Skisprung-Juwel Luisa Görlich trägt die deutschen Hoffnungen auf ihren Schultern. Vor ihrem nächsten Wettkampf in Lahti blickt die sport.de-Kolumnistin unter anderem auf das Skifliegen in Vikersund zurück und gerät ins Schwärmen.
Wieder steht ein Abflug in der Saison bevor; wir sind um 3:30 Uhr in der Frühe aus Oberstdorf gestartet und haben den ersten Flieger von München nach Helsinki genommen. Die Abflüge haben mittlerweile ihre eigenen Rituale und Running Gags, besonders wenn wir bei der Aufgabe unserer Skisäcke den Inhalt erklären müssen. Als letzte Station des Weltcupkalenders bei den Damen steht Lahti als Austragungsort auf dem Programm und dies mit dem Weltcupfinale, an dem die besten 30 aus der Gesamtwertung antreten dürfen.
Nach der Raw Air Tour liege ich auf dem 22. Platz und freue mich daher, das Ticket zum Saisonabschluss gelöst zu haben.
Die Raw Air Tour war nach der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Planica anstrengend wie erwartet. Die Qualifikationssprünge zählten mit zur Gesamtwertung und das Zeitgerüst war ebenfalls sehr straff. Konzentration und Reisestress waren unsere Wegbegleiter.
Ich musste mich an die Schanzen in Oslo und Lillehammer zunächst herantasten und kam auf Anhieb leider nicht klar; insbesondere auf der Schanze in Lillehammer musste ich nach dem sommerlichen Springen dort einiges anpassen, so dass eigentlich erst der letzte Sprung so richtig gelang.
Ultimativer Höhepunkt war dann das Skifliegen in Vikersund – zum ersten Mal für die Damen. Ein kleiner Wermutstropfen bestand darin, dass nur die Top 15 der Gesamtweltcupwertung für dieses Springen zugelassen waren. Ich nutzte die für mich derart entstandene Zwangspause mit einem Heimflug ins Allgäu- Spaziergänge mit Hund und Freund bei ersten Frühlingstemperaturen machten mir den Kopf für den Schlussakkord des Weltcups frei.
Die Zielsetzung für Lahti ist indes klar; auch wenn diese Schanze wieder Neuland für mich ist, möchte ich die letzten Gelegenheiten der Wintersaison nutzen, im Gesamtranking noch etwas zu klettern. Es mutet vielleicht angesichts des kommenden Frühlings in Deutschland etwas komisch an, aber ich freue mich noch einmal richtig auf "Schnee satt". Es ist immer ein besonderes Gefühl von Spannung, auf einer unbekannten Schanze zu springen, sie zu lesen und sie dann hoffentlich im Griff zu haben.
Die Atmosphäre im Damenweltcup ist mit den anderen Nationen sehr freundschaftlich und familiär, so dass die Weltcupspringerinnen nach dem letzten Sprung der Saison ein lustiges Saisonabschiedsfest feiern werden; jedes Team bringt Spezialitäten des Heimatlandes mit und wir lassen uns diese erklären, bevor wir dann gemeinsam tafeln.
Natürlich lassen wir dabei noch einmal die Highlights der Saison Revue passieren, insbesondere die Nordischen Skiweltmeisterschaften, wo wir im Team Weltmeisterinnen werden durften, die Raw Air Tour und das Skifliegen in Vikersund.
Vor allem werden wir uns einig sein, nicht müde zu werden, die Vierschanzentournee für Frauen zu fordern.
Herzliche Grüße
Luisa Görlich