Denise Herrmann-Wick und Co. sind erfolgreich in die Biathlon-Saison gestartet. Neben einigen arrivierten Kräften ließ auch die zweite Reihe aufhorchen.
"Rakete" Denise Herrmann-Wick legte die Beine hoch und schlürfte ihren wohlverdienten Kaffee. Die Milchsäure im Körper wollte sie nach einer ordentlichen Portion Schlaf am Ruhetag aber einfach nur loswerden.
"Das ganze Laktat, das am Berg reingeschossen ist, soll wieder raus", sagte die Biathlon-Olympiasiegerin. Nach dem gelungen Weltcup-Auftakt war aktive Regeneration angesagt. Zuvor hatten sowohl die deutschen Frauen als auch die Männer in Kontiolahti im Einzel und in der Staffel Hoffnung auf mehr geweckt.
Aushängeschild Herrmann-Wick ließ zweieinhalb Monate vor der Heim-WM in Oberhof am Schießstand noch die nötige Präzision vermissen. Doch neben insgesamt vier Fehlern in zwei Rennen untermauerte die Einzel-Siegerin von Peking in der Loipe ihre starke Frühform.
Nach einer furiosen letzten Runde als Staffel-Schlussläuferin war Platz zwei der verdiente Lohn. "Das ist cool mit einem so jungen Team. Das war richtige Girl-Power", sagte Herrmann-Wick strahlend. Dass die Schwedinnen um die Öberg-Schwestern Hanna und Elvira (noch) zu gut waren, verschmerzte sie vorerst.
Deutsche Biathleten überzeugen bei Auftakt in Finnland
Noch am Mittwoch hatten ihre beiden Einzel-Fehlschüsse einen Platz auf dem Treppchen verhindert. Vor Herrmann-Wick überzeugte Vanessa Voigt mit Rang vier. Nach dem Staffelrennen, in dem die 25-jährige Sophia Schneider bei ihrem Debüt nur einen Nachlader benötigte, fiel ihr Zwischenfazit positiv aus.
"Das hat Bock auf mehr gemacht", sagte Voigt und gab das Motto für den Freitag vor: "Einfach Beine hoch."
Gleiches galt für die Männer, bei denen besonders die vermeintliche zweite Reihe nicht nur mit Rang zwei in der Staffel für Aufsehen sorgte. Präzisionsschütze David Zobel überraschte in seinem 14. Weltcup-Rennen mit Platz drei, damit verbaute er seinem Teamkollegen Roman Rees um 1,6 Sekunden den zweiten Treppchen-Platz in dessen Karriere.
Ein Staffel-Einsatz war Zobel nicht vergönnt. Zwar landete Justus Strelow bei seiner persönlichen Bestleistung "nur" auf Rang 17, doch der 25-Jährige schoss und lief schneller. Damit erhielt er erstmals im Weltcup eine Bewährungschance im DSV-Quartett - und nutzte sie.
Biathlon-Weltcup geht am Samstag weiter
Ex-Weltmeister Benedikt Doll, im Einzel 20., staunte über das Kollektiv. "Läuferisch sind wir richtig stark", sagte er.
Für den neuen Sportdirektor Felix Bitterling verlief der Einstand nach Maß. "Es hätte nicht viel besser laufen können", sagte er. Bemerkenswert: Das vermeintlich große Loch durch die Rücktritte der Top-Athleten Arnd Peiffer und Erik Lesser könnte viel kleiner sein als befürchtet.
"Für uns als Team und für die Athleten ist es wichtig zu sehen, dass sie diese Lücke über den Sommer geschlossen haben", sagte Bitterling: "Durch solche frühen Erfolge tanken sie direkt richtig Selbstvertrauen."
Vier Top-Sechs-Platzierungen, ein Einzel-Podestplatz und zwei Podiumsplätze in der Staffel sollen in der eiskalten finnischen "Bärenbucht" noch nicht alles sein. In den beiden Sprintrennen am Samstag (10:45 und 13:45 Uhr) sowie in den Verfolgern tags darauf (12:15/14:15 Uhr) zählen die Deutschen erneut zum Favoritenkreis. Mit ein bisschen Koffein, aber ohne Laktat in den Beinen.
