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sport.de-Kolumnistin bezieht Stellung

DSV-Hoffnung Görlich prangert "Unverschämtheit" an

Luisa Görlich wünscht sich eine Vierschanzentournee für Frauen
Luisa Görlich wünscht sich eine Vierschanzentournee für Frauen
Foto: © IMAGO/GEPA pictures/ Wrofoto/ Piotr Hawalej
19. Dezember 2022, 08:55
sport.de
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Luisa Görlich zählt zu den besten Skispringerinnen Deutschlands. Im frisch gestarteten Weltcup-Winter 2022/2023 will die 23-Jährige hoch hinaus. Wo sie sich noch verbessern kann und was sie von der erneut verschobenen Vierschanzentournee für Frauen hält, verrät die DSV-Hoffnung in ihrer sport.de-Kolumne!

Wir sind mitten in der Saison und nach den Wettkämpfen in Wisla, Lillehammer und Titisee-Neustadt, die wir parallel zu den Männern ausgetragen haben, ist es angezeigt, eine erste Bilanz zu ziehen.

Das Beste an dem Saisonstart ist unser Team!

Wir sind eine Mannschaft geworden, in der das menschliche Miteinander und die Leistungsbereitschaft harmonisch verbunden sind. Ich behaupte, ohne diesen Teamspirit wären die Leistungen jeder einzelnen so nicht möglich. Disharmonien und Zickentheater sind Krafträuber, die wir nicht an Board haben. Vom ersten gemeinsamen Training bis zur Abreise sind wir an einem Weltcupwochenende ein echtes Team, aus dem sportliche Spitzenleistungen erwachsen.

Hinter unserer "Frontfrau" Katharina Althaus formiert sich step by step eine schlagkräftige Truppe mit Top-Ten-Platzierungen und Potential auf mehr! Ich selbst bin sehr zufrieden mit meinen Entwicklungen, weil ich neben den gegenwärtigen Platzierungen vor allem meine Möglichkeiten zur weiteren Optimierung sehe.

Während ich im Sommer intensiv an meiner Kraft gearbeitet habe und die Kraftwerte tatsächlich aktuell die besten meines Lebens sind, kommt es nun auf die Kleinigkeiten an, denn es gilt der Grundsatz, dass Kraft allein keine Weite produziert.

Entscheidend ist das Flugsystem, das ich natürlich mit der Anfahrt und dem Absprung vorbereite: denn so, wie man in der Luft agiert, trennt sich eben die Spreu vom Weizen. Aerodynamik und Automatisierung sind die Zauberworte. Arbeiten im Detail ist angesagt, um keinen Strömungsabriss zu bekommen und nach nur kurzem Flug zu landen. Bei mir ist die Stellung der Skier im Flug, das berühmte "V", weiter zu bearbeiten. Ich öffne die Beine zum "V" oft zu schnell; geschieht die Öffnung langsamer, gelingt es, mehr Geschwindigkeit vom Schanzentisch mitzunehmen, was ein Faktor für Weite ist. Ein zu schnelles "V" bremst ein. Hier muss nun mit Verstand gearbeitet werden!

Der Kopf zur guten Steuerung der Dinge ist auch jenseits der Schanze gefragt, wenn es um die Entwicklung unserer Sportart geht. Während die Herren sich der Vierschanzentournee zuwenden, haben wir unseren nächsten Wettkampf in Villach. Während Karl Geiger & Co. vor 40.000 Zuschauern Weiten um 140 Meter abliefern, springen wir von der Normalschanze in Kärnten, was beim Kameraschwenk im Vergleich gleich mal derart verniedlichend wirkt, dass man eben nur beschmunzelt wird.

Die Wettkämpfe in Titisee und Lillehammer haben vor Ort und an den TV-Schirmen gezeigt, dass die Zeit reif ist für eine Vierschanzentournee der Frauen. Vor diesem Hintergrund ist es eine Unverschämtheit, im Zeitalter der Gendergerechtigkeit, die Entscheidung auf eine eigene Tour wieder verschoben zu haben!

Herzliche Grüße

Luisa Görlich

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