Erst 2021 feierte Viktoria Krämer in der 6. Staffel ihr Debüt bei Ninja Warrior Germany, danach folgte die Einladung zur "Allstars"-Staffel, bei der sie durch eine starke Leistungssteigerung auf sich aufmerksam machte.
Am 7. Oktober ist die Ninja-Athletin in der zweiten Vorrundenshow (20:15 Uhr, bei RTL, RTL+ und im sport.de-Liveticker) der 7. Staffel zu sehen. Im exklusiven sport.de-Interview erzählt "Tricky Vicky", wie dieser Sport ihren Alltag verändert hat und hat Tipps für Neulinge parat. Außerdem verrät sie, mit welchen Zielen sie nun in den Parcours startet.
Viktoria, in Staffel 6 hast du zum ersten Mal bei Ninja Warrior Germany teilgenommen. Was hast du gedacht, als du das Set zum ersten Mal betreten hast?
Viktoria Krämer: Das Set ist sehr groß. Normalerweise trainiert man eher immer in einer kleinen Halle. Die Dimensionen, die da auf einen zukommen, waren ziemlich unerwartet. Man stellt sich immer was vor und sieht es ja auch im Fernsehen. Wenn man dann aber vor dem riesigen Parcours steht, ist man erst einmal überwältigt. Anschließend kommt erstmal ein bisschen Panik auf, weil man gleich in den Parcours starten muss. Es war aber auch ein cooles Gefühl, zu wissen, dass es ein Set ist, wo etwas für das Fernsehen gedreht wird.
War es komisch, als du dich dann zum ersten Mal im Fernsehen gesehen hast?
Ja! Als uns als erstes gezeigt wurde, wie man auf der Startplattform steht, war ich so aufgeregt, dass ich mich im Nachhinein gar nicht mehr dran erinnern konnte. Diese Szene, mich dann selber zu sehen und gar nicht bei mir zu sein, war sehr seltsam. Nach dem ersten Hindernis war ich dann aber mehr im Parcours drin und wieder mehr bei mir. Es war aber auf jeden Fall sehr ungewohnt.
Letztes Jahr bist du am Domino-Weg gescheitert, bei Allstars nur knapp am Finale vorbeigeschrammt. Was hast du dir für Staffel 7 vorgenommen?
Nachdem ich beim Domino-Weg gefallen bin, war ich die ersten Wochen doch ziemlich frustriert. Auch weil ich im Vorfeld viel Balance trainiert hatte. Ich hatte gehofft, dass ich das Balance-Hindernis schaffen würde. Dann kam die Einladung zur Allstars-Staffel genau zur richtigen Zeit. Dort konnte ich zeigen, dass ich die Balance-Hindernisse beherrsche und es mir selber auch noch einmal beweisen. Das hat mich weiter motiviert, für Staffel 7 zu trainieren.
Ich habe dann auch gezielter versucht, Stages zu trainieren. Also Hindernisse hintereinander aufzubauen, die unterschiedlich reagieren, um so sicherer in den verschiedenen Balancebereichen zu werden. In der Show hat man dafür auch immer nur einen einzigen Versuch. Gleichzeitig habe ich versucht, mich mehr von dem Ergebnis zu distanzieren. Das tat ich vor allem um mich selbst zu schützen, falls es nicht so gut laufen sollte. Ich möchte in der Show Spaß haben, aber was am Ende herauskommt, kann man nicht immer steuern. Dass man früher oder später fällt, ist sehr wahrscheinlich.
Das heißt, du hast auch mental sehr viel an dir gearbeitet?
Ja, genau! Ich habe dieses Jahr auch viel weniger Personen erzählt, dass ich an der 7. Staffel teilnehme, weil ich das Gefühl hatte, je mehr Leute von meiner Teilnahme wissen, desto mehr Druck baue ich mir persönlich auf. Ich habe auch nicht auf Social Media gepostet, dass ich wieder dabei bin, sondern habe versucht, den Druck, den man sich außerhalb der Show aufbauen kann, rauszunehmen. Dadurch habe ich mir erhofft, entspannter in die 7. Staffel zu starten und besser zu performen. Es war auch von meiner Familie niemand dabei, obwohl sie mich natürlich bei meinem Sport unterstützt.
