In ihrer ersten Bundesliga-Saison stehen die Basketballerinnen von Alba Berlin im Playoff-Halbfinale. Der kurzfristige Erfolg überrascht sogar Geschäftsführer Marco Baldi.
Marco Baldi staunte nicht schlecht. Halbfinale? Ausverkaufte Hallen? Im ersten Bundesliga-Jahr? Selbst der Vater des Erfolgs von Alba Berlin, durch die elf Meistertitel der Männer an Erfolg gewöhnt, hatte kaum geglaubt, dass seine Basketballerinnen so durchstarten würden. Gleich in der Premierensaison könnte ihnen der ganz große Wurf gelingen. Doch bei aller Euphorie bremst Baldi auch.
"Wir sind sportlich natürlich schon weit über das Soll hinaus. Die Qualifikation für die Play-offs war für das erste Jahr ein toller Erfolg. Damit, dass es uns sogar jetzt ins Halbfinale führt, hätte wirklich keiner gerechnet", sagt der Geschäftsführer dem "SID". Ab Sonntag spielen die Berlinerinnen in der best-of-three-Serie gegen die Rutronik Stars Keltern, Meister von 2018 und 2021, um den Finaleinzug.
Gegen den Hauptrundenzweiten hatte Alba zweimal klar verloren (73:98 im Oktober, 62:87 im Februar). Dort sei ersichtlich gewesen, "was da noch für Unterschiede sind", so Baldi: "Da sind wir noch nicht. Dass man im Sport trotzdem Sensationen schaffen kann, will ich gar nicht kleinreden. Aber wir sind jetzt im Halbfinale ganz klarer Außenseiter."
DBBL "Neuland" für Alba
Denn laut Baldi ist die Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) immer noch "Neuland" für Alba. "Wir wussten, dass der Unterschied zwischen erster und zweiter Liga riesengroß ist. Und das haben wir dann auch gespürt. Für uns war das Ziel, dass wir auf jeden Fall die Liga halten", sagt der 60-Jährige. Und plötzlich ist so viel mehr drin. Als Sechster schloss Alba die Hauptrunde ab, im Viertelfinale schaltete der Aufsteiger in zwei Spielen den Dritten Herner TC aus.
Besonders das Heimspiel am vergangenen Freitag, als die Berlinerinnen das Halbfinal-Ticket lösten, war ein Highlight der bisherigen Saison. 2346 Zuschauer in der ausverkauften Sömmeringhalle in Charlottenburg peitschten Alba zum Erfolg. "So eine ausverkaufte Halle ist schon ungewöhnlich im Frauen-Basketball, die Halle stand frenetisch hinter ihrem Team. Das trägt natürlich", sagt Baldi. So soll es auch gegen Keltern laufen.
Von der Landesliga in die DBBL
Und wenn am Ende wirklich der erste Meistertitel herausspringen sollte, wäre dies der zwischenzeitliche Höhepunkt einer 15 Jahre langen Reise. Zur Saison 2008/09 hatten zwei Mädchen- und ein Frauenteam den Spielbetrieb aufgenommen - mittlerweile spielen 400 Mädchen und Frauen bei Alba und die erste Mannschaft kletterte nach fünf Aufstiegen von der Landesliga ins Oberhaus. Dabei stammen zehn von 18 Spielerinnen im DBBL-Kader aus der Alba-Jugend, die auch bei den Männern regelmäßig Top-Talente hervorbringt.
So entstand das aktuelle Überraschungsteam mit "Spielerinnen, die aus dem Programm stammen", so Baldi, "gepaart mit einigen, die schon größere Erfahrungen hatten und professionell vormachen, was es bedeutet, Profibasketballerin zu sein". Beispielsweise kam die US-Amerikanerin Deeshyra Thomas vor der Saison aus Halle - und wurde prompt zur Führungsspielerin mit großen Zielen. "Mit diesem Team, das haben wir schon gezeigt, ist alles möglich", sagte die 28 Jahre alte Aufbauspielerin dem "rbb": "Solange wir daran glauben und zusammen arbeiten, können wir alles erreichen."















