Seit dem Halbfinale 2 ist klar: Andrea Meßner ist Last Woman Standing von Ninja Warrior Germany! Ins Finale hat es hauchdünn nicht gereicht, dafür hat sich die Kletterlehrerin und geborene Südtirolerin mit einem Abstand von vier Hundertstel den Titel gesichert.
Im exklusiven sport.de-Interview nimmt sie uns nochmal mit auf ihren Weg zum Titel, spricht über ihre Vorbereitung in diesem Jahr und verrät, was sie mit dem Preisgeld machen möchte. Außerdem erzählt sie uns, welche Ninjas sie besonders gerne im Parcours sieht.
Andrea, das Wichtigste zuerst: Du bist Last Woman Standing 2022! Herzlichen Glückwunsch dazu! Wie fühlt sich das an?
Andrea Meßner: Vielen Dank! Ich kann es ehrlich gesagt noch nicht wirklich glauben.
Vor dieser Staffel bist du jeweils in den Vorrunden ausgeschieden. Hattest du eine Ahnung, dass es dieses Jahr weit gehen könnte?
Vor meinem ersten Start bei Ninja Warrior Germany war ich noch nie in einer Ninja-Halle, da habe ich die Hindernisse während des Parcours kennengelernt. Damals hatte ich auch noch nicht die Trainingsmöglichkeiten, die ich heute habe. Dieses Jahr wusste ich, dass ich besser gewappnet war. Ich arbeite mittlerweile im "Overground" in Basel, das hat mir geholfen. Ich dachte mir schon, dass ich mit der Erfahrung an den Hindernissen buzzern oder relativ weit kommen kann.
In der Vorrunde bist du am Schwungarm (Pendel) ins Wasser gefallen. Wie war der Run aus deiner Sicht?
Als ich da ins Wasser gefallen bin, hätte ich nie gedacht, dass ich weiterkommen kann. Bis zum Boxsack lief es aber super und ich habe mich in jedem Hindernis wohlgefühlt. Und dann war ich auf einmal im Wasser. Ich war mit den Füßen ein paar Zentimeter zu weit unten. Das passiert und ich war nicht sehr enttäuscht, weil ich den Schlitten geschafft habe – das war mein Ziel. Trotzdem hätte ich gerne noch mehr gezeigt.
Hast du dich dieses Jahr anders vorbereitet als in den Jahren davor?
Ich hätte mich gerne noch besser vorbereitet, aber ich habe mich definitiv besser vorbereitet als in den letzten Jahren. Im "Overground" konnte ich das erste Mal an richtigen Hindernissen trainieren. Zwei Wochen vor der Show war ich bei den Chase-Tag-Weltmeisterschaften in London, deswegen habe ich in der Zeit eher dafür trainiert. Für Ninja hat das aber auch etwas gebracht – es ist einfach ein sehr gutes Ausdauertraining. Ich war bei der gesamten WM die einzige Frau und bin mit meinem Team Zwölfte geworden.
Hast du im letzten Jahr eine Leistungssteigerung in bestimmten Bereichen bei dir festgestellt?
Ich bin einfach konsistenter geworden. Mittlerweile fühle ich mich in den Hindernissen einfach sicherer, weil ich weiß, wie sich die Bewegungen anfühlen.
Wann im Halbfinale hast du das erste Mal dran gedacht, dass es zum Titel reichen könnte?
Ich hatte ehrlich gesagt mega Bock auf den Parcours im Halbfinale. Als ich im Kamin war, habe ich nur an den Buzzer gedacht. Gefühlt war ich eine Ewigkeit im Kamin und habe dann oben erstmal den Buzzer nicht gefunden. Jan und Buschi haben dann gesagt, dass ich die beste Zeit der Frauen habe, aber es hat lange gedauert, bis ich das realisiert habe. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich vorne mitmische. Ich war eigentlich mehr mit mir selbst beschäftigt und wollte endlich mal zum Buzzer.
Als ich dann auf die Läufe der anderen Athletinnen warten musste, habe ich dann langsam gedacht: "Was wäre, wenn?". Weil Arleen noch dran war, habe ich aber immer noch nicht wirklich damit gerechnet, aber dann irgendwann mit dem Gedanken gespielt.
Siehst du, während du im Parcours bist, deine Zeit?
Es kann sein, ich weiß es aber nicht. Ich habe nie auf die Zeit geguckt. Ich bin eher schnell unterwegs und muss mir eher die Zeit für die Konzentration nehmen. Ich bin mein Tempo gegangen und habe keine Sekunde an die Zeit gedacht, sonst hätte ich im Kamin mehr Gas gegeben.
Den Titel hast du gewonnen, weil du vier Hundertstel schneller als Leonie Huber warst. Hast du nachher mit ihr darüber gesprochen?
Es war der knappste Sieg, den man sich vorstellen kann. Wir kannten uns vorher nicht, haben aber nach der Show viel darüber gesprochen. Es war viel Zufall und Glück dabei, dass ich vier Hundertstel schneller war. Ich sehe Leonie aber sehr stark in den nächsten Jahren. Sie wird die Szene aufmischen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie in Zukunft den Titel holt.
Nach dem Halbfinale war klar: Du hast den Titel sicher, das Finale aber um einen Platz und ca. drei Zehntel verpasst. Hast du dich darüber geärgert?
An diesem Tag ist einfach so viel passiert. Es wäre natürlich cool gewesen, noch weiterzukommen. Ich habe mich aber auch gefreut, dass ich es dann sacken lassen kann, anstatt nochmal Gas zu geben.
Wie sehen deine Ninja-Warrior-Ziele für die Zukunft aus? Willst du deinen Titel verteidigen?
Ich werde es natürlich versuchen! Es gehört aber echt viel dazu, den Titel zu gewinnen und ich hatte das Glück auf meiner Seite. Es hat einfach alles zusammengepasst. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich es nochmal schaffen werde, aber ich möchte vorne wieder mitmischen: Ich möchte richtig trainieren, die Vorrunde überstehen, weiterkommen und dann vorne bei den richtig Guten dabei sein – das ist mein Ziel.
Hast du ein Ninja-Vorbild? Oder ein anderes sportliches Vorbild?
Sean McColl. Ihn kannte ich vorher schon aus der Kletter-Szene. Ich habe mitbekommen, dass er bei Ninja Warrior mitmacht und durch ihn die Ninja-Szene und den Sport kennengelernt. Er ist einfach ein cooler Sportler. Von der Art, wie sie sich im Parcours bewegen, bin ich zum Beispiel großer Fan von JB [Giovanni Ertl, Anm. d. Red,], Chris Harmat oder Benni Grams. Sie haben einen ganz eigenen und persönlichen Style. Es macht einfach Spaß, ihnen zuzusehen.
Weißt du schon, was du mit deinem Preisgeld machst?
Ich werde definitiv einen Teil in Afrika investieren. Ich war schon mehrere Male dort und habe einen Spielplatz in einem Zentrum für Kinder mit geistiger Beeinträchtigung aufgebaut. Dort habe ich auch gearbeitet und mitgeholfen. Ich habe mir immer vorgenommen, zurückzukommen, wenn das Geld dafür da ist. Ich möchte das Zentrum mit gutem Material ausbauen, damit es lange hält.
Das Gespräch führte Lionard Tampier