Luisa Görlich zählt zu den besten Skispringerinnen in Deutschland. In ihrer Kolumne bei sport.de blickt die 24-Jährige auf den derzeitigen Saison-Höhepunkt: die Nordische Ski-WM in Planica. Görlich verrät, wie sie und ihre Kollegen zuletzt den freien Tag bei der Weltmeisterschaft genutzt haben.
Nevada – das sind ausgedehnte Wüstengebiete und ausgedörrte Seen. Nevada das ist auch Entertainment a la Las Vegas: Casinos, Roulette, einarmige Banditen , viel Glimmer und Glitzer entlang der bekannten Hauptstraße Las Vegas Strip.
"Nevada" - das ist aber auch das Mannschaftshotel der Skispringerinnen und Skispringer bei der Weltmeisterschaft in Planica, das unweit der Skisportanlage, allerdings schon auf italienischem Boden liegt, während unsere Kombinierer zu den Wettkämpfen auf slowenischem Boden aus Österreich anreisen.
Nichts erinnert hier in den Skigebieten an Wüstensand. Also muss der Namensgeber des Hotels seine Assoziationen rund um die Dartscheibe entwickelt haben, die im Foyer des Hotels in einer Art Lounge platziert ist, unweit der Bar, die ziemlich schnell im Fokus unserer skispringenden Männer lag, nachdem wir im Hotel ein großes Mannschaftszusammensein am Ende des so erfolgreichen Wochenendes spontan einberufen haben, um bei Bergen von Schnitzeln und einem Gläschen zum Anstoßen- auf die Berge von Edelmetall- diese Weltmeisterschaft zu feiern.
Doch Leistungssportler ohne Wettkampf – das geht auch nicht am Vorabend des Ruhetags dieser Weltmeisterschaft – und so wechselt in Windeseile das Vokabular: Bulls Eye, Steel-Darts, 501, Double Out statt Absprungbalken, Skibindung und K-Punkt. Unsere Männer haben offensichtlich Vorkenntnisse.
Aus diesem Grund eignet sich das Zweier-Mixed-Format am besten: Spitzensportler haben ja immer die Fairness im Auge.
Darts als Zeitvertreib: Althaus und Wellinger bilden Traum-Duo
Statt Ausspringen oder Auswerfen, werden die Mannschaften gelost und es kommen echte "Spitzenpärchen" zusammen: Katharina Althaus und Andreas Wellinger ist zum Beispiel ein echtes Traumduo, aber auch Karl Geiger und Anna Rupprecht, die gleich schon zum Probetraining zur Scheibe abmarschieren, sind offensichtlich äußerst ambitioniert.
Wir müssen alle die Youngster-Paarung im Blick behalten, Philipp Raimund und Selina Freitag. Das Staff-Duo, bestehend aus unserer Physiotherapeutin und unserer Anzugsschneiderin sowie Constantin Schmid und ich haben die Ruhe weg und beschäftigen uns innerhalb eines Crash-Kurses mit dem Reglement.
Das ist irgendwie relativ schnell alles klar: Die Scheibe hängt auf 1,73m Höhe und der Werfer wirft im Abstand von 2,93m auf die Dartsfelder, die in unterschiedlichen Zonen mit unterschiedlichen Punkten bewertet ist. In der Mitte liegt das Bulls Eye, das 50 Punkte bringt. Jedes Team startet sozusagen aus der gleichen Luke bzw. mit 501 Punkten, die nach den Würfen runtergezählt werden.
Auf Nachfrage von Anna erkläre ich, dass auch bei Windzug im Hotel der Abstand zur Scheibe auf keinen Fall verkürzt werden darf. Während die anderen Teams hin und wieder anstelle der Scheibe auch schon mal den Türrahmen ins Visier bekommen, ziehen Constantin und ich unser Ding eiskalt durch und setzen nach 47 Minuten mit Goldlächeln und Pokerface den entscheidenden Dart auf die Scheibe.
Während die anderen Teams langsam das Stadion verlassen und in Richtung Zimmer ziehen, genehmigen Constantin und ich uns noch einen alkoholfreien Aperol an der Bar – wir können mehr als nur Skispringen!
Herzliche Grüße
Luisa Görlich



