Nachdem sich ihr großer Traum vorerst in Luft aufgelöst hatte, zuckte Katharina Althaus kurz mit den Schultern, dann gratulierte sie der neuen Weltrekordhalterin Ema Klinec fair zu ihrem historischen Triumph.
An einem denkwürdigen Tag für das Frauen-Skispringen überwog bei der Rekordweltmeisterin die Enttäuschung - auch, weil sie eine magische Marke knapp verpasste.
"Ich habe mir gewünscht, dass ich einen Zweihunderter dabei habe", sagte Althaus sichtlich niedergeschlagen nach der Skiflug-Premiere der Frauen im norwegischen Vikersund. Auf dem "Monsterbakken" war die Oberstdorferin auf 194,0 und 190,0 m geflogen. Die verpasste Weite von 200 Metern schmerzte sogar noch mehr als der undankbare vierte Platz.
Wohl auch, weil Althaus schon im Training so nah dran war - nur anderthalb Meter hatten ihr gefehlt. Schnell richtete sie ihren Blick deswegen wieder nach vorne. "Ich muss auf jeden Fall weiter machen, die 200 sind ein Kindheitstraum, den will ich mir schon noch erfüllen. Ich werde alles reinlegen", sagte Althaus und fand doch noch positive Worte: "Es war schön, hier Geschichte zu schreiben."
Tatsächlich wurde in Vikersund eine Zeitenwende eingeleitet. Trotz aller Sorgen im Vorfeld rund um Stürze und mögliche verheerende Folgen entwickelte sich das Wochenende zu einem vollen Erfolg. Und auch, wenn noch nicht endgültig feststeht, ob die Frauen auch im nächsten Winter ins Fliegen kommen werden - nach den Erfahrungen von Vikersund darf sich Althaus aller Voraussicht nach weiter berechtigte Hoffnungen auf die Erfüllung ihres Traums machen.
Die erste Hauptrolle gehörte jedoch Klinec. Die Slowenin flog ihren Konkurrentinnen davon und verbesserte schon mit ihrem ersten Flug den am Samstag im Training von der Kanadierin Alexandria Loutitt aufgestellten Weltrekord um vier Meter auf 226,0 m. Im zweiten Durchgang legte Klinec 223,5 m nach und sicherte sich hochüberlegen mit 41 Punkten Vorsprung vor der Norwegerin Silje Opseth und Yuki Ito aus Japan den Sieg.
Althaus holt Rang zwei in der Gesamtwertung
Auch in der Gesamtwertung der zehntägigen Raw-Air-Tour sicherte sich Klinec den ersten Platz und 40.000 Euro Preisgeld. Die 15.000 Euro, die Althaus als Zweitplatzierte zustehen, dürften für die Dreifach-Weltmeisterin von Planica nur ein schwacher Trost sein.
Mehr dazu: Das historische Frauen-Skispringen in Vikersund im Liveticker
Neben Althaus zeigte auch Selina Freitag am Sonntag bei der exklusiven Veranstaltung mit nur 15 Springerinnen eine gute Leistung. Die 21-Jährige landete nach Flügen auf 188,0 und 170,5 m auf dem zehnten Platz und verteidigte damit erfolgreich ihren dritten Platz in der Raw-Air-Gesamtwertung. Anna Rupprecht, die im Training noch leichte Unsicherheiten offenbart hatte, zeigte sich gerade im ersten Durchgang mit 173,0 m stark verbessert und belegte am Ende den 14. Platz.

