Die deutschen Biathlon-Männer erleben bei der Heim-WM eine historische Enttäuschung. Johannes Thingnes Bö verpasst sein sechstes Gold.
Benedikt Doll stand kopfschüttelnd und pitschnass im strömenden Regen von Oberhof. Der Frust über eine verkorkste WM war dem Routinier deutlich anzumerken - auch der aufmunternde Beifall von 23.500 Fans in der ausverkauften Arena am Rennsteig war nach einem indiskutablen 26. Platz im Massenstart nur ein schwacher Trost.
Überhaupt erlebten die deutschen Männer bei der Heim-WM in Oberhof eine historische Pleite.
Erstmals seit 1969 gab es bei den Titelkämpfen für die erfolgsverwöhnten Skijäger des Deutschen Skiverbandes (DSV) keine Medaille.
Beim abschließenden Rennen über 15 km war Justus Strelow als 13. noch bester DSV-Athlet. Schon in der Staffel am Samstag hatte das DSV-Team auf Rang fünf die hohen Erwartungen nicht erfüllen können.
"Viele Tiefs, wenig Hochs" für deutsche Männer bei der Biathlon-WM
"Es waren sehr viele Tiefs dabei, wenig Hochs. Wir haben es am Ende nicht hingekriegt", sagte Doll selbstkritisch. "Bei einer WM zählen nun mal Medaillen. Es ist schon die eine oder andere Baustelle da", ergänzte Legende Laura Dahlmeier im SID-Interview.
Die Highlights setzten andere: Vor allem Johannes Thingnes Bö, auch wenn er sich zum Abschluss im Massenstart überraschend den beiden Schweden Sebastian Samuelsson und Martin Ponsiluoma geschlagen geben musste. Dennoch: Der 29 Jahre alte Norweger war mit fünfmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze der überragende Athlet von Oberhof. Am Samstag hatten die starken Franzosen den Überflieger in der Staffel schon geärgert.
Die DSV-Männer hatten bei der Wind-Lotterie dagegen eine Niete gezogen. Fünf Strafrunden waren bei zum Teil kräftigen Böen und Nieselregen zu viel. "Klar sind wir enttäuscht. Es war auch ein bisschen Pech dabei. Es waren sehr widrige Bedingungen", so Doll, "aber die anderen haben sich darauf besser eingestellt."
