Denise Herrmann-Wick wird Weltmeisterin im Sprint. Es ist nach der Enttäuschung in der Mixed-Staffel die erhoffte Initialzündung für das deutsche Team.
Denise Herrmann-Wick trällerte fröhlich ihren Lieblingsschlager "der Zug hat keine Bremsen", dann hüpfte sie wie ein Flummi auf das oberste Treppchen. Immer wieder huschte nach der heimischen Krönung ein breites Grinsen über ihr Gesicht, die Fans auf der Tribüne rasteten ohnehin vollkommen aus. Mit dem hauchdünnen Triumph im Sprint über 7,5 km erfüllte sich die 34-Jährige nicht nur ihren Gold-Traum, sondern sorgte sogleich für einen deutschen Biathlon-Feiertag.
"Es fühlt sich großartig an. Es ist unglaublich - ein magischer Moment. Daheim zu gewinnen, ist das beste Gefühl überhaupt", sagte die überglückliche Herrmann-Wick und schüttelte immer wieder fassungslos den Kopf. "Es geht nicht besser, das ist ein toller Tag für uns", schwärmte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling und sprach von einer "wahnsinnig beeindruckenden Athletin".
Herrmann-Wick als "Mami" des Teams
Die Olympiasiegerin sei "die Mami bei uns im Team. Und wenn die Mami Gold holt, sind alle happy", sagte Mannschaftskollegin Sophia Schneider. Sie sei "total aufgeregt" gewesen, betonte Herrmann-Wick. Schon beim Einlaufen sei sie "kaum vom Puls runtergekommen. Dass ich dann so ein Rennen in den Schnee zaubern kann, kann man mit Worten kaum beschreiben."
Unter den Augen von DOSB-Präsident Thomas Weikert kannte der (Gold-)Zug tatsächlich keine Bremsen. "Es ist gut, dass ich den Text von unserem Lied umsetzen konnte", sagte die passionierte Schlager-Anhängerin mit einem Augenzwinkern. Herrmann-Wick hielt dabei nach der Enttäuschung im Mixed dem riesigen Druck stand: "Es lief heute leicht von der Hand."
Ihr Erfolg soll nun die Initialzündung für die gesamte Mannschaft sein, Frauen-Coach Kristian Mehringer hofft auf eine "Euphoriewelle". Der Triumph sei "sensationell" und tue "dem ganzen Team gut", ergänzte Bitterling. Hauchdünne 2,2 Sekunden lag die frühere Langläuferin vor der Schwedin Hanna Öberg (0). Deren Teamkollegin Linn Persson (0/+26,2) sicherte sich Bronze. Schneider rundete als Siebte (1/+57,6) das starke deutsche Ergebnis ab.
Für Herrmann-Wick war es nach dem Einzel-Olympiagold von Peking und dem WM-Sieg in der Verfolgung 2019 der größte Erfolg ihrer beeindruckenden Karriere. Insgesamt war es ihr siebter WM-Titel. Den letzten deutschen WM-Triumph im Sprint hatte Magdalena Neuner 2012 in Ruhpolding gefeiert.
Herrmann-Wick legte auf der Schlussrunde "noch mal alles rein"
Herrmann-Wick, die in diesem Winter schon zwei Weltcup-Rennen gewonnen hatte, hat sich damit auch eine glänzende Ausgangsposition für den Verfolger am Sonntag über 10 km geschaffen. "Wenn du mit der Nummer eins startest, ist das Ziel nicht, als Zehnte reinzukommen", sagte Bitterling: "Es gibt nur Vollgas und Attacke, um die Nummer eins zu verteidigen."
Herrmann blieb schon beim ersten Schießen cool. Nach fehlerfreier Leistung lag sie auf Rang drei. Als sie auch beim Stehendanschlag alle Scheiben abräumte, war der Jubel riesengroß. Die deutschen Betreuer klatschten sich frenetisch ab, auch wenn Herrmann-Wick zu diesem Zeitpunkt noch 9,4 Sekunden hinter Öberg lag. Doch in der Schlussrunde zündete sie den Turbo. "Da hab ich noch mal alles reingelegt."
Herrmann-Wick gelang das hervorragend, was sie sich vor den Heimrennen immer gewünscht hatte: Die Unterstützung der Anhänger in Energie umwandeln. "Der Erwartungsdruck sollte kein limitierender Faktor sein. Ich hoffe, dass ich das genießen kann", meinte sie vor dem Start. Sie konnte genießen.
Am Samstag (14:30 Uhr/ZDF und Eurosport) findet der Sprint der Männer statt. Am Sonntag sind die beiden Verfolgungsrennen geplant.