Die Rücktritte von Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Røiseland treffen das norwegische Biathlon-Team schwer. Ihren Verlust aufzufangen, wird selbst für die mit Top-Talenten gespickten Skandinavierinnen eine große Herausforderung. Davon sind unter anderem Johannes Thingnes und Tarjei Bø fest überzeugt.
15 Olympia- und 32 WM-Medaillen, dazu zwei Gesamtweltcup-Siege und schon vor dem Saisonfinale in Oslo sage und schreibe 89 Weltcup-Triumphe: Die Liste der Erfolge, die Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Røiseland in den vergangenen Jahren für den norwegischen Biathlonverband einfuhren, ist gefühlt unendlich lang. Doch damit ist jetzt Schluss. Beide Superstars erklärten ihren Rücktritt und werden eine Lücke hinterlassen, die selbst die erfolgreichste Biathlon-Nation der Welt nicht so einfach füllen kann.
"Das wird eine ganz schöne Aufgabe für die Frauenmannschaft, diese Leere zu füllen", sieht auch Superstar Johannes Thingnes Bø im Gespräch mit der norwegischen Zeitung "Verdens Gang" das Team vor einer echten Mammutaufgabe. Seine Hoffnung: Eine der potenziellen Erbinnen wird nun mit breiter Brust in die erste Reihe treten und einen sportlichen Sprung nach vorne machen.
Diese Entwicklung habe auch Eckhoff damals genommen, bemerkte Bø. "Als Tora Berger aufgehört hat, wurde Tiril extrem gut", sagte der Norweger, der sich dennoch über das Frauen-Team sorgt, denn: "Die Breite in der Mannschaft ist nicht so wie bei den Männern. Sie werden merken, dass die beiden nicht mehr da sind."
Norwegens Biathlon-Talente warten auf den Durchbruch
An jungen Nachrückerinnen mangelt es den norwegischen Frauen zwar nicht, doch in der absoluten Weltspitze konnte sich bislang nur Ingrid Landmark Tandrevold etablieren.
Athletinnen wie Juni Arnekleiv (24), Marthe Kråkstad Johansen (24) oder auch Supertalent Maren Kirkeeide (20) verfügen zweifellos über großes Potenzial, konstant in die Loipe haben sie dies im Weltcup jedoch noch nicht gebracht - allerdings haben sie bislang auch nur selten die Chance dazu bekommen. Das wird sich nun ändern.
Biathlon-Star beklagt Verlust von Stimmungskanone
Nationaltrainer Sverre Huber Kaas weiß um den schwierigen Job, der nun auf ihn zukommt. "Es wird eine Herausforderung", sagte er und fügte hinzu: "Aber es wird auch großen Spaß machen." Man habe in den letzten Jahren so viel von Athletinnen wie Eckhoff und Røiseland gelernt, dann man dies nun bei der Entwicklung von neuen Stars nutzen könne. "Und die werden hoffentlich auf einem ähnlichen Level sein", erklärte der Trainer. Eine Garantie dafür gibt es aber natürlich nicht.
Und dann gibt es da noch ein weiteres Problem, das dem norwegischen Verband droht, denn das Team muss seine beiden Superstars nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ersetzen. "Es ist schade, dass wir zwei so gute Teamkolleginnen verlieren. [...] Tiril haben wir in diesem Jahr sehr vermisst", sagte Tarjei Bø mit Blick auf Eckhoff, die stets als Frohnatur aufgetreten war und die Stimmung im Team selbst an schlechten Tagen hochhielt. Auch diesen Job müssen nun andere übernehmen.
