Luisa Görlich zählt zu den besten Skispringerinnen in Deutschland. In ihrer Kolumne bei sport.de blickt die 24-Jährige auf den bevorstehenden Saison-Höhepunkt: die Nordische Ski-WM in Planica. Görlich verrät, wie sie sich darauf vorbereitet und was ihre Hoffnungen für den Wettbewerb sind.
Seit zwei Minuten sitze ich im Auto. Vom Chiemsee fahren wir ab, nachdem ich mir nach der letzten WM-Vorbereitungswoche in Oberstdorf ein regeneratives Wochenende bei und mit meiner Schwester gegönnt habe, die in der Nähe des Chiemsees wohnt: ein bewusster Tapetenwechsel, um sich auf die weltmeisterschaftlichen Tage in Slowenien mental einzustimmen.
Spaziergänge am See, Wandern am Wendelstein und ein netter Besuch beim Eishockey in Rosenheim, wo die Star Bulls gegen Weiden aus der Oberpfalz mit 2:0 knapp die Oberhand behalten konnten. Gespräche im familiären Kreis rundeten meinen Besuch ab: ein Wochenende mal ohne Skispringen.
Salzburg - Grenze, Weiterfahrt auf der Autobahn nach Kärnten, Zielort Tavisio, wo wir in einem dortigen Hotel das WM-Quartier beziehen werden. Ich freue mich auf die Weltmeisterschaften, für die wir in der letzten Woche in Oberstdorf nochmal hart gearbeitet haben.
Fokus auf die Landung
Besprungen wurden dabei beide Schanzen, wobei dem Training auf der Oberstdorfer Normalschanze immer eine besondere Bedeutung zukommt, da sie eine Schanze ist, auf der der Grundsprung exakt sitzen muss, wenn man nicht Weite verlieren will.
Bei mir lag wieder mal der Fokus auf dem Übergang von Absprung zur Flugphase mit dem besonderen Blick auf die Bildung des "Sprung-V", das langsam geöffnet werden sollte, und der Telemark-Landung als wichtigen Schlussbestandteil, dessen Nichtvorhandensein schon zu empfindlichen Abzügen bei den Wertungspunkten führen kann. Es war eine runde Woche und ich bin in allen Punkten gut vorangekommen.
Im Auto beginne ich, mich mit den vor mir liegenden Tagen auseinanderzusetzen. Der Zeitplan der Weltmeisterschaft ist eng getaktet. Nach der heutigen Ankunft wird es morgen dann beim ersten Training richtig ernst.
Katharina Althaus und Selina Freitag sind auf Grund ihrer Position im Gesamtweltcupranking für den ersten Wettbewerb auf der kleinen Schanze gesetzt; die anderen drei Damen, sprich Anna Rupprecht, Pauline Heßler und ich springen um die verbleibenden zwei Plätze.
Harmonie im Team - trotz aller Konkurrenz
Samstag startet dann das Team, Sonntag das Mixed-Team und vor jedem Springen liegt die mannschaftsinterne Qualifikation in den Trainings. In der nächsten Woche wird dann das Springen auf der Großschanze unseren Wettkampfplan beschließen.
Trotz innerer Anspannung bei den Athletinnen und interner Konkurrenz um die Startplätze, herrscht in unserem Team ruhige Harmonie und Gelassenheit und alle sind ausnahmslos erwartungsfroh.
Da die Slowenen regelrechte Skisprungfanatiker sind und ihre Top-Stars bei der Medaillenvergabe sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern ein Wort mitreden können, wird Planica so eine Art "slowenisches Willingen" werden, mit lautstarken Fans im Schanzenauslauf.
Mein Traum: eine Medaille, egal welche Farbe und in welchem Wettkampf!
Herzliche Grüße
Luisa Görlich




