Vor wenigen Tagen verriet Biathlon-Superstar Tiril Eckhoff, dass sie in diesem Sommer über ihr Karriereende nachdachte und kurz davor stand, das Gewehr und die Skier ein für allemal in die Ecke zu stellen. Nun hat die Norwegerin nochmals detailliert über ihre Leidenszeit gesprochen und dabei intime Einblick gewährt.
Mit einer Corona-Erkrankung Ende März 2022 begann die Leidenszeit von Top-Biathletin Tiril Eckhoff. Alles habe mit einer "normalen Infektion" angefangen, berichtete die Norwegerin dem Sender "TV2". Sie habe ihren Job anschließend schnell wieder aufgenommen: "Aber ich habe nicht auf meinen Körper gehört."
Sie habe niemanden in ihrem Umfeld enttäuschen wollen und sich dabei Anstrengungen zugemutet, für die ihr Körper noch nicht wieder bereit war. "Ich wollte den Menschen, die mir zur Seite gestanden haben, wirklich etwas zurückgeben, aber das konnte ich dann nicht mehr. Und danach habe ich eine kleine Lebenskrise gespürt, wenn man so will", schilderte Eckhoff.
Biathlon | Eckhoff: "Auf Instagram hat alles gut ausgesehen, aber ..."
Im Juli stand Eckhoff laut eigener Aussagen schließlich kurz davor, ihre Laufbahn zu beenden. "Da standen die Chancen vielleicht 50:50. Auf Instagram hat alles gut ausgesehen, aber die Realität war das nicht", sagte sie zu ihren Urlaubsbildern, die sie in dieser Zeit auf der Plattform postete und die sie scheinbar gut gelaunt zeigten.
Was der Norwegerin damals besonders schwer zusetzte, war eine Form der Schlaflosigkeit, die sie psychisch wie physisch beanspruchte. Darüber sprechen wollte Eckhoff im Sommer aber nicht. "Warum sollte ich?! [...] Es ist so dumm, weil Menschen Krebs bekommen, mentale Probleme haben und alles. Und dann soll ich sagen, dass ich Probleme habe, einzuschlafen?", verriet die 32-Jährige, dass es ihr schlicht peinlich war, über ihre Erkrankung zu sprechen.
Biathlon: "... dann bin ich gecrasht und habe das Leben gespürt"
Früher habe sie das Problem der Schaflosigkeit nicht ernstgenommen: "Und dann bin ich gecrasht und habe das Leben gespürt." Als Sportler sei man gewohnt, dass sich alles nur um das Training drehe und man funktionieren müsse: "Aber ich habe herausgefunden, dass ich sehr menschlich bin. Das hat mir einen schweren Schlag versetzt."
Sie habe sehr lange unter ihrer Schlaflosigkeit gelitten, ergänzte Eckhoff, die über die Krankheit sagte: "Das würde ich meinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Es war sehr ernst. [...] Wenn dir jemand erzählt, er kann nicht schlafen, denkt man sich, wie schlimm kann das schon sein? Aber es ist wirklich furchtbar. Das weiß ich jetzt."
In ihren schlaflosen Nächten habe sie vieles versucht, sagte die Norwegerin: "Ich habe Yoga gemacht, meditiert und alles versucht. Und dann habe ich viel darüber nachgedacht, ob Corona das sein wird, das die Karriere von Tiril Eckhoff beendet."
Am Ende kam es zum Glück anders. Mittlerweile hat die Norwegerin ihre Krankheit im Griff. So richtig fit ist sie nach den schweren Monaten zwar noch nicht, aber das ist im Moment sowieso noch zweitrangig. "Um ehrlich zu sein: Nach allem, was passiert ist, habe ich eine komplett kranke Perspektive bekommen. [...] Ich genieße den Biathlon-Sport jetzt auf andere Art und Weise. Und das bereitet mir viel Freude."