Vor zwei Jahren überraschte Gabriel Clemens die Darts-Welt. Doch auf die Sternstunde folgte nicht der erhoffte Durchbruch.
Die Bilder sind unvergessen. Mit Schmackes knallt Gabriel Clemens den Pfeil in den untersten Zipfel der Doppel 16, dann vergräbt er sein Gesicht in den Händen und schüttelt ungläubig den Kopf. Die Sternstunde des "German Giant" bedeutete den größten Erfolg eines deutschen Dartsprofis bei der WM im legendären Alexandra Palace - der Weg in die Weltspitze schien geebnet.
Doch nach dem Triumph vor zwei Jahren über den damaligen Titelträger Peter Wright und dem damit verbundenen Achtelfinaleinzug blieb der erhoffte Durchbruch aus. Zwar ist Clemens beim diesjährigen Jahreshöhepunkt wie im Vorjahr an Position 25 gesetzt, seit seinem Coup stand der 39-Jährige aber bei keinem der 17 Einzel-Majors in der Runde der letzten 16.
Es läuft nicht mehr bei "Gaga", wie Clemens auf der Tour häufig genannt wird. Das Formbarometer zeigt eher nach unten. Bei den großen Turnieren unmittelbar vor der Weltmeisterschaft schied der Saarwellinger entweder in der ersten Runde aus oder verpasste die Qualifikation.
"In einer Formkrise bin ich nicht", beteuerte Clemens im "SID"-Gespräch: "Das Jahr war durchwachsen, es war kein gutes, aber kein so schlimmes." Seine Weltranglistenposition festigte er durch gute Leistungen auf der ProTour, der 30-teiligen Turnierserie ohne Publikum. Im Juli spielte sich Clemens bei der 18. Ausgabe bis ins Finale.
Clemens bemängelt vor Darts-WM "fehlende Konstanz"
Doch bei den wichtigen Major-Turnieren klappte wenig. "Ich weiß auch nicht, woran das gelegen hat", sagte Clemens: "Ich bin immer auf der Suche nach dem Quäntchen. Wenn ich es finde, dann werde ich es abstellen. Aber das ist nicht so einfach." Viel Zeit dafür bleibt nicht, am Mittwoch steigt Deutschlands Nummer eins in die WM ein.
Beim Jahreshöhepunkt sind die Top 32 der Welt in der zweiten Runde gesetzt. Dort trifft Clemens auf den Iren William O'Connor. "Er ist schon viele Jahre auf der Tour und ist ein sehr erfahrener Spieler", sagte Clemens. Danach könnte Vorjahreshalbfinalist James Wade aus England warten.
Seit jeher findet die heiße WM-Phase nach Weihnachten ohne die Deutschen statt. Das soll sich ändern. "Ich will natürlich irgendwann mal weiterkommen", bekräftigte Clemens. Es fehle aber "die Konstanz". Bis zu fünf Stunden täglich feilte der Saarländer im Vorfeld der WM an seinem Spiel. Dabei stand er nicht nur am Oche.
Seit drei Monaten arbeitet Clemens am Olympiastützpunkt in Saarbrücken an seiner Athletik. "Das wäre mir vorher auch nicht eingefallen, dass ich sowas mal machen würde", scherzte "Gaga" und fügte ernst hinzu: "Man versucht einfach alles."

