Vor dem Topspiel in der Handball-Bundesliga gegen den THW Kiel (Sonntag, 14 Uhr im Liveticker) haben die Füchse Berlin die Tabellenführung übernommen. Die Chance auf den Titelgewinn war noch nie so hoch.
19 Siege, ein Remis, drei Niederlagen. Die Füchse Berlin blicken auf ihre bisher beste Saison der Vereinsgeschichte zurück. Kein Wunder, dass man in der Hauptstadt längst von der ersten Meisterschaft träumt.
Aus ihren Saisonzielen machen die Verantwortlichen keinen Hehl. "Ein Titel ist natürlich immer unser Ziel, muss es auch sein", sagte Sportvorstand Stefan Kretzschmar der "Berliner Morgenpost".
Manager Bob Hanning betonte im "Tagesspiegel": "Wir haben durchaus die Chance, nach den Sternen zu greifen" und ergänze im "SID"-Interview: "Der Traum vom ersten Meistertitel treibt uns alle hier im Verein an. Wir wissen aber, dass wir nicht die einzigen sind, die davon träumen."
Doch elf Spieltage vor Saisonende dürfen sich die Füchse durchaus berechtigte Hoffnungen auf die Meisterschaft machen. Das sind die Erfolgsfaktoren der Berliner:
Erfolgsfaktoren der Füchse Berlin: Trainer Jaron Siewert
Seitdem Jaron Siewert die die Füchse Berlin im Sommer 2020 mit gerade einmal 26 Jahren übernommen hat, ging es in der Abschlusstabelle Stück für Stück nach oben. Im ersten Jahr verbesserte sich der Hauptstadtklub von Platz fünf auf Platz vier, vergangenen Saison stand Rang drei zu Buche.
Mit Siewert, der in der Jugend für die Füchse spielte und auch einige Partien bei den Profis absolvierte, sich dann aber für eine Trainerlaufbahn entschied, scheinen die Verantwortlichen genau den richtigen Trainer gefunden zu haben.
"Seine Klarheit und sein Handballsachverstand haben mich davon überzeugt, dass er in den kommenden Jahren die richtige Wahl für die Füchse Berlin ist. Er besitzt Persönlichkeit und trotz seines jungen Alters, eine beeindruckende Reife", schwärmte Kretzschmar bei der Vorstellung.

Bei seinen Spielern und den Fans ist Siewert, der bereits mit Julian Nagelsmann vom FC Bayern verglichen wurde, sehr beliebt. Die Bescheidenheit des 29-Jährigen kommt gut an. "Wenn wir vor dem letzten Spieltag in der Situation sind, um die Meisterschaft zu spielen. Dann bin ich auch bereit darüber zu sprechen - vorher wäre es ein bisschen vermessen", sagte er in der Winterpause.
Siewert präsentiert die Transferphilosophie des Klubs wie kein anderer. "Es war immer unsere Zielsetzung, über eine besondere Nachwuchsförderung, Spieler im Bundesligakader und in den Nationalmannschaften zu integrieren. Jetzt gelang es uns zum ersten Mal einen echten Berliner Jungen für die Cheftrainerposition mit zu entwickeln", hob Hanning hervor.
Sollte Siewert die Füchse tatsächlich zur Meisterschaft führen, wäre er der jüngste Trainer, dem dieses Kunststück gelingt.
Erfolgsfaktoren der Füchse Berlin: Der Nachwuchs
Die herausragende Jugendarbeit bei den Füchsen Berlin hat aber nicht nur positive Auswirkungen auf die Trainerposition. Seit jeher reifen beim Klub aus Reinickendorf vielversprechende Talente heran.
Aushängeschilder sind die beiden Nationalspieler Paul Drux und Fabian Wiede sowie Youngster Nils Lichtlein.
Bei der Ausbildung von Talenten profitieren die Füchse auch von der Kooperation mit dem Zweitligaaufsteiger 1. VfL Potsdam, der von Hanning trainiert wird. Die Reservemannschaft der Berliner spielt zudem in der 3. Liga - bessere Voraussetzungen kann es für junge Spieler nicht geben.
Der unfassbar große Pool an Spielern könnte sich für die Füchse als Trumpf im Kampf um die Meisterschaft erweisen. Bei Ausfällen der etablierten Kräfte kann das Team von Siewert auf talentierte Zweitligaprofis zurückgreifen. Ein Vorteil, den kein anderer Klub der Liga hat.
"Die Jungs sind einfach Teil des Teams, egal ob sie hier oder bei Potsdam spielen", sagte Siewert und ergänzte: "Das macht uns das Leben leichter, auch auf sie zu bauen."
Erfolgsfaktoren der Füchse Berlin: Der Kader
Doch auch ohne die Talente aus der 2. und 3. Liga verfügen die Füchse über einen qualitativ und quantitativ extrem starken Kader.
Bester Torschütze der Berliner ist der derzeit verletzte Hans Lindberg. Auch mit 40 Jahren hat der derzeit verletzte Däne nichts an seiner Torgefahr eingebüßt. 123 Tore erzielte er bereits in 19 Spielen. Offenbar ist nicht ausgeschlossen, dass Lindberg nächste Saison doch noch auf Torejagd in der HBL geht.
Mehr dazu: Spektakuläre Kehrtwende bei Hans Lindberg?
Die drei Neuzugänge Mathias Gidsel, Max Darj und Viktor Kireev brachten zudem enorme Qualität mit. Rückraumspieler Gidsel, MVP und Torschützenkönig der WM 2023, kann Spiele im Alleingang entscheiden.

Kreisläufer und Abwehrspezialist Darj stabilisiert nicht nur die Defensive ungemein, sondern geht auch als Kämpfer mit hundertprozentiger Entschlossenheit voran und zieht seine Nebenleute mit.
Torwart Viktor Kireev bildet gemeinsam mit Dejan Milosavljev ein erfahrendes Torhütergespann.
Noch ist im Meisterschaftskampf der HBL allerdings alles offen. Die Füchse (23 Spiele, 39 Punkte, die Rhein-Neckar Löwen (23 Spiele, 37 Punkte, den THW Kiel (22 Spiele, 36 Punkte), den SC Magdeburg (22 Spiele, 35 Punkte) trennen gerade einmal vier Zähler.
Über den Ausgang im Titelrennen dürften wohl Kleinigkeiten entscheiden. Die Füchse Berlin wären jedenfalls wären reif für ihre erste Meisterschaft.
Lissy Beckonert




























