Völlig überraschend wechselte Anamarija Lampic im Sommer 2022 vom Langlauf- in den Biathlon-Zirkus. Dort fand sich die Slowenin auf Anhieb zurecht und feierte Erfolge, mit denen sie selbst nie gerechnet hatte. Ihre Pläne für die Zukunft sind klar - und überaus ambitioniert.
Vor der ersten Biathlon-Saison ihres Lebens hatte sich Anamarija Lampic eigentlich vorgenommen, kleine Brötchen zu backen. "Mein Ziel war es, im IBU-Cup an den Start zu gehen. Wenn ich da unter den Top 30 gelandet wäre, wäre das ein gutes Zeichen gewesen", sagte die 27-Jährige im Interview mit dem Newsportal "Siol.net".
Am Ende kam es anders. Zwar ging die stets gute gelaunte Frohnatur auch in der 2. Biathlon-Liga an den Start. Ihr deutscher Chefcoach Ricco Groß hielt es aber für eine gute Idee, sie schon in Hochfilzen ins kalte Weltcup-Wasser zu werfen. Und dort ließ Lampic in ihrem allerersten Rennen überhaupt mit dem fünften Platz die Korken knallen.
"Das war sofort ein 'Wow'! für mich. [...] Ich habe nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich sein würde", blickte sie auf ihr sensationelles Debüt zurück. "Alles kam zusammen. Ich hatte gute Skier, habe mich großartig gefühlt, im Liegen null Fehler geschossen, womit niemand gerechnet hat, und im Stehen nur drei Fehler geschossen. Es lief wirklich gut für mich", erklärte Lampic.
Dass dieser Erfolg ein Ausreißer nach oben sein würde, war ihr allerdings sofort klar. "Man realisiert dann, dass an diesem Tag die perfekten Umstände herrschten und es nicht immer so sein wird", schätzte Lampic selbst ihre Chancen auf weitere Erfolge in der Elite-Liga realistisch ein.
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Zum Stolperstein wurde für die Newcomerin in den folgenden Wochen vor allem das Schießen. Überraschend kam das nicht, schließlich absolvierte die Slowenin im September 2022 zum ersten Mal überhaupt einen Stehendanschlag. Drei bis vier Fehler pro Schießen wurden für sie zur Norm.
"Hier geht es viel um die Schuss-Position, die ich erst noch entwickeln und trainieren muss. Ich muss so oft an den Schießstand kommen, dass meine Position immer gleich ist. Jetzt ist sie noch jedes Mal anders. Vor allem, wenn ich vorher schnell laufe, alles gebe und meine Beine noch zittern", schilderte Lampic ihre größten Probleme im Stehendanschlag.
Auch mit den immer wechselnden Bedingungen am Schießstand hat die Slowenin noch große Schwierigkeiten. "Das bereitet aber auch den alten Hasen Probleme. Selbst die Besten schießen daneben. Ich muss zugeben, dass auch mir das hilft. Wenn selbst die Besten vorbei schießen, warum sollte mich dann ein etwas schlechteres Schießen bei schwierigen Bedingungen stören? Am Ende bin ich immer noch eine Anfängerin", sagte die Slowenin.
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Ihre größten Stärken hat die frühere Langläuferin naturgemäß in der Loipe. Nicht selten setzte sie auch im Weltcup die beste Laufzeit. Dass das so sein würde, war Lampic vor ihrem Sportarten-Wechsel allerdings nicht klar.
"Viele haben mir gesagt, dass es [im Biathlon] anders ist. Dass man seine Technik verliert und schlechter läuft, wenn man ein Gewehr auf dem Rücken hat. Sie haben mich gewarnt. Aber ich fühle diese Unterschiede nicht. Ich laufe fast genauso wie ohne Gewehr", erklärte die 27-Jährige, die ihren Wechsel in das Biathlon-Lager als "richtige Entscheidung" bezeichnete und meinte: "Ich brauchte einfach eine Veränderung."
Lampic in vier Jahren eine "echte Biathletin"
Eine Rückkehr in den Langlauf-Sport kommt für Lampic nach ihrer ersten Biathlon-Saison nicht mehr infrage. Vielmehr hat sich die Slowenin ambitionierte Ziele für die Zukunft in ihrem neuen Beruf gesetzt.
"In vier Jahren will ich eine echte, professionelle Biathletin sein, die genau weiß, was sie will und was ihre Ziele sind. Dann werden auch die Ergebnisse wichtig. Aber jetzt bin ich immer noch in der Lernphase. Die wird auch noch ein Jahr oder so dauern. Die Basics des Biathlons habe ich so gut wie möglich gelernt. Jetzt muss ich sie so schärfen, dass vieles für mich automatisch wird und ich es ohne darüber nachzudenken umsetze", schilderte Lampic ihre ambitionierten Pläne für die Zukunft.
Nimmt man ihre erste Saison im Weltcup als Maßstab, gibt es wohl nicht viele, die daran zweifeln, dass sie diese Ziele auch erreichen wird.

