Bei der zurückliegenden Biathlon-WM in Oberhof konnte Emilien Jacquelin mit Bronze in der Mixed-Staffel sowie Gold in der Staffel zwar zwei Medaillen mitnehmen, in den Einzelwettbewerben wollte es für den Franzosen aber überhaupt nicht laufen. Anschließend zog der 27-Jährige die Reißleine und beendete seine Saison frühzeitig. Eine Entscheidung, die offenbar zwingend notwendig war.
"Der Tank ist leer. Traurig, aber beruhigt, verkünde ich, dass ich meine Saison beende": Mit diesen Worten verkündete Frankreichs Spitzen-Biathlet Emilien Jacquelin Ende Februar 2023 seinen vorzeitigen Saisonausstieg. In einer Gesprächsrunde der französischen Sportzeitung "L'Équipe" erklärte Jacquelin nun ausführlich seine Beweggründe.
"Es war eine schwierige Entscheidung, die ich bereits vor einem Jahr nach den Olympischen Spielen hätte treffen können", eröffnet Jacquelin. Damals habe er allerdings noch die Chance gesehen, den Gesamtweltcup zu gewinnen und habe daher weitergemacht. Ihm sei jedoch bereits bewusst gewesen, dass er eine Pause benötigte.
"Ich habe die Fähigkeit, viel Energie zu investieren, das habe ich getan, aber irgendwann muss man auf den eigenen Körper hören", so Jacquelin weiter. Er sei schließlich "keine Maschine".
Wie wichtig die Auszeit für seine Karriere war, untermauerte der zweimalige Verfolgungs-Weltmeister mit eindringlichen Worten: "Ohne diese Pause hätte ich mich in einem Jahr wohl vom Biathlon verabschiedet, weil ich mich dort nicht mehr wiederfinden konnte. Es ist wie bei einer Schallplatte: Ich bin mit Seite A fertig, ich mache eine Pause, bevor ich die Platte umdrehe und Seite B spiele. Ich musste mit all dem Frieden schließen."
Die Entscheidung stellt für Jacquelin offenbar auch eine Art persönliche Zäsur da. "Ich bin so, wie ich bin, und mit 27 Jahren muss ich mich selbst akzeptieren. Denn in den letzten Jahren habe ich, auch um den Menschen um mich herum zu gefallen, aufgehört, ich selbst zu sein", führt der Skijäger aus.
Er habe inzwischen jedoch erkannt, dass er seinen Überzeugungen folgen müsse, um seine Karriere zu leben.
