Das Teamspringen in Willingen wurde wieder einmal vom Winde verweht. Leidtragender der mehr als grenzwertigen Bedingungen war vor allem der Slowene Timi Zajc, der zwar einen Rekordsprung zeigte, anschließend jedoch schwer stürzte. Der Coach der Slowenen sparte nicht mit Kritik.
Andreas Wellinger bezeichnete den Sprung von Timi Zajc als einen der "wildesten, die ich je gesehen habe", Sven Hannawald bekam bei dem Anblick laut eigener Aussage Gänsehaut und betitelte das ganze Schauspiel als "Wahnsinn".
Nicht weniger als das war es auch, denn nachdem der Slowene die bisherige Rekordmarke von 152 Metern in der Luft spielerisch leicht überflog, segelte er noch fast zehn Meter weiter. Als Zajc schließlich nach 161,5 Metern auf den Boden knallte, hatte er den Hang schon nahezu komplett hinter sich gelassen.
Dass der 22-Jährige den gigantischen Kräften bei der Landung einigermaßen standhielt und sich bei seinem anschließenden Sturz nur leichte Verletzungen zuzog, war vor allem eins: pures Glück. Da waren sich alle Athleten, Trainer und Experten hinterher einig.
"Zum Glück geht es Timi gut", sprach Sloweniens Coach Robert Hrgota nach dem Abbruch allen Anwesenden aus der Seele. Wer für das Drama verantwortlich war, stand für den Trainer außer Frage. "Ich denke, sie haben den Wettbewerb zu spät abgebrochen", kritisierte er die Wettkampfleitung, die viele Warnsignale ignorierte und das Springen erst dann abbrach, als es fast schon zu spät war.
"Die Bedingungen waren einfach nicht gut genug, um sicher zu springen. Ich finde, das sollte eine Warnung für die Zukunft sein. Es ist zwingend notwendig, dass die Sicherheit vor langen Sprüngen an erster Stelle steht", forderte Hrgota ein Umdenken bei Bedingungen wie sie in Willingen am Freitag vorherrschten.
"Kränkste Sprung, den ich je gesehen habe"
Auch in Norwegen schüttelten Experten und frühere Skispringer ob das wahnwitzigen Sprungs von Zajc nur mit dem Kopf. "Das ist ohne Zweifel der kränkste Sprung, den ich je gesehen habe. Das war absolut verrückt", sagte etwa der frühere "Weitflug-Experte" Anders Jacobsen gegenüber "NRK".
Und auch Ex-Springer Johan Remen Evensen meinte: "Man konnte schon früh sehen, dass die Sprünge einfach zu weit gehen. Das [der Sprung von Zajc] war eine der wildesten Sachen, die ich je auf einer Schanze gesehen habe."
Norwegens Top-Star Halvor Granerud stimmte den Experten zu. Auch in seinen Augen hat die Wettkampfleitung in Willingen einiges falsch gemacht.
Nachdem er den Sprung des Slowenen sah, habe er sich auf seinen eigene Sprung "nicht gefreut", gab Granerud zu. "Solche Sprünge jagen dir ein bisschen Angst vor dem ein, was passieren kann. Weil es sehr unangenehm ist, wenn du mit 120 km/h im Flachen landest." Zajc musste diese Erfahrung am Freitag in Willingen machen. Dass er mit ein paar blauen Flecken davonkam, war am Ende ein noch viel größeres Wunder als sein Rekordsprung.