Luisa Görlich zählt zu den besten Skispringerinnen Deutschlands. In ihrer Kolumne bei sport.de blickt die 24-Jährige auf den Wettkampf in Willingen zurück - eine Erfahrung, die Spurenhinterlassen hat.
Die Kontraste könnten nicht größer sein. Eben noch in Willingen auf der größten Großschanze, die der Weltcup zu bieten hat, nämlich die 130-Meter-Schanze im Sauerland, vor 23.000 Zuschauern, die einen stimmungsvoll "heruntertragen" haben, und nun im beschaulichen, österreichischen Hinzenbach auf einer gemütlichen 85-Meter-Schanze mit bedeutend weniger Publikum.
Die nächsten beiden Weltcupspringen stehen an und nebenbei verdichtet sich der Blick auf die bevorstehenden Weltmeisterschaften im slowenischen Planica.
Aber zunächst der Blick zurück:
Willingen hallt nach – so kann man es beschreiben. Zunächst war es für uns Frauen wieder einmal mehr die Bestätigung, dass wir reif für das Skifliegen sind. Konstante Weiten der besten Springerinnen zwischen 120 und 140 Meter, die nicht immer leicht zu "erfliegen" waren, da das Wetter alles bot, was es so gibt, über Schnee und Regen, Wind und Sonne und das auch im raschen Wechsel, so man durchaus auch noch von einer Wetterkomponente sprechen konnte.
Zugleich war es auch eine besondere mentale Herausforderung, vor so einem großen Publikum zu springen. Für manche der Starterinnen auch mal eine Belastung, für mich persönlich , das pure Adrenalin, die Anstachelung, alles zu geben, was in einem steckt. Auf dem Balken sitzend und deinen Namen von den Massen hörend, ist jeder Muskel angespannt, der Körper einfach bereit , alles zu geben, alles zu zeigen , um gut zu performen.
Mit meinen Sprüngen war ich sehr zufrieden und beim Telemark machte sich nun auch das intensive "Landetraining" der letzten Wochen bemerkbar. Ich bin, was die Weltmeisterschaft anbelangt auf einem guten Weg und darüber freue ich mich – so entsteht eine positive Eigendynamik.
Hinzenbach stellt sich dabei auch als eine gute Standortbestimmung dar, da auf kleinen Schanzen die Basis- Elemente des Springens – Anfahrt, Absprung, Flughaltung, Landung- sauber gesprungen werden müssen, um keine böse Überraschung zu erleben.
Kleine Schanzen verzeihen keine Fehler und sie müssen auch etwas anders gesprungen werden wie große Schanzen, auf denen Geschwindigkeit vom Schanzentisch eine wichtige Voraussetzung für weite Sprünge ist. Wir werden die Dinge gut aufnehmen und analysieren, um dann nach ein paar Tagen Regeneration in Oberstdorf in die unmittelbare Vorbereitung zur Weltmeisterschaft zu gehen. Vor diesem Hintergrund werden wir auch den nächsten regulären Weltcup auslassen.
In der Vorbereitung zur WM wird es darum gehen, an Kleinigkeiten zu feilen, letzte Meter zu generieren und auch eine mentale Fokussierung auf das Großereignis mit Wettbewerben von der Normal – und Großschanze und vor allem mit Mannschafts- und Mixedwettbewerben zu bekommen.
Also, gehen wir dran!
Herzliche Grüße
Luisa Görlich



