Aufatmen bei den norwegischen Biathleten: Waren vor dem Weltcup-Auftakt in Kontiolahti zunächst wahre Weltuntergangsszenarien gemalt worden, sorgte Ingrid Landmark Tandrevold im Einzelrennen am Mittwoch für einen umso erfreulicheres Ergebnis. Lob gab es anschließend von einer Biathlon-Ikone, zudem verriet die 26-Jährige das Geheimnis hinter ihrer Treffsicherheit.
"Das ist beeindruckend", jubelte niemand geringeres als Ole Einar Björndalen bei "TV2". Der 48-Jährige hatte seinen Sport einst nach Belieben dominiert und gilt bis heute als der erfolgreichste Biathlet aller Zeiten. 13 olympische Medaillen, darunter acht goldene, brachte der Norweger bei fünf Olympia-Teilnahmen mit nach Hause.
Was Björndalen besonders überraschte, war die Treffsicherheit seiner Landsfrau: "Im Eröffnungsrennen 20 von 20 Scheiben zu treffen, ist absolut verrückt." Tandrevold musste sich am Ende nur der bärenstarken Schwedin Hanna Öberg geschlagen geben, das Podest komplettierte die Italienerin Lisa Vittozzi. Die deutschen Biathletinnen um Vanessa Voigt (Platz vier) und Denise Herrmann-Wick (Platz sechs) reihten sich im Verfolgerfeld ein.
Für Ingrid Landmark Tandrevold war der Erfolg zum Saisonauftakt umso wertvoller, da sie damit das Fehlen der beiden norwegischen Superstars Marte Olsbu Röiseland und Tiril Eckhoff für einen Moment vergessen ließ. Da auch Tandrevold Anfang November noch wegen einer Erkältung den "Sesongstart" in Norwegen verpasst hatte, waren die Vorzeichen bei den Norwegerinnen keineswegs positiv gewesen.
Biathlon-Star Tandrevold lässt Anzug behandeln
Erschwerend kam hinzu, dass sich die 26-Jährige zunächst noch an ihren neuen Anzug gewöhnen musste. Tandrevold erklärte nach dem Rennen gegenüber "TV2", sie sei an der Schießanlage "viel auf der Matte ausgerutscht". Dies sei ihr schon im Vorfeld aufgefallen, sodass eine besondere Vorbereitung notwendig war.
Wie Norwegen-Trainer Patrick Oberegger bei "NRK" verriet, hatte sich Tandrevold am Tag vor dem Wettkampf bei ihm gemeldet und geklagt, "dass der Wettkampfanzug viel zu glatt sei. Er ist neu und wenig benutzt, also haben wir etwas Schleifpapier mitgebracht und ein wenig Grip angebracht".
Die Beeinträchtigung kostete Trandrevold dennoch wichtige Sekunden, denn vor allem beim Liegendschießen musste sie sich mehr Zeit nehmen als sonst. "Wir haben ein paar Sekunden an die anderen verschenkt, aber mit dem Stehendschießen sind wir sehr zufrieden", urteilte Oberegger. "Ich musste mir einfach die Zeit nehmen, die ich brauchte", erklärte die Biathletin ihre Strategie.
Unterdessen bekannte die dreifache Weltmeisterin, dass die Diskussionen um das Fehlen von Röiseland und Eckhoff durchaus im Hinterkopf gesteckt haben: "Ich habe mich sehr auf den Tag gefreut, auch wenn mir schon beim Aufstehen bis zum Start übel war." Am schlimmsten sei aber immer der "Druck von innen", so Trandrevold.

