eagles neue Berühmtheit erlangte. Hier war Levis mit seinem Team in 22 von 23 Versuchen in seiner Karriere erfolgreich.
Marcel Schmidt