In diesem Jahr gibt es u.a. mit dem Brillen-Weg und dem Wand-Sprung einige neue Hindernisse. Gibt es eines, dem du in deiner Vorrunde lieber aus dem Weg gehen würdest oder eines worüber du dich sogar freuen würdest?
Generell sind die Hindernisse, vor denen ich am meisten Angst habe, alle Hindernisse, die eine gute Trittsicherheit verlangen. Meistens ist es auch schon direkt das erste Hindernis, weil man hier oft schnell rennen oder präzise treten muss. Das sind die Hindernisse, vor denen ich am meisten Respekt habe. Die Hindernisse, die mir am meisten Spaß machen, sind die bei denen ich weiß, dass es nur darum geht, lange zu hängen. Denn das kann ich sehr gut. Vor solchen Hindernissen habe ich weniger Angst. Alles was sehr dynamisch ist, wo man schnell reagieren muss, sind Sachen, wo ich mich nicht so wohl fühle. Deswegen versuche ich aber, genau diese Sachen bewusster ins Training aufzunehmen. Ich versuche, sehr viel an meinen Schwächen zu arbeiten, denn ein guter Ninja sollte breit aufgestellt sein.
Deine Entwicklung im letzten Jahr ist enorm beeindruckend. Wie bist du so schnell so gut geworden?
Ich denke, sehr viel macht aus, dass man konsistent seinem Training nachgeht. Ich denke, eine Stärke von mir ist, dass ich sehr diszipliniert bin. Ich trainiere nicht nur, wenn ich gerade Lust dazu habe, sondern ich sage generell: Ich möchte so oft trainieren, wie ich nur kann! Natürlich habe ich auch die Momente, die jeder mal kennt: Ich stehe auf und habe gar keine Lust auf Training. Dann gehe ich trotzdem hin und im Nachhinein fühlt es sich immer gut an und ich bin stolz auf mich. Ich versuche mich mehr auf das Gefühl zu konzentrieren, das ich nach dem Training habe.
Dazu ist es sehr wichtig, mit wem man trainiert. Es ist wichtig, auch Leute bei sich zu haben, die einen über das eigene Limit bringen und einem gut zureden. Ich glaube, ich habe da eine sehr gute Basis mit den Menschen um mich herum. Dazu kommt natürlich mein Freund Lukas [Kilian, Anm. d. Red.], der mir das sehr gut vorgelebt hat. Vor allem auch durch seinen Sieg bei Allstars, der mich auch noch einmal mehr motiviert hat. Man möchte in einer gewissen Weise gerne mithalten können. Ich möchte zeigen, dass ich es auch drauf habe.
Wie du eben schon erwähnt hast, ist dein Freund Lukas Kilian ebenfalls ein begeisterter Ninja-Athlet. Als einer von zwei Geschäftsführern hat er im Mai 2022 das Stuntwerk Senden eröffnet. Wie viel Zeit verbringst du selbst in der Halle?
Nachdem Lukas beschlossen hatte, beim Stuntwerk Senden einzusteigen, hat er angefangen, die ursprünglich geplanten Hindernisse umzuplanen. Dabei hat er mich nach meiner Meinung gefragt, was ich gut finde oder was man gegebenenfalls ein wenig anders machen könnte. Darüber hinaus habe ich versucht, an den Stellen zu helfen, wo ich konnte. Ich habe die Halle etwas mehr mitgestaltet und zum Beispiel das Farbschema entwickelt und die Wände hinten bemalt.
Dadurch, dass die Halle jetzt da ist, haben wir in Ulm zwei große Trainingsmöglichkeiten, um Ninja zu trainieren. In der Free.Ground Academy [von Christian Balkheimer, Anm. d. Red] sowie im Stuntwerk Senden gibt es unterschiedliche Hindernisse, sodass der Pool an Möglichkeiten, zu trainieren, noch größer geworden ist.
