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Iranische Sportlerin sorgt für "Revolution"

2019 noch mit Kopftuch bei der WM - jetzt ohne: Elnaz Rekabi
2019 noch mit Kopftuch bei der WM - jetzt ohne: Elnaz Rekabi
Foto: © unknown
17. Oktober 2022, 15:05

Revolution vor Millionen: Die iranische Klettersportlerin Elnaz Rekabi hat bei den Asienmeisterschaften in Seoul mit einer historischen Geste des Mutes geglänzt.

Schwarzes Stirnband, schwarzer Pferdeschwanz, die Ärmel ihres Langarmshirts fast demonstrativ nach oben geschoben: So trat Elnaz Rekabi zum Kletter-Finale bei den Asien-Meisterschaften an.

Sie sah aus wie jede x-beliebige Sportlerin. Aber eben nicht in ihrer iranischen Heimat, denn ein entscheidendes Detail fehlte: Das Kopftuch.

Mehrfach stürzte Rekabi ab, kletterte in der Endrunde auf großer Bühne nicht auf das Podest. Doch ihr vierter Platz ist Makulatur. Sie hätte über die komplette Dauer des Wettbewerbs regungslos vor der Kletterwand stehen können, den größten Sieg ihrer Karriere konnte ihr niemand nehmen. Sie hat etwas Größeres vollbracht. Eine ganz persönliche Revolution, die sie im Handumdrehen weltberühmt machte.

"Unglaublicher Moment" und "Revolution"

Vor sechs Jahren hatte Rekabi als erste professionelle Klettersportlerin ihres Landes noch ihren großen Respekt für die eigene Verschleierung mit religiösem Hintergrund bekundet. Sie entwarf wegen der starken Hitze beim Klettern gar ein Outfit, "dass den Hidschab respektiert und mit dem Klettersport vereinbar ist".

Doch jetzt ist es genug. Rekabi reiht sich in die Riege derer ein, die mit Protesten gegen die Geschlechterdiskriminierung in ihrer Heimat aufstehen. Mit diesem Mut geht sie viral und erntet riesige Bewunderung.

Ein "unglaublicher Moment" schreibt der im Iran geborene "BBC"-Korrespondent Bahman Kalbasi zum Video der 33-Jährigen.

Die deutsche Journalistin Natalie Amiri sieht "eine Revolution im iranischen Profisport". Doch sie hat auch Bedenken: "Die Frage ist, ob sie jetzt wieder zurückkehren kann oder wird."

Video von Elnaz Rekabi verbreitet sich wie ein Lauffeuer

Denn auch im Ausland haben iranische Frauen in Sportwettbewerben Kopftücher zu tragen. Eine Sittenregel, die mittlerweile immer öfter vehement infrage gestellt wird. Seit Wochen protestieren vor allem Frauen in der islamischen Welt gegen Regierung und Regeln. Sie verbrennen ihre Kopftücher oder demonstrieren geschlossen - als Reaktion auf das Schicksal der Iranerin Mahsa Amini.

Die 22-Jährige war im September festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht streng vorschriftsmäßig getragen haben soll. Kurze Zeit später war sie tot, die Umstände sind ungeklärt, die Auswirkungen riesig.

Das Video des historischen Auftritts von Elnaz Rekabi verbreitete sich weltweit wie ein Lauffeuer.

Eine bisher Unbekannte in einer Randsportart schreibt Geschichte. Mutig und ungeachtet möglicher Konsequenzen.