Mit gerade einmal 20 Jahren zählt Jenny Nowak bereits zu den besten Frauen in der Nordischen Kombination. Für sport.de blickt die deutsche Hoffnungsträgerin in einem Tagebuch auf die Nordische Ski-WM in Planica. Heute im Fokus: die Erfolge der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft und eine ambitionierte Ansage von Bundestrainer Peter Schlickenrieder.
Kennen Sie Viola Bauer, Claudia Künzel, Evi Sachenbacher und Manuela Henkel? Oder Rene Sommerfeldt?
Wenn nicht, dann betreiben wir kurz Sporthistorie. Die genannten Damen haben 2002 bei den olympischen Spielen in Salt Lake City in der 4x5km-Langlaufstaffel vor Norwegen Gold gewonnen und Rene Sommerfeldt sogar den Gesamtweltcup im Langlauf der Herren – auch vor allen Norwegern, die damals Weltspitze waren.

Die jede Sportart im Nordischen Wintersport dominierenden Norweger haben sich in den letzten Jahren kaum mehr Blößen gegeben und sind vor allem im Langlauf der Welt enteilt.
Langlauf ist für Norweger keine Sportart, sondern eine Fortbewegung auch im Alltag. In Lillehammer kann man sie beim Einkaufen beobachten, wenn sie nicht mit ihrem Kleinwagen auf dem Supermarktparkplatz ankommen, sondern eben auf Langlaufskiern, egal ob mit 80 oder 18. Daher rührt natürlich auch der Enthusiasmus, mit denen die norwegischen Zuschauer Langlaufwettkämpfe betrachten. Langlauf ist ein Kulturerbe der Nation, wichtiger und umjubelter als Fußball. Olympiasieger oder Weltmeister auf Langlaufskiern sind in Norwegen wahre Nationalhelden.
Vision des Teamchefs sehr ambitioniert
Den Norwegern in den nächsten Jahren Paroli bieten, ist das erklärte Ziel des Peter Schlickenrieder, der als Teamchef den deutschen Langlauf in die Sphären einer Claudia Künzel oder eines Rene Sommerfeldt zurückbringen möchte, nachdem die die deutschen Staffeln im Langlauf bei dieser Weltmeisterschaft Ausrufezeichen mit Silber bei den Damen und gestern mit Bronze bei den Herren gesetzt haben.
Diese Staffelmedaillen sind bemerkenswert und können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, dennoch erscheint die Vision des Teamchefs sehr ambitioniert, wenn wir nicht in Sachen Trainingsplanung, Organisation und Wettkampfvorbereitung radikal umdenken.
Ich bin immer ganz neidisch, wenn ich realisiere, wieviel Schneetage die Norweger innerhalb ihrer Vorbereitungszeit auf den Weltcupwinter vorweisen können. Nicht zuletzt der Klimawandel zeigt uns in diesem Bereich die Richtung. Ich denke, dass wir Deutschen stärker Vorbereitungen nach Skandinavien legen sollten als in der Vergangenheit getan.
Der weitere Punkt ist natürlich das Fördersystem, in dem Verband und Schulen sehr gut zusammenarbeiten und potentielle Talente herausfiltern und dann zielgerecht fördern – das gesamte Setting für den Langlauf und den Nordischen Skisport in Norwegen ist erkennbar anders, erkennbar zielführender und im Ergebnis erfolgreicher.
Umso mehr sind die deutschen Medaillengewinne bei dieser WM wieder mal als echte Höchstleistungen zu bewerten – darunter die gestrige Bronzemedaille der Langläufer und hoffentlich eine Goldene unserer Skispringer am frühen Abend.
Die Norweger in der Breite anzugreifen, ist ein schwieriges Unterfangen.
Für die Zukunft gilt: In großen Dingen ist es viel, versucht zu haben.
Gehen wir es einfach an!
Mit herzlichen Grüßen
Jenny Nowak