Nach der Allstars-Staffel hast du gesagt, dass du beim Ninja-Sport so viele Freunde gefunden hast wie noch in keiner anderen Sportart. Was macht die Ninja-Community für dich aus?
Ich glaube, das Besondere an der Ninja-Community ist, dass Ninja generell eigentlich kein Teamsport ist, wenn man im Parcours antritt. Den Parcours muss jeder alleine betreten. In einer gewissen Weise tritt man auch gegeneinander an, da nur eine bestimmte Anzahl an Leuten am Ende weiterkommt. Was uns alle aber so verbindet ist, dass wir gemeinsam diesem Parcours ausgesetzt sind. Das heißt, man kann extrem mit den anderen mitfühlen. Man kann es ein wenig unter dem Aspekt sehen: Wir alle gegen den Parcours! Das ist einfach ein sehr verbindendes Gefühl.
Die Frauen werden immer stärker und konkurrenzfähiger. Wie fühlt es sich an ein Teil dieser starken Frauengeneration zu sein?
Es ist ein Mega-Gefühl! Vor allem, dass ich auch das Gefühl habe, mittlerweile ein Vorbild, insbesondere für jüngere Frauen und Kinder zu sein. Ich habe das Gefühl, dass ich durch das körperliche Stärkerwerden auch mental automatisch stärker werde. Ich werde in meinem Alltag viel selbstbewusster und sage öfter meine Meinung. Das betrifft auch Dinge, die nichts mit dem Ninja-Sport zu tun haben.
Klar, eine Frau muss mehr Arbeit reinstecken, um stark zu werden als es ein Mann muss. Aber sie kann es genauso! Ich denke, für viele Frauen ist es wichtig zu sehen, dass sie auch die Himmelsleiter schaffen können. Was wir Frauen manchmal über die Kraft nicht schaffen, können wir aber auch wieder mit einer guten Technik wettmachen. Gerade in Amerika sieht man auch, wie stark Frauen werden können. Aber auch in Deutschland sind wir auf einem guten Weg. Man hat es im letzten Jahr insbesondere an Steffi [Edelmann, Anm. d. Red] gesehen, als sie es bis in die dritte Finalstage geschafft hat. Das war der Wahnsinn!
Inwiefern hat sich dein Leben oder dein Alltag durch den Ninja-Sport verändert?
Ich stecke viel mehr Zeit in mein Training. Mein Tagesablauf hat sich verändert. Auch privat mache ich mehr mit den Leuten aus der Show. Ansonsten gehe ich auch etwas bewusster mit meiner Ernährung um, da sie am Ende auch einen direkten Einfluss auch meine Performance haben kann. Ich versuche, gesund zu essen, aber es klappt auch nicht immer. Generell drehen sich sehr viele Gedanken um den Ninja-Sport. Es ist ein Leben, für das man sich entscheidet.
Welchen Tipp würdest du jemandem geben, der neu mit dem Ninja-Sport anfangen möchte? Wie sollte man mit dem Training starten?
Wenn man neu anfängt, ist es wichtig, ob man vorher schon aus einem Sport kommt, der beispielsweise auf Griffkraft oder Kraftausdauer ausgelegt ist. Dadurch bringt man natürlich andere physische Voraussetzungen mit. Deswegen kommen auch viele aus dem Bouldersport zum Ninja. Falls die physischen Voraussetzungen fehlen, muss man diese erst einmal aufbauen, um sich an den Hindernissen halten zu können. Danach ist es wichtig, zu lernen, wie man richtig fällt. Das heißt, was passiert, wenn ich das Hindernis möglicherweise nicht halten kann? Sind ausreichend Matten vorhanden, die mich abfangen etc.? Im Anschluss sollte man langsam anfangen und sich kleine Ziele setzen. So kann man sich von Mal zu Mal steigern.
Das Gespräch führte Natalie Salewski