Bobprimus Francesco Friedrich hadert mit einer Verletzung. Ausgerechnet drei Wochen vor der WM in St. Moritz stehen hinter dem Seriensieger ungewohnte Fragezeichen.
Das Abklatschen mit den Fans ließ sich Francesco Friedrich durch seinen vergeigten zweiten Zweierbob-Lauf in Winterberg nicht vermiesen, doch die Lage vor der Weltmeisterschaft ist ernst.
"Ich habe mich beim Heimtraining verletzt", erklärte "Franz" nach dem für ihn ungewohnten sechsten Platz. Ein "Muskelfaserriss im Adduktorenbereich" plage den siebenmaligen Zweier-Weltmeister, sagte Bundestrainer René Spies und kündigte mit Blick auf die Titelmission an: "Das wird ein Drahtseilakt, die durchzubringen, mit viel Physiotherapie."
Die Blessur kommt zur Unzeit - drei Wochen vor der Weltmeisterschaft in St. Moritz, dem Saisonhöhepunkt im Eiskanal, den das Aushängeschild des Sports verpassen könnte. Die Verletzung hat sich laut Friedrich angebahnt: "Vieles rührt wahrscheinlich daher, dass ich durch die Stürze viele Kleinigkeiten und Blockaden im Rücken habe, die nicht von jetzt auf gleich wieder rausgehen."
Seit 2017 bei der WM unbesiegt
Bereits vor der Verletzung hatte der erfolgsverwöhnte Doppel-Olympiasieger "gemenschelt", in Lake Placid kurz vor Weihnachten wurde er in Zweier- und Viererbob jeweils knapp Zweiter, allerdings noch ohne Verletzungssorgen.
Wie auch in Winterberg holte Teamkollege Johannes Lochner den Sieg im Zweierschlitten, er sei mit Anschieber Georg Fleischhauer "in herausragender Form", befand Spies.
Dennoch scheint Friedrichs Verletzung das größere Thema zu sein im Vergleich zu den formidablen Leistungen der Konkurrenz. Immerhin wäre ein gesunder Friedrich als unangefochtener Branchenprimus klarer Favorit, sich zum Jubiläum seinen achten Sieg der Zweier-WM zu holen - genau zehn Jahre nach seinem ersten Titel in St. Moritz.
Es wäre der fünfte in Serie, überhaupt ist Friedrich seit 2017 bei Weltmeisterschaften in Zweier- und Viererbob unbesiegt.
Seine Prognose für die kommenden Wochen ist vorsichtig. Er wolle "sehr doll aufpassen, dass es nicht schlimmer wird". Für den anstehenden Weltcup in Altenberg erwartet Friedrich eine Besserung, aber keine Wunder: "Da ist es (die Verletzung, Anm. d. Red.) dann 16 Tage her, das heißt, bis dahin sieht es wieder besser aus. Natürlich nicht 100 Prozent. Das ist eine Muskelverletzung, die braucht ihre Zeit."
Die Zeit läuft für Friedrich, die WM startet am 28. Januar. Er selber weiß, um seine beträchtliche Sammlung von insgesamt 13 Goldmedaillen auszubauen, heißt es nun für ihn: "Fleißig behandeln, behandeln, behandeln."